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Psalm 27,1

Psalm 27,1

Andachten

Dass ich mich so trösten darf, habe ich Deinen Leiden zu verdanken, Herr Jesu. Wie muss ich mich schämen vor der Liebe, die alle Schmach und Qual übernimmt, und sich so erbärmlich zurichten lässt, dass selbst Pilatus, als Du wieder vor ihn gebracht worden, Dich in größter Bewunderung dem Volke mit dem Aufruf vorstellt: „Sehet, welch ein Mensch!“ und es durch Deine Jammergestalt zum Mitleiden gegen Dich bewegen will. O lass doch Deinen heiligen Geist diese Worte mir immer in mein Herz hineinrufen: „Siehe, welch ein Mensch ist Jesus für dich geworden!“ Siehe, wie Er an deiner Stelle steht! Siehe, wie hoch Er dich geliebt hat! Aber Herr Jesu, Du weißt, wie ich so blind und untüchtig bin, Dich zu sehen, und wie meine Augen eher auf alle Kleinigkeiten fallen als auf Dich. Darum erleuchte die Augen meines Gemütes, und ziehe sie immer auf Dich und Deine Marter, Du Magnet der Liebe. – „Sehet, welch ein Mensch!“ Ja, Herr, ich will sehen; Du sollst mir allezeit vor Augen sein, Deine Martergestalt will ich mir tief ins Herz drücken, damit sie meine Sünde strafe, mein Fleisch kreuzige, meine Seele heilige; Dein Bild, Du Schmerzensmann, soll mich überall begleiten, auf jedem Wege, damit ich richtig vor Dir wandle, in jeder Versuchung, damit dieser Anblick mich schütze, in jeder Not, damit er mich tröste, durch diese Passionswochen, damit sie für mich reich gesegnet seien, durch meine ganze Lebenszeit, damit ich für den Himmel mich bereiten, in meiner Todesstunde, damit ich selig sterben möge. Du bist mein Licht und mein Heil, spreche ich jetzt auch mit David und mit viel mehr Grund als er, vor wem sollte ich mich fürchten? Du bist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Wenn sich schon ein Heer von Seelenfeinden wider mich legte, Du deckest mich mit Deinem Verdienst und verbirgst mich in Deinen Wunden. Wenn alle Freunde, Vater und Mutter, mich verlassen sollten, Du kannst und wirst mich niemals verlassen. Herr Jesu, Dir leb’ ich; Herr Jesu, Dir sterb’ ich; Herr Jesu, Dein bin ich tot und lebendig. Amen. (Friedrich Arndt)


Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?
Der Herr ist mein Licht und mein Heil.“ Hier ist ein persönlicher Anteil vorhanden: „mein Licht“, „mein Heil“; die Seele ist dessen gewiss, und darum bezeugt sie's bestimmt. In der neuen Geburt wird in die Seele Licht ausgegossen als der Vorläufer des Heils; wo nicht genug Licht ist, um uns unsere Dunkelheit zu zeigen und uns ein Verlangen nach dem Herrn Jesus einzuflößen, da ist keine Gewissheit der Seligkeit. Nach der Bekehrung ist Gott unsere Freude, unser Trost, unser Führer, unser Lehrer und in jeder Hinsicht unser Licht: Er ist Licht in uns, Licht um uns, Licht, das von uns zurückgestrahlt wird, und Licht, das uns offenbart wird. Beachte wohl, es heißt nicht bloß, dass der Herr Licht gibt, sondern: Er ist das Licht; auch nicht, dass Er das Heil gibt, sondern: Er ist das Heil; wer sich also durch den Glauben Gott zugeeignet hat, hat alle Bundesgnaden in seinem Besitz. Nachdem diese Wahrheit uns zur Gewissheit geworden ist, führt uns unser Schriftwort die Folgerung, die sich daraus ergibt, mit der Frage zu Gemüt: „Vor wem sollte ich mich fürchten?“ Eine Frage, die ihre eigene Antwort ist. Die Mächte der Finsternis brauchen wir nicht zu fürchten, denn der Herr, unser Licht, zerstört sie; und vor der höllischen Verdammnis darf uns nicht grauen, denn der Herr ist unser Heil. Das ist eine ganz andere Herausforderung als die des ruhmredigen Goliath; denn sie verlässt sich nicht auf die betrügliche Kraft eines fleischernen Arms, sondern auf die gewisse Macht des allüberwindenden Jehovah. „Der Herr ist meines Lebens Kraft.“ Hier ist eine dritte leuchtende Wahrheit, die uns zeigt, dass des Sängers Hoffnung mit einer dreifältigen Schnur geknüpft ist, die nicht reißt. Wir dürfen die Ausdrücke unseres Lobes wohl häufen, wo der Herr Seine Gnadenwirkungen so reichlich über uns ausgießt. Unser Leben empfängt alle seine Kraft von Gott, und wenn es Ihm wohlgefällt, uns stark zu machen, so vermögen alle Ränke des Widersachers uns nicht zu schwächen. „Vor wem sollte mir grauen?“ Diese kühne Frage schaut in die Zukunft, wie in die Gegenwart, „Wenn Gott für uns ist“, wer mag wider uns sein? (Charles Haddon Spurgeon)


Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?
Wie leicht ist es, dich zu finden, Herr, mein Gott! und doch wie Viele bleiben fern von dir! Blicke ich zum Himmel empor, so bist du da; er ist der Thron deiner Herrlichkeit. Schaue ich um mich her auf dieser Erde, ich fühle überall deine heilige Nähe; sie ist deiner Füße Schemel. Sehe ich zurück auf mein vergangenes Leben, auch da leuchtet mir dein väterlich Angesicht; deine Hand hat mich geleitet von Kindheit an, und deine Weisheit hat mich sicher geführt durch alle Unruhe und Dunkelheit des Lebens. Steige ich hinab in des Herzens Tiefe, auch da bist du; es ist die Wohnung deines Geistes, die Stätte deines Friedens.

