Hebräer 4,9
Andachten
Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes.
Was wird's einst sein, wenn die müden Streiter, von dem mühseligen Kampfplatz dieser Erde erlöst, auf immer und vollkommen erlöst, eingeführt werden in die ewige Ruhe! Aber etwas Ähnliches ereignet sich hienieden schon, sonderlich alsdann, wenn die geängstigte Seele, sie, die kein Durchkommen mehr sah und ihre Errettung fast für ein Stück der Unmöglichkeit hielt, sie, die sich nicht vorstellen konnte, dass sie je eine fröhliche Stunde auf Erden mehr würde haben, will geschweigen, zu einer wahren Freude und zu der gewissen Versicherung ihrer Begnadigung, ihrer Kindschaft und ihres unbezweifelten Anteils am ewigen Leben gelangen könne, sie, die es nur niederschlug, wenn man ihr Mut zusprechen und sie zum Glauben ermuntern wollte, weil alles gewiss noch einmal ganz gut gehen werde, und die vollends zaghaft wurde, wenn sie andere getrost und freudig sah, wenn eine solche Seele nun oft ganz unerwartet und schnell von der Finsternis zu des HErrn wunderbarem Licht berufen und tüchtig gemacht wird, Seine herrlichen Tugenden zu verkündigen; wenn der Vater den verlorenen Sohn, da er noch fern ist, erblickt, ihm entgegeneilt, umarmt, aufs schönste schmückt und köstlich bewirtet! Da hört man auch einen Gesang und Reigen und oft weiß sich die nun getröstete Seele gar vor Freude nicht zu fassen. „Höchst erwünschtes Seelenleben, Ach, wie unbekannt bist du, Da des Geistes Kräfte streben Nach der goldnen Himmelsruh!“ Amen. (Gottfried Daniel Krummacher)
„Noch vorhanden“, sagt der Apostel, d. h. noch nicht da, sondern zukünftig, immer noch erst zu hoffen ist die Ruhe. Eine Psalmstelle brachte ihn dazu, solches als eine göttliche Verheißung auszusprechen. Es ist, sagt er, diese Ruhe eine andere als die, die das Volk einst im Gelobten Lande fand. Und wie die Israeliten damals, während sie durch die Wüste wandelten, zur Ruhe hingingen, so, sagt der Hebräerbrief, „gehen wir, die wir glauben, der Ruhe zu“ (Hebr. 4,3), d. h. so sind wir hienieden auf dem Wege zur Ruhe Gottes. Auch wie die Israeliten während ihrer Wanderung nie Ruhe, keine bleibende Stätte hatten und mit vielerlei Unannehmlichkeiten, wie sie die Wüste darbot, zu kämpfen hatten, bis sie ins Gelobte Land eingezogen waren: So ist für uns der Gang durchs Erdenleben - als in einer Wüste - lauter Unruhe, er ist voll von Entbehrungen, ist beständigen Wechseln und Widerwärtigkeiten ausgesetzt. bis wir die verheißene Ruhe Gottes haben. Wie ferner die Israeliten während der Wanderung unter einem besondern Schutze standen, wunderbar gespeist und getränkt und erhalten wurden, so hat auch über uns, die wir glauben, der HErr ein wachendes Auge. So stehen wir unter Seinem Schutz; wir werden genährt und gespeist durch Sein Wort und die durch dieses und die Wirkungen des Heiligen Geistes uns dargebotenen Gnadenmittel. Denen, die in Geduld und Glauben ausharren, kann nichts widerfahren, sondern sie kommen sicher zum Ziel. Wie aber endlich die murrenden und ungläubigen Israeliten in der Wüste verfielen und umkamen, ohne in die verheißene Ruhe im Lande Kanaan zu kommen: So haben auch wir während unserer irdischen Wallfahrt uns zu fürchten, dass wir nicht in einen ähnlichen Unglauben verfallen und so die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe, versäumen und dahinten bleiben (Hebr. 4,1.11)!
