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Philipper 4,5

Philipper 4,5

Andachten

Eure Lindigkeit lasst kund sein allen Menschen.

Die Freude macht das Herz weich und weit, mild und sanft. Schon die irdische Freude tuts. Siehe den Geizigen, den Unversöhnlichen, dem das Geben und Vergeben so hart ankommt: an dem Tage, wo ihm eine große Freude zu Teil wird, da öffnet er Hand und Herz. Wenn ihr Freudentage in eurem Hause feiert, da könnt ihr gar nicht Andern ein Leid zufügen, hart und rau gegen sie sein. Schon die irdische Freude macht die Herzen lind; wie viel mehr aber die Freude im Herrn! Freuen wir uns doch in ihr der wunderbaren Lindigkeit Gottes; der Lindigkeit Dessen, der sanftmütig und von Herzen demütig ist. Diese seine Lindigkeit soll in uns übergehen, und ach, wie sehr bedürfen wir dessen! Wir sind ja von Haus aus nicht linden Herzens. Wir sind von Natur hart, stolz, anspruchsvoll, rechthaberisch, unbarmherzig. darum gesegnet das Weihnachtsfest, wo ein linder Hauch die Herzen berührt, die sonst kalt und hart sind. Ja die Freude am Herrn, sie soll alle Härte und Kälte unsres Herzens lösen. Und was das Herz erfüllt, es werde dann auch kund, kund im freundlichen Gesicht, kund in den Worten, dass in diesen Tagen Keiner den Andern erzürne und kränke, erbittre und verletze, kund in den Werken, im Geben, Vergeben und Dienen, und zwar gegen alle Menschen. Lasst eure Lindigkeit kund sein allen Menschen. Nun wohlan, so geh denn in diesen Tagen hin, und wo dir Einer weh getan, da vergib; und wo du Einen gekränkt, da versöhne ihn; wo du mit Einem im Streit gelebt, da sprich das freundliche Wort, nach dem er sich vielleicht schon so lang gesehnt, und lass denen vor allem deine Lindigkeit kund werden, an die Keiner denkt, für die keine Hand sich rührt. Am hellsten aber lass das Weihnachtslicht in deiner nächsten Nähe scheinen, in deinem Hause. Da, zwischen Mann und Weib, Eltern und Kindern, Brüdern und Schwestern, da weiche in diesen festlichen Tagen alles harte, zornige, mürrische Wesen, aller Unfriede; da walte Lindigkeit und Güte. O großer Friedefürst, der du wieder nahe bist, gib uns deinen Frieden. Ewige Liebe, die wir wieder schauen, erfülle also unsre Herzen, dass wir über der Krippe die Hände einander reichen in Vergebung und Liebe zum Preise deiner Herrlichkeit. Amen. (Adolf Clemen)


Ist der Herr nahe - einerlei, ob man an seine nahe Wiederkunft denkt oder an seine tägliche dauernde Gegenwart -, dann muss ein solch nahes Licht, darüber sich unser Herz freuet, einen Widerschein auf unser Gesicht werfen. Aber nicht nur leuchtende Augen und singende Lippen will diese Freude schaffen, sondern auch Freundlichkeit im Umgang und milde, zum Helfen und Geben geöffnete Hände. Können die Knechte, die jeden Augenblick bereit sind, mit Jauchzen dem nahenden Herrn die Türen weit aufzutun, sich noch zanken und streiten? Oder denken wir an Kinder, die dicht vor der Weihnachtsbescherung stehen; dürfen sie sich balgen und schlagen? Wir suchten als Kinder am Nachmittag vor der Bescherung unsere alten Spielsachen durch, um sie, bevor wir die neuen empfingen, den Kindern unserer armen Waschfrau zu bringen. Wir waren ja so gewiss, dass wir was Besseres bekämen, dass wir die alten Sachen wegschenken konnten. Wenn du Jesus geschenkt bekommst, was könntest du vorher nicht alles weggeben? Weil er uns große Freude macht, sollten wir nicht vorher schon unsere Lindigkeit kund sein lassen allen Menschen, deren wir habhaft werden. Vorher? Ach, er hat uns ja schon längst vorher so reich gemacht durch seine Liebe!