Wohin ich gehe, folgst du mir nach, wo ich bin, da bist auch du. Du kennest selbst meine Gedanken und Bestrebungen, und Alles schreibst du nieder in dein Buch, es sei gut oder böse. Heller als die Sonne sind die Augen, mit denen du die Wege deiner Menschenkinder beschauest. Auch mich sahen sie schon, da ich noch gebildet ward. Auf hoher Warte stehest du gleichsam und richtest deinen Blick so unablässig auf mich, als hättest du Himmel und Erde und alle andern Kreaturen vergessen. Ich habe ein Wort vernommen und es ist eingedrungen in mein innerstes Leben und stehet geschrieben in meinem Herzen, dass du mein Vater bist und mich erlösen willst von allem Übel des Lebens, dass der Himmel mein Vaterland und meine Pilgerreise die Wallfahrt in die Heimat ist.

Darum suche ich dich allenthalben, mein treuer Gott und Vater, und verlange nach deiner Hilfe und nach deinem Rate. Ohne dich und deinen eingeborenen Sohn kann ich den Weg, die Wahrheit und das Leben nicht finden; er, der treue Hirt, muss mich durch die Wüste führen ins gelobte Land. Ohne dich habe ich keine Freude und keinen Frieden; ohne dich kann ich die Sünde, die Welt und den Tod nicht überwinden, ohne dich in das Reich des ewigen Lichtes nicht eingehen. Wer aber unter dem Schirme des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der hat in dem Herrn einen starken Hort und eine feste Zuversicht, der kann zu ihm sprechen: „Herr, meine Zuflucht und feste Burg, mein Fels, auf den ich baue, mein Gott, auf den ich hoffe!“ Siehe, mein Gott, ich hoffe und baue auf dich und befehle dir mein Herz und Leben und alle meine Wege. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele und führet mich auf rechter Straße. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich. Amen! (Christian Wilhelm Spieker)


Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollt' ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein Antlitz suchen. Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich; aber der Herr nimmt mich auf. Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt, und harre des Herrn.

Das ist das rechte Gottvertrauen, das ist getroster Glaube, sprechen: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Der Herr ist meines Lebens Kraft. Ja, wer das sprechen kann, vor wem sollte der sich fürchten? Wollen denn auch wir einen solchen freudigen Mut haben in aller Not, dann müssen wir bleiben im Hause des Herrn und in seinen schönen Gottesdiensten; wir müssen mit unserm Herzen heimisch werden in seinem Wort und seiner Offenbarung, und dadurch fest gegründet in seiner Gnade und Treue. So empfangen wir ein festes Herz. Wenn dann auch uns Angst und Gefahr umlagert, dann wissen wir's: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Du bist meine Hilfe. Dann halten wir uns an den Trost seines Wortes: Ihr sollt mein Angesicht suchen. Dann kommen wir aus aller Angst zu dem seligen Schluss: Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt, und harre des Herrn. Dass wir nur auch mit rechter Treue in seinem Worte wandeln; dass wir nur auch in seiner Gemeinschaft unserer Seele Frieden suchen, unseres Lebens Kraft und Heiligung; dass wir ihn nur auch über Alles fürchten, lieben und vertrauen! (Adolf Clemen)


Der HErr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?

Der HErr Christus, unser Erlöser, wird im Alten und Neuen Testament sehr oft unser Licht und Heil genannt; als: Jes. 49,6: Ich habe Dich zum Licht der Heiden gemacht, dass Du Mein Heil seiest bis an der Welt Ende. Gleichwie in der Sonne das Licht, und sie der Brunnen des Lichts ist, die den Mond und alle Sterne erleuchtet, und ihnen ihre Kraft und Leben gibt, also ist in Christo alles Licht der Erkenntnis Gottes, als unsers Vaters, all unser Leben und Seligkeit verfasst. Die Ursache aber, dass Er unser Licht und Heil sei, ist diese, dass Er der wahre, lebendige, allmächtige Gott selbst ist; denn es kann in keinem andern alle unser Heil sein, denn in dem, der Gott selbst ist, weil Niemand die verdorbenen Kreaturen wieder gut machen, wieder zu ihrer Vollkommenheit bringen, von der Verderbnis, Fluch und Tode erretten, segnen und lebendig machen kann, denn Gott allein. Die Frucht und der Nutzen dieses Lichts und Heils aber ist, dass wir uns vor nichts fürchten dürfen. Wider alle Finsternis, Furcht, Schrecken, Zagen, wider den Teufel, die Welt und alle Feinde ist dieses Licht und Heil unser Trost und Friede.

Mein Jesus ist mein Ehre, Mein Glanz und schönes Licht, Wenn der nicht in mir wäre, So dürft und könnt ich nicht Vor Gottes Augen stehen Und vor dem Sternensitz, Ich müsste stracks vergehen Wie Wachs in Feuers Hitz. (Johann Arnd)

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at/19/psalm_27_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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