Die Ruhe, die noch vorhanden ist, tritt wohl schon ein für alle, die in Christus entschlafen. Sie wird aber vollständig erst dann eingetreten sein, wenn aller Kampf aus ist, wenn Himmel und Erde neu ist, wenn die Zeit da ist, da Gott sein wird alles in allem; wenn wir bei Ihm - in Seiner Ruhe - das Höchste erreicht haben, was ein Menschenkind hoffen und erwarten mag! Da „wird Gott abwischen alle Tränen von unsern Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid und Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ (Off. 21, 4). Das wäre dann die Ruhe, die dem Volk Gottes noch vorhanden ist.
Wie wohl wird das tun! (Christoph Blumhardt)
Um uns recht in die Anschauung des Hebräerbriefs und seine Auslegung hineinzuversetzen, stellen wir uns vor Augen, wie es einst mit Israel war.
Dieses war zuerst in Ägypten; und dort war es auf die schon von Abraham her vererbte Verheißung hingewiesen, dass es einst, von allem Druck frei, eine Selbständigkeit in Kanaan bekommen werde. Zunächst musste es auf einen Führer warten, den der HErr senden würde. Nun kam Mose und fing an, das Werk auszuführen. Der Auszug ging vor sich und die Wanderung begann. Auf dieser Wanderung - die ein Leben voll Unruhe war und mitunter drückender erscheinen konnte als das Leben in Ägypten, dem Lande der Knechtschaft - tröstete es sich mit der Hoffnung, bald ins Land der Ruhe zu kommen. Sie hatten ja den Führer, dem sie trauen konnten, und der HErr selbst bezeigte sich ihnen tausendfach.
In der Wüste aber auf dem Wege zum Lande der Ruhe gab es vielerlei Schweres durchzumachen; und die Israeliten hielten sich übel. Einmal versündigten sie sich so sehr, dass Gott das ältere Geschlecht damit bestrafte, dass es ganz in der Wüste absterben sollte, ohne zum Ziel gekommen zu sein; nur das jüngere Geschlecht sollte in das Land der Ruhe gebracht werden. Das letztere eroberte endlich unter Josua das Land. Und nun hieß es, Gott habe sie zur Ruhe gebracht (Jos. 21, 44; 23, 1). Diese Ruhe war insofern da, als sie wieder feste Wohnungen hatten und ein unabhängiges, unter dem unmittelbaren Schutz Gottes stehendes Volk waren. Deswegen konnte diese Ruhe auch schon „eine Ruhe Gottes“ genannt werden.
Aber die rechte Ruhe, die Gott mit der Erwählung Israels überhaupt bezweckte, war damit noch nicht gekommen. Wohl war jetzt Israel frei von Ägypten; aber das Joch der Sünde und der Finsternis drückte es noch so hart - wie die ganze Welt. Von diesem Joch zu entbinden, lag im Plane Gottes. Und hieran zu denken, musste das Volk allmählich gewöhnt werden: an die Hoffnung, eine Zeit kommen zu sehen, da völlige Freiheit gekommen sein und Gott selbst auch in ihren Herzen wohnen und somit ihre Ruhe eine wirkliche Gottesruhe sein würde.
Um diese eigentliche wahre Ruhe herbeizuführen, mussten neue Verheißungen gegeben werden - wie sie freilich auch schon in der alles zusammenfassenden Verheißung vom „Segen Abrahams über alle Völker“ lag (1. Mose 12,3) - und musste ein neuer Führer gleich Mose erstehen, dessen Stimme zu hören wichtig würde. Von diesem redet schon der erste Mose, wenn er sagt: „Einen Propheten wie mich wird der HErr erwecken, dem sollt ihr gehorchen“; und schon dort wurde es gesagt, dass es der HErr von dem fordern würde, der diesen Seinen Knecht nicht hören würde (5. Mose 18, 15ff.).