Herr Jesus, du bist unser Geschenk! Rühre unsere Herzen, dass wir nicht anders können, als andern armen Menschen, die dich nicht kennen, mit beiden Händen Freundlichkeit hintragen und Liebe erweisen, soviel als möglich. Amen. (Samuel Keller)


Wenn kein Gott wäre, so möchtest du dich billig vor den Bösen fürchten; aber nun ist nicht allein ein Gott, sondern Er ist nahe; Er wird dein nicht vergessen, noch dich verlassen; sei du nur gelinde allen Menschen, und lass Ihn für dich sorgen, wie Er dich ernähre und schütze. Hat Er dir Christum gegeben, das ewige Gut, wie sollte Er dir nicht auch geben des Bauches Notdurft? Er hat noch viel mehr denn man dir nehmen kann: Du hast auch schon mehr denn aller Welt Gut, weil du Christum hast; davon sagt Ps. 55,23: wirf dein Anliegen vor den Herrn, so wird Er dich versorgen. Und 1 Petr. 1,7: werft alle Sorge auf Ihn, denn Er sorgt für euch. Und Christus, Matth. 6, 25: Seht an die Lilien auf dem Felde, und die Vögel des Himmels. Das ist alles so viel gesagt: Der Herr ist nahe; drum folgt: Sorgt nicht. - Nicht eine Sorge habet für euch, lässt Ihn sorgen, Er kann sorgen, den ihr nun erkannt habt. - Heiden sorgen, die nicht wissen, dass sie einen Gott haben; wie Christus auch sagt (Matth. 6, 31, 32): Sorgt nicht für eure Seele, was ihr essen oder trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr antun sollt. Nach solchem allen trachten die Heiden; aber euer Vater im Himmel weiß, dass ihr solches bedürft. Darum lass nehmen und Unrecht tun die ganze Welt, du wirst genug haben und nicht Hungers sterben oder erfrieren, man habe dann dir deinen Gott genommen, der für dich sorgt. Wer will dir aber Den nehmen, wo du Ihn dir nicht selbst fahren lässt? Darum haben wir keine Ursache zu sorgen, weil wir Den zum Vater und Schaffner haben, der alle Dinge in seiner Hand hat, auch die, so uns was nehmen und beschädigen, mit alle ihrem Gut; sondern wir sollen immer fröhlich auf Ihn sehen und allen Menschen gelinde sein, als die gewiss sind, dass wir genug haben werden an Leib und Seele, und allermeist, dass wir einen gnädigen Gott haben; welchen, so nicht haben, die müssen wohl sorgen. Unsere Sorge soll sein, dass wir ja nicht sorgen und nur Gott fröhlich und den Menschen gelinde sein; davon sagt auch der 37te Ps. V. 25: Ich bin jung gewesen und alt geworden, und habe nicht gesehen den Gerechten verlassen und seine Kinder nach Brot gehen. Und Ps. 40,18: Der Herr sorgt für mich. (Martin Luther)


St. Paulus braucht (Phil. 4,5) ein griechisch Wort, welches wir verdeutscht haben: Lindigkeit, wiewohl das deutsche Wort nicht völlig erreicht den griechischen Verstand; denn es begreift sehr viel in sich und drückt aus die Tugend damit sich der Mensch allen Menschen liebreich und gefällig macht, und sich in Jedermanns Weise schickt, ob Niemand einen Verdruss hat, Jedermann wohltut, Jedermann nachgibt und Alles leidet und verträgt, was er ohne Sünde leiden kann, auch den Verlust seiner Güter, Leibes und Ehre, und was ihm sonst begegnen mag. Denn er sucht nicht das Seine, sondern was Vielen nützlich ist, dass sie selig werden. Ein solcher Mensch, der nicht sucht das Seine, sondern was eines Andern ist, der muss je Jedermann lieb und wert sein, denn er ist Niemand beschwerlich, unbillig, noch verdrießlich. (Martin Luther)


Der HErr ist nahe. Sorgt nichts.

