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Johannes 16,13

Johannes 16,13

Andachten

Wenn Jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.
Der Religionsunterricht ist in den hohen und niederen Schulen unter den Christen so eingerichtet, dass man die Schüler ohne einen langen Aufenthalt durch alle Artikel des christlichen Glaubens durchführt, und von ihnen fordert, dass sie dieselben nach der angehörten Auslegung verstehen sollen. Die Mäßigung, die man hierbei beobachtet, besteht meistens nur darin, dass man auf diejenige Fähigkeit der Schüler sieht, welche von den Kräften der Natur und von ihrem Alter bestimmt wird, und sich im Unterricht danach richtet. Die Lehrart des HErrn Jesu war gar anders. Er sagte Seinen Jüngern innerhalb zwei Jahren und etlichen Monaten nicht Alles vor, was sie wissen sollten, sondern richtete sich hierin nach ihrer geistlichen Fähigkeit, oder nach dem Maß ihrer von Gott empfangenen Erleuchtung, und sagte zuletzt: Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt’s jetzt nicht tragen, oder fassen. Warum nicht? Fehlte es ihnen an der natürlichen Fähigkeit? Diese war aber nach etlichen Wochen ebenso beschaffen, wie sie damals war. Fehlte es ihnen an der Reife des Alters? Diese Reise hatte aber nach etlichen Wochen nicht merklich zugenommen. Oder hatten sie etwa die Anfangsgründe der christlichen Lehre, welche zur Erläuterung der übrigen Artikel nötig sind, noch nicht gefasst? Sie hatten sie gefasst, und es wäre dem lieben Heiland nicht schwer gewesen, das Übrige schlussmäßig daraus herzuleiten. Wo fehlte es denn den Aposteln, dass sie Vieles von der evangelischen Wahrheit noch nicht tragen konnten? Es fehlte ihnen an einem reicheren Maß der Gabe des Heiligen Geistes. Warum gab ihnen aber der Heiland dieses reichere Maß nicht vor Seinem Leiden? Weil es nicht ziemend gewesen wäre, und weil sie durch die zermalmende Traurigkeit und Angst, von welcher Er Joh. 16,20.21.22. redet, derselben vorher fähig werden mussten.

Lasst uns aber hieraus lernen, wie auch wir zur Erkenntnis der seligmachenden Wahrheit gelangen können. Es ist nicht genug, dass wir uns Worte vorsagen lassen, oder solche in Büchern lesen. Auch uns muss der Geist der Wahrheit in die Wahrheit einleiten, welcher deswegen in Ansehung aller Gläubigen Eph. 1,17. ein Geist der Weisheit und der Offenbarung zur Erkenntnis Gottes heißt. Lasst uns also, wenn wir merken, dass uns Weisheit mangle, nicht nur zu Menschen laufen, welche freilich oft Gottes Werkzeuge zu unserer Belehrung sind, aber lasst uns nicht nur auf diese Werkzeuge sehen, sondern vor allen Dingen unsere Herzen und Hände zu Gott erheben, und Ihn um Licht, um Weisheit, ja um den Geist der Weisheit und Wahrheit bitten. Lasst uns auch nicht darauf stolz sein, dass wir die Bibel und andere gute Bücher haben, und lesen können; denn die Bibel nützt uns nichts ohne den Heiligen Geist, gleichwie uns auch der Heilige Geist nichts Anderes lehren wird, als was in der Bibel steht. Lasst uns auch nicht alsbald satt sein, wenn uns etwas von dem Evangelio klar und kräftig worden ist. Die Jünger Jesu durften auch bei dem Maß der Erkenntnis, welche sie vor dem Tod Jesu hatten, nicht stehen bleiben, sondern mussten weiter fortschreiten. Aber auch dieser Fortschritt geschieht durch den Heiligen Geist. In alle Wahrheit will Er uns leiten, damit wir vollkommen oder zu allem guten Werk tüchtige Christen werden. Es geschehe also zur Ehre Gottes. (Magnus Friedrich Roos)


Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.
Die Wahrheit ist gleich einer weiten Höhle, in die wir hineinzugehen wünschen, aber wir sind nicht im Stande, sie allein zu durchwandern. Am Eingang ist sie klar und hell; aber wenn wir weiter gehen und ihre innersten Räume durchforschen wollen, müssen wir einen Führer haben, sonst verirren wir uns. Der Heilige Geist, der alle Wahrheit vollkommen kennt, ist der verordnete Führer aller wahren Gläubigen, und Er führt sie, je nach ihrer Fähigkeit dies zu ertragen, von einer Kammer in die andre, so dass sie die „tiefen Dinge Gottes“ (1. Kor. 2,10) sehen und sein Geheimnis ihnen klar gemacht wird.

Was für eine Verheißung ist dies für den demütig forschenden Geist! Wir wünschen die Wahrheit zu kennen und in sie einzudringen. Wir sind uns unsrer Geneigtheit zum Irregehen bewusst und fühlen die dringende Notwendigkeit eines Führers. Wir freuen uns, dass der Heilige Geist gekommen ist und unter uns bleibt. Er lässt sich herab, unser Führer zu sein, und wir nehmen froh seine Führerschaft an. „Alle Wahrheit“ wünschen wir zu lernen, um nicht einseitig und aus dem Gleichgewicht zu sein. Wir möchten nicht gern über irgend einen Teil der Offenbarung in Unwissenheit bleiben, aus Furcht, dass wir dadurch eines Segens verlustig gehen oder Sünde auf uns laden könnten. Der Geist Gottes ist gekommen, auf dass Er uns in alle Wahrheit leite: lasst uns mit gehorsamem Herzen auf seine Worte merken und seiner Führung folgen. (Charles Haddon Spurgeon)


Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.
In alle Wahrheit will er uns leiten. Es steht nicht da, dass uns der Geist bloß belehren will. Das bloße Lehren klingt so leer. Wo bloß gelehrt wird, nimmt es der Kopf allein auf. Er will uns leiten in alle Wahrheit. Fühlst du, was darin liegt? Wir sollen in dieselbe nicht allein mit den Gedanken eingehen. Nein, sondern der ganze Mensch mit Geist, Seele und Leib soll sich vom Geiste an die Hand nehmen und in die heilige Wahrheit Gottes hineinführen lassen. Da wird sie nicht allein erlernt, sondern auch erlebt. Da wird sie unser Besitz nach unserm ganzen Umfange. Da haben wir sie fest. Solche Lehrart ist eines solchen Meisters würdig. Willst du dich auch so lehren und leiten lassen, siehst du dein Erlerntes auch so an, dass der ganze Mensch hinein muss? Willst du dich in die einzige Wahrheit hineinführen lassen? Oder willst du sie dir nur ein wenig um den Verstand wehen lassen, wie der Wind um das Haupt weht? Tue es nicht! Wir haben lange genug Christum als einen Weisen behandelt, dessen Sprüche man eben lernt, wie man andere Sprüche lernt. Der Herr will gelebt werden, um erkannt zu werden. Der Geist will Christum in uns nicht erklären sondern verklären. Das ist seine letzte Arbeit. Zuerst scheidet er die Gläubigen aus der Welt heraus, dann leitet er sie in den Herrn hinein, endlich verklärt er Christum in ihnen. Was ist das? –Der ganze Christus zieht in unsere Seelen ein. Die großen Stationen seines Lebens kommen in uns wieder. Sein Kreuz wird unser Kreuz. Eigne Lust und eigner Wille werden ans Kreuz geschlagen und wir leiden's gern. Sein Grab wird unser Grab. Wir werden täglich samt Christo begraben in den Tod, und wir leiden's gern. Seine Gerechtigkeit wird unsere Gerechtigkeit und wir opfern die eigene gern. Seine Himmelfahrt wird unsere Himmelfahrt. Wir verzichten gern darauf, selbst hinaufsteigen und uns eine Stätte bereiten zu wollen. Wir preisen ihn täglich, dass er sie uns bereitet hat. Seine Heiligkeit wird unsere Heiligkeit. Wir loben und danken dafür, dass das Haupt die Glieder im neuen Gehorsam sich nachzieht. Seine Herrlichkeit wird unsere Herrlichkeit. Wir wollen keine andere Krone haben als die Gnadenkrone. Ist es dem heiligen Geiste gelungen, einen Christen dahin zu führen, dann hat er den Herrn in ihm verklärt, dann spiegelt sich das ganze Bild Christi in ihm wieder ab. Solche Seele hat dann der Sohn durch den heiligen Geist gewonnen. Er bringt sie dem Vater wieder. Sie ist ein Kind, das verloren war und wieder gefunden ist, das tot war und wieder lebendig geworden ist. An ihm ist der ganze Heilsrat vollendet. Es ruhet wieder an dem Herzen seines Vaters. Barmherziger Vater, der du uns erlöst hast in deinem lieben Sohne, verkläre ihn in unsern Herzen durch den heiligen Geist, damit er uns, erneuert in sein Wesen und Bild, einst als deine wiedergefundenen Kinder dir wiederbringen und dir ans Herz legen könne. Amen. (Friedrich Ahlfeld)


Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
Dies bleibt auch der Prüfstein für alle Geister. Wir sollen nicht einem jeglichen Geiste glauben. Mag einer in noch so gewaltiger Rede einherfahren, mag er es dem Fleische noch so angenehm darstellen; wenn er es nicht von dem Seinen genommen hat, wenn es nicht mit Gottes Worte übereinstimmt, ist es doch ein Lügengeist. Dass aber der Geist in alle Weisheit führt, haben wir schon tausendmal erkannt. Die am fleißigsten und demütigsten waren im Gebet, die sind auch am reichsten gesegnet mit christlicher Weisheit. „Fleißig gebetet ist halb studiert,“ sagt ein altes Sprichwort. Woran du dir tagelang den Kopf zerbrochen hattest, das gab dir der Geist nach treuem Gebet oft in einer Stunde. Männer, die wenig durch die Schulen gegangen sind, aber um so mehr durch die Schule dieses Geistes, haben gewaltiger reden und Seelen aufwecken lernen, als solche, die sich aller Weisheit Meister dünkten. Wer es sehen will, der lese das Evangelium und die Briefe und Offenbarung des Fischers Johannes und die Briefe des Teppichmachers Paulus. Dazu führet der heilige Geist die Weisheit nicht in den Kopf allein, sondern auch in Herz und Seele und den ganzen Menschen. Es ist nicht eine Weisheit, mit der du etwa alle Jahre einmal prunken kannst; nein, eine solche, die du alle Tage brauchst, die das tägliche Brot deines Geistes, die lieblichste Erquickung deiner Seele wird.

Herr, heiliger Gott, nur in deinem Geiste gibst du uns einen gewissen Führer durch das Leben. O lass ihn zu uns reden alle Tage dieser neu beginnenden Woche. Er erleuchte uns zu rechter Erkenntnis deines heiligen Willens, dass wir uns in aller Arbeit nach demselben richten. Er gebe uns auch in allen Stunden der Verzagtheit und Sorge den rechten Halt und lasse es uns empfinden, dass wir nicht allein angewiesen sind auf unsere schwache Kraft, sondern auf die Kraft deiner ewigen Weisheit, die du in Christo uns offenbart hast. Amen. (Friedrich Ahlfeld)

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