Hieraus bildete sich die Hoffnung eines Messias (Gottgesandten), der Israel und im Anschluss die ganze Menschheit von den inneren Ketten befreien und so zur vollkommenen Gottesruhe führen sollte. Um diese Hoffnung in sich lebendig werden zu lassen, musste sich das Volk - das schon durch die Propheten zu tieferen Bedürfnissen geleitet worden war - abermals wie in „Ägypten“ fühlen: als in einem Land der Knechtschaft, aus dem sie zu befreien wären, obwohl sie ja äußerlich in der Ruhe waren. Und wie einst Israel in Ägypten nach Befreiung seufzte, so sollte es abermals seufzen
lernen nach der vollkommenen Freiheit, wie sie das ganze Wesen des Menschen verlangt. Daher kommt der merkwürdige Seufzer Davids (Ps. 14,7 und 53,7): „Ach, dass die Hilfe aus Zion über Israel käme und der HErr Sein gefangenes Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen!“ Hier heißt Israel - offenbar mehr geistlich gesehen - ein „gefangenes“ Volk, ohne eigentlich gefangen oder einem fremden Volk unterworfen gewesen zu sein.
Mit Bezug auf diese fernere Hoffnung Israels sagt nun auch David im 95. Psalm: „Heute, so ihr Seine Stimme höret“ - das heißt, wie man sich die Auslegung im Hebräerbrief denken muss: Wenn einmal der HErr, der Verheißene erscheinen und Seine Stimme zum Auszug aus aller Knechtschaft vernehmen lassen wird -, „so verstocket eure Herzen nicht wie vormals!“ Sonst geht es wieder wie unter dem ersten „Mose“ in der Wüste und ihr kommt - um es gleich nach dem Hebräerbrief zu nehmen - um die neu-verheißene Gottesruhe! Ihr kommt abermals in der „Wüste“ doch noch um, auch nachdem ihr schon durch den Glauben an Christus gleichsam „aus Ägypten“ ausgezogen seid! So führt es denn der Hebräerbrief im 3. und 4. Kapitel näher aus.
Derselbe spricht mit Juden, die an den HErrn Jesus, den „Apostel“, wie Mose es war (Hebr. 3,1) gläubig geworden waren und die sich nun wie alle Gläubigen als aus „Ägypten“ ausgewandert, auf dem Wege durch „die Wüste“ zur Ruhe Gottes hin befanden. Viele dieser Juden - durch Trübsale aller Art und durch Verfolgungen gedrängt, welche ihr Bekenntnis nach sich zog - murrten auf dem Wege wie einst Israel, als es ihnen an allerlei gebrach. Und sie sehnten sich namentlich nach den gottesdienstlichen Ordnungen des Judentums zurück, um die Entbehrungen und Trübsale loszuwerden. Sie bezeigten Lust, wieder umzuwenden, und fingen an, wie einst Israel, mit ungläubigem Wesen dem HErrn Mühe zu machen.
Da warnt nun der Apostel. Er hält allen denen, die dem HErrn, wie sich die Psalmstelle ausdrückt, „durch Abfall und Sünden aller Art“ so viele Mühe machten, die bereits im Psalm angekündigte Drohung vor. Er warnt sie mit dem Hinweis darauf, dass es ihnen allen durch Unglauben noch fehlen könnte trotz aller bisher erfahrenen Gnade - wie es jenen fehlte trotz ihres Auszuges aus Ägypten, deren Leiber in der Wüste verfielen, ohne dass sie das Land der Ruhe erreichen durften! Wie einst jenen, so droht auch jetzt wieder den Abfälligen der Verlust der verheißenen Gottesruhe - welcher hier die Bedeutung des Verlustes der ewigen Seligkeit hat! Er ermahnt sie, in der „Wüste“ - d. h. unter allen Stürmen, Verfolgungen und Entbehrungen - im Glauben auszuhalten, weil nur so ihnen die kommende Gottesruhe gewiss sei.
Wollen denn auch wir erwägen, dass wir uns hienieden auf dem Wege durch die „Wüste“ befinden, ohne bleibende Stätte, aller Angst und Anfechtung ausgesetzt! Das hilft uns, dass wir uns nicht daran stoßen, wenn es oft scheint, als ob die Weltkinder - die nicht „aus Ägypten“ ausziehen und behaglich an seinen „Fleischtöpfen“ sitzen - besser gestellt wären als die Gotteskinder! Letztere werden gegen das Ende hin noch hart dran müssen, um es recht innezuwerden, dass sie in einer „Wüste“ pilgern!