Weil der HErr nahe ist, soll man seine Lindigkeit kund werden lassen allen Menschen, folglich den Eifer über das Böse, das von den Menschen geschieht, sich nicht zum Richten und Verdammen hinreißen lassen, aber auch der Empfindung des Unrechts, das man selber leiden muss, nicht so weit nachhängen, dass man dächte, es sei keine Gerechtigkeit, welche dem Unschuldigen helfe und das Recht ans Licht bringe, und man sei deswegen gezwungen, selber Rache auszuüben. Aber nein: der HErr ist nahe, und wird bald den Erdboden richten mit Gerechtigkeit, und einem Jeden, der Unrecht getan hat, seine Bosheit vergelten, dem Unschuldigen aber, der unterdrückt worden ist, helfen. Paulus sagt ferner: sorgt nichts; warum? Weil man beten darf. Wenn man so etwas haben sollte, das man nicht hat, oder etwas tun, das vielen Bedenklichkeiten unterworfen ist, so soll man seine Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden lassen, und sich nicht mit Sorgen und Bedenklichkeiten verzehren. Wenn man sorgt, so wird man finster und schwach, und macht viele Fehler, aus welchen eine neue Unlust entsteht, wenn man aber mit Bitten und Danksagen betet, so wirft man sein Anliegen auf den HErrn, bleibt heiter, und erfährt bei der Erhörung des Gebets die gnädige Vorsorge des himmlischen Vaters, dessen Rat wunderbar ist, der aber Alles herrlich hinaus führt.

Als der HErr Jesus nach Seiner Auferstehung den Apostel Petrus Joh. 21. dreimal gefragt hatte: Simon Johanna, hast du Mich lieb? und Petrus solches bejahet hatte, so rückte der HErr mit der Weissagung von dem Kreuzestod heraus, welchen Petrus leiden sollte, indem Er Joh. 21,18. sagte: wenn du alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich gürten, und führen, wo du nicht hin willst. Ein Anderer hätte sich entsetzt, und den Leuten, die ihn umbringen würden, zum Voraus in seinem Herzen Böses gewünscht, und überdies gesorgt, wo er die Geisteskräfte zur Erduldung eines langsamen und schmerzlichen Todes hernehmen werde: allein die Liebe zu Jesu, welche auf den Glauben gebaut war, erhob die Seele des Petrus über das Entsetzen, über den Grimm und über alle Sorgen. Als hernach Petrus den Johannes sah, und seinetwegen fragte: HErr, was soll aber dieser? so antwortete Jesus: so Ich will, dass er bleibe, bis Ich komme, was geht es dich an? Folge du Mir nach. Hier hätte auch Johannes sorgen können, weil ihm der HErr Jesus seine künftigen Schicksale und den Ausgang seines Lebens nicht deutlich voraussagte, sondern ihm nur das Bleiben in der argen Welt, bis zu einer gewissen Zukunft des HErrn, die er erleben werde, weissagte. Allein die Seele des Johannes blieb ruhig, weil er wusste, dass sein Bleiben und sein Abschied aus der Welt, und Alles, was ihm dabei begegnen werde, von dem Willen seines HErrn abhänge, der ihn lieb habe, folglich nichts Schädliches über ihn verhängen werde.

