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Johannes 16,12

Johannes 16,12

Andachten

“Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnet es jetzt nicht tragen.“
Wenn Jesus uns ein Wort sagt, dann gibt's daran etwas zu tragen. An manchen geheimnisvollen Worten tragen wir lebenslang. Den Jüngern hat er wohl das, was er jetzt in weiser Schonung und Zurückhaltung noch nicht sagte, zwischen Ostern und Himmelfahrt mitgeteilt, und manches andere hat ihnen nach Pfingsten der Geist unter der Entwicklung der Gemeinde und unter dem Gang der Ereignisse klar gemacht. Man kann aber auch von unserem Leben mit Jesus sagen: es gab Stufen, auf deren tiefster wir nicht hätten tragen können, was die höchste uns selbstverständlich macht. Denke nur an die Stellung zum Leiden und zur Selbsthingabe! Was haben wir da im Lauf der Jahre für eine Wandlung durchgemacht. Nur sei ebenso zurückhaltend in der Art, wie du deinen Wahrheitsbesitz Kindern und unreifen Christen offenbarst. Sie können auch nicht alles tragen, was dir langsam wertvoll und groß geworden ist. - Aber es ist noch ein Gedanke in unserem Text: er hat auch uns alten Christen noch viel zu sagen, wofür wir jetzt nicht reif sind. Darauf freuen wir uns, dass die Ewigkeit dafür lang genug, und wir dann stark genug zum Tragen sein werden.

Wir danken dir, Herr Jesus, für alles, was du uns jetzt sagst und für alles, was du uns jetzt verschweigst. Wir können über dem, was wir haben, warten in Geduld auf das, was du uns später geben kannst und willst. Gelobt seist du, O Christus! Amen. (Samuel Keller)


Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnts jetzt nicht tragen.
Es waren die Jünger bereits eine ziemliche Zeit in der Schule Christi und hatten manche Wahrheiten gelernt und gefasst; gleichwohl sagt ihnen Christus, dass sie noch vieles zu lernen hätten, welches sie aber noch nicht tragen könnten. Christus hätte es ihnen zwar wohl sagen können, dass sie es hätten auswendig lernen, oder nach dem menschlichen lngenio oder auch Judico hätten verstehen können. Aber es war bei ihnen die Zeit noch nicht, da sie starke Speisen vertragen konnten. Gleichwie nun für Anfänger Milch gehört, also muss man noch immer auch bei weiterem Fortgang unter den Dingen, die man lernen soll, einen Unterschied machen. Christus hat in der Information seiner Jünger bis zu der Ausgießung des heiligen Geistes die Methodum subjectivum gebraucht. Es ist aber die methodus subjectiva, da man sich in der Information nach der Capacitate subjectorum akkommodiert. Es gibt aber eine zweifache Kapazität, die durch die Kultur kommt, und eine Kapazität, die mit den Jahren kommt; denn es ist auch natürlicher Weise nicht alle Fassungskraft zugleich da, wie man z. B, die Zähne nicht gleich mit auf die Welt bringt, sondern man bekommt sie erst eine Zeit lang hernach, und zwar nicht alle zugleich, sondern sukzessive. Die besonderen Seelenkräfte wollen ihre gewisse Zeiten haben. Ich wünschte deswegen, dass in der Psychologia empirica in dem Unterschied des Alters die besonderen Kräfte und Neigungen bemerkt und angezeigt werden möchten. Es können daher Lehrer und Lernende fehlen, wenn sie meinen, es müsse diese oder jene Sache präzise jetzt gelernt werden. Es wäre aber ein großer Vorteil, wenn man nach der Kapazität untersuchte, welche Sache jetzt, und welche Sache jetzt noch nicht gelernt werden sollte, und wenn man Alles auf die rechte Zeit würde anstehen lassen. Nach dem gegenwärtigen Status fordert man zwar Manches, welches außer der rechten Zeit ist; weil aber der Status Keinem die Kapazität mitteilt, so ist man bei manchem Subjekt genötigt, von dem Status abzugehen, und eine gewöhnliche Sache jetzt zu unterlassen, und sie auf eine andere Zeit anstehen zu lassen. (Johann Flattich)


Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Die ganze Wahrheit verheißt mir Jesus und die Größe jener Verheißung bringt mich wieder zum Staunen. Denn ich weiß ja, was für eine Mischung ich in mir trage, Richtiges und Verkehrtes, Wahres und Einbildung. Ich erlebe es beständig, dass meine Gedanken durch den Fortgang der Ereignisse berichtigt werden und die Dinge später anders aussehen als dann, wenn ich handle. Aber mein Staunen hat wieder seinen Grund darin, dass ich mich selbst beschaue und in mir selbst meinen Stützpunkt suche. Jesus hat nicht seinen Jüngern gesagt, dass sie die ganze Wahrheit in sich tragen. Das sagt er vom Geist Gottes, der sie führt. Nun ist deutlich: hier gibt es nur Grund zum Danken und nur die entschlossene Willigkeit, der Leitung des Geistes zu gehorchen. Gerade weil die Christenheit nur schrittweise voran kommt und in ihrem inneren Leben ein beständiges Sterben erfährt, da ihre Gedanken verwelken und ihr Verhalten sich wandeln muss, hat ihr Jesus gesagt: Ich lasse euch nicht allein, sondern gebe euch einen Führer, und dieser ist nicht halbblind und nur mit einem Stück der Wahrheit eins, sondern die ganze Wahrheit ist sein Eigentum. Wir haben dringend einen Maßstab nötig, an dem wir die Gaben des Geistes erkennen. Wahrheit, nichts als sie, lautere, ungemischte Wahrheit, sagt uns Jesus, ist das, wodurch der Geist euch regiert. Alles, was unecht und künstlich ist, stammt nicht aus dem Geist. Darum gibt es aber auch keine Lage, in der uns der Geist nicht leiten könnte, die etwas anderes von uns forderte, als dass wir seiner Führung gehorsam seien. Folge dem Geist; er führt dich nicht in Selbsttäuschung, sondern befreit dich von ihr, und leitet dich nicht auf schwankende, unsichere Wege, sondern macht deinen Gang gerade und sicher. Darum gib gern deine Meinungen und Gewohnheiten auf, wenn der Geist dir sagt: tu sie weg; du verlierst nichts; und öffne seine Seele mit herzlichem Begehren für das, was der Geist dir zeigt. Denn das, was er dir gibt, ist Wahrheit und nichts als sie.
Dich, der Du das Licht der Welt bist, will ich loben und meine dunkle Seele zu Dir bringen, damit Du Deinen Schatz in sie legst, Deine Wahrheit, die meine Eitelkeit vertreibt und meine falsche Liebe reinigt, dass ich in der Leitung Deines Geistes Deinen Willen tue. Amen. (Adolf Schlatter)

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nt/43/johannes_16_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
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