Wer aber ausharrt, für den ist im himmlischen Vaterlande die Ruhe Gottes vorhanden. Sie ist eine sichere Hoffnung! (Christoph Blumhardt)
Es gibt eine dreifache Sabbatruhe. Als Gott sein Schöpfungswerk vollendet hatte und die Morgensterne ihn miteinanderlobten, da ruhte er am siebenten Tage und es war stille in seinem Vaterherzen. Ein seliges Wohlgefallen entströmte ihm und verbreitete sich über die Werke seiner Hände. Wir nennen dies Wohlgefallen Gottes Segen. Der lag dann auf jedem Tautropfen und auch auf dem Meisterwerk seiner Schöpferhände, auf dem Menschen, nach Gottes Bild gemacht. Gott fand in allem Geschaffenen sich selber wieder, denn als er ansah Alles, was er gemacht hatte, siehe, da war es sehr gut. Leben und Wohltat lag vor ihm und keine Störung trübte die heilige Stille, die er draußen und auch in ihm selber fand. Von diesem Sabbat wollte er auch der Welt ihr Teil geben, denn so wie Gott lebt von Tätigkeit und von Ruhe, so sollten auch die nach seinem Bilde Geschaffenen ihre Kräfte nach außen hin gebrauchen und nach innen hin wieder segnen lassen. Der siebente Tag sollte bis an der Welt Ende ein heiliger Ruhetag bleiben. Ehe die Sünde eingebrochen war in die Welt, da hatte auch das erste Menschenpaar seinen vollen Sabbattag. Wie der Vater im Himmel geruht hatte über seinen Geschöpfen, so ruhten seine Geschöpfe wiederum in ihrem Schöpfer und fanden in ihm ihr Wohlgefallen. Dieser Sabbat ist auch jetzt noch, in einer Welt voll Kampf und Sündenstürmen, ein Gnadengeschenk für die gefallene Natur, wie für den so tief zerrütteten Menschen ein Andenken an ihre frühere Herrlichkeit. Wenn wir den Arbeitsschweiß uns abgetrocknet haben und unter dem Druck der Eitelkeit emporseufzen, schreiend wie ein Hirsch nach frischem Wasser, da fühlen wir, dass unsere wahre Ruhe noch zu finden ist. Der Boden, auf dem Jesus gewandelt hat, die Seelen, die er erkauft hat mit seinem Versöhnungsblut, dürfen auch heute noch, wenn der siebente Tag wieder kommt, der Himmelsruhe genießen, die wie stiller Tau uns erfrischt und uns tüchtig machen soll zu neuen Werken. Aber in diesen Sabbat dringt doch ein tiefes Weinen, und auch die leblose Schöpfung unterdrückt nur mit Mühe ihre harrende Sehnsucht nach Erlösung. Wer kann sagen, er ruhe so in seinem Herrn und Gott, wie er in ihm und an seinem Herzen ruhen möchte? Wo ist auch nach außen das stille Plätzchen zu finden, wo Alles feiert, wo die Sünde nicht hingedrungen ist? Aber auf diesen gestörten Sabbat soll noch ein anderer folgen. Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. Wenn unser Erdenleben einst vor uns liegt mit seinen Jahren und Tagen, und diese lange Zeit wie eine Hand breit uns vorkommen wird: wenn das unruhige Vielerlei dann zusammenschmilzt, unser Hoffen und Gewinnen, unser Laufen und Arbeiten uns nichts zurücklassen wird als ein müdes Herz und eine bodenlose Leere, da wird der Vater im Himmel uns wiederum bezeugen: Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. Und die Pulse werden matter schlagen, die Stimmen um uns her bald nicht mehr zu uns dringen, das Auge werden Todesschatten überdecken: es fängt dann etwas Anderes an, etwas Neues. Der erste Sabbat will wieder kommen, das verschlossene Paradies sich wieder öffnen, die Gnade unsers Herrn Jesu, wie sie uns durchgeholfen hat im Leben, will uns auch hinüberhelfen zum Ziel und zum ewigen Jubeljahr. Gott hatte auch in der langen Zeit der Jahrhunderte des Falls seine Ruhe fortgenossen: wir nicht; bloß damit unsere letzte Ruhe desto seliger würde. Gottes Wort konnte auch durch unsere Sünden nicht gebrochen werden. Bis in den Todeskampf nehmen wir die Verheißung mit: Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. Dreimal selig, wer eingeht zu dieser Ruhe! Der Herr kennt die Seinen und der Geist spricht, dass sie ruhen werden von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach. (Friedrich Lobstein)
Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes. Denn wer zu seiner Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken, gleichwie Gott von seinen. So lasst uns nun Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe.