Ist unter den zukünftigen Dingen etwas, das ein ernstliches Bedenken und eine fleißige Bereitschaft erfordert, so ist es die Zukunft des HErrn. Man ängstet sich oft über zukünftige Dinge, die nicht kommen, und hofft künftige Begebenheiten, die nicht erfolgen: aber die Zukunft des HErrn ist gewiss und wichtig. Weil wir nun darauf warten sollen, so sollen wir, wie Petrus 2 Petr. 3,14. schreibt, vor Ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werden. (Magnus Friedrich Roos)


Weil der HErr nahe ist, und bald Alles richten wird, soll ein Christ die Bösen nicht streng richten, ihnen nichts Böses anwünschen, und sich nicht selber rächen. Man kann ja das Gericht des HErrn erwarten. Ein Jeder warte nur bis zu seinem nahen Tod; denn nach demselben wird ihn die Bosheit der Menschen nicht mehr ärgern und anfechten, und die Zeit bis zu der wirklichen Zukunft des HErrn für ihn unvermerkt verstreichen. So lange aber dieses Leben währt, ist es eines Christen Schuldigkeit, seine Lindigkeit allen Menschen kund werden zu lassen, V. 5. Auch soll er im Glauben an den HErrn, der nahe ist, nichts sorgen, oder sein Herz nicht mit kümmerlichen Gedanken quälen, wozu die Armut, die Sterblichkeit der Angehörigen, und der Hass der Welt, und insonderheit der Gewaltigen in der Welt eine Veranlassung geben können. Paulus war zu Rom als ein Gefangener. Sein Leben stand in Gefahr, auch litt er, weil sein Handel sehr lang währte, und er sich selbst verkösten musste, Mangel. Welch’ eine reiche Materie zum Sorgen, wenn er nicht geglaubt und gebetet hätte! Aber indem er den Brief an die Philipper mit einem sehr heiteren Herzen schrieb, versicherte ihn der Geist Gottes, dass er diesmal nicht sterben werde, ob er schon dazu willig gewesen wäre, Phil. 1,22-25. Was aber den Mangel anbelangt, so hatte er gelernt, sich genügen zu lassen, und ihn zu ertragen, Phil. 4,11.12. Übrigens hatte er ohne Zweifel wegen desselben auch zu Gott gefleht, und alsdann wurde er höchlich erfreut, als die Philipper, ohne dass er bei ihnen gebettelt hätte, durch die herzlenkende Kraft Gottes wieder wacker wurden, für ihn zu sorgen, und ihm durch den Epaphroditus eine Beisteuer zuschickten, wie sie schon vorher einmal getan hatten, Phil. 4,10-18. Auf gleiche Weise sollen gläubige Christen, anstatt der Sorgen in allen Dingen ihre Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden lassen. Wer den Sorgen nachhängt, behält sein Anliegen bei sich selbst, denkt ihm ängstlich nach und quält sich vergebens. Wer sich aber damit helfen will, dass er nur Menschen um Hilfe bittet, kann noch mehr betrübt werden, wenn sie ihn vergeblich bitten lassen; welches Gott zuweilen deswegen geschehen lässt, damit man lerne, sich zuvörderst bei Ihm zu melden. Lasst also, ihr Christen, euer Bitten im Gebet und Flehen vor Gott kund werden. Er kann trösten, helfen, und wenn Er Menschen als Werkzeuge brauchen will, die Herzen derselben lenken. Das Beten selber macht schon eine Erleichterung, wenn es im Glauben geschieht. Vergesst aber dabei die Danksagung nicht. Danket Gott, ehe euch in dem gegenwärtigen Anliegen geholfen wird; denn ihr genießet doch auch bei demselben schon viel Gutes, und auch das Recht zu beten, das ihr in Christo Jesu habt, ist einer Danksagung wert. Harret alsdann eine Zeit lang, wie denn das Harren im Psalter den Betenden oft empfohlen wird. Paulus musste auch harren, bis ihm die Philipper etwas schickten; denn die Zeit litt es vorher nicht, V. 10. Bald kann aber der Harrende sagen: da dieser Elende rief, hörte der HErr, und half ihm aus seinen Nöten. (Magnus Friedrich Roos)

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nt/50/philipper_4_5.txt · Zuletzt geändert: von aj
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