Wer Christum hat, der hat Ruhe mitten in der Unruhe der Zeit. Sein Glaube ist seines Lebens Ruh. Und nach dieser Zeit winkt ihm die selige Himmelsruhe. Hohes, herrliches Ziel! Darum lasst uns Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe. Lasst uns dazu auch diesen Tag, diesen Sonntag dem Herrn heiligen. Er ist uns gegeben als der Ruhetag der Seele mitten in der Unruhe der Beit. Da blicken wir für Augenblicke hinüber in das Land der Verheißung; da lagern wir mitten in der Wüste, wie Israel zu Elim mit seinen zwölf Wasserbrunnen und siebzig Palmbäumen, und lassen es uns wohl sein; da besinnen wir uns wieder auf uns selbst und unsern Gott und unsern Himmel. Lasst uns Fleiß tun, diese Sabbatstille unsrer Seele zu retten, damit sie an diesem Tage Gottes Stimme höre und sein Wort aufnehme zu ihrer ewigen Erquickung. Treuer Gott, du hast uns in deiner Liebe diesen Ruhetag bereitet; bewahre uns, dass wir ihn nicht entheiligen. Gott des Friedens, heilige uns durch und durch, dass unser Geist samt Seele und Leib unsträflich erhalten werde auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi. Und erfülle an uns deine Verheißung: Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein und ewige Stille, dass mein Volk in Häusern des Friedens wohnen wird, in sicheren Wohnungen und stolzer Ruhe. Amen. (Adolf Clemen)
Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.
Gott hat einen Sabbat bereitet, und einige müssen dazu kommen. Die, denen es zuerst verkündigt ist, sind nicht dazu gekommen, um des Unglaubens willen; deshalb ist dieser Sabbat noch vorhanden für das Volk Gottes. David sang davon; aber er musste einen leisen Ton anstimmen, denn Israel verwarf die Ruhe Gottes. Josua konnte sie nicht geben und Kanaan sie nicht gewähren; sie bleibt für Gläubige.
Kommt also, lasst uns Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe. Lasst uns die ermüdende Arbeit der Sünde und des Ichs verlassen. Lasst uns alles Vertrauen aufgeben, sogar auf die Werke von denen es gesagt werden mag: „Sie sind sehr gut.“ Haben wir solche? Lasst uns dennoch aufhören mit unsren eignen Werken, wie Gott mit den seinen. Nun lasst uns Trost in dem vollendeten Werke unsres Herrn Jesus finden. Alles ist völlig getan, die Gerechtigkeit verlangt nicht mehr. Großer Friede ist unser Teil in Jesus Christus.
Und was andre Dinge anbetrifft, das Gnadenwerk in der eignen Seele und das Werk des Herrn in den Seelen andrer, lasst uns diese Bürden auf den Herrn werfen und in Ihm ruhen. Wenn der Herr uns ein Joch zu tragen gibt, so tut Er es so, das wir durch das Aufnehmen desselben Ruhe finden. Durch den Glauben tun wir Fleiß, in die Ruhe Gottes einzukommen, und wir entsagen aller Ruhe in der Selbstzufriedenheit oder der Trägheit. Jesus selber ist vollkommene Ruhe, und wir werden in Ihm bis an den Rand mit Ruhe erfüllt. (Charles Haddon Spurgeon)
“Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.“
Wie ganz anders wird der Zustand der Gläubigen im Himmel sein, als hienieden! Hier wird er zu Leiden und Trübsal geboren, aber im Lande der Ewigkeit kennt man weder Sorge noch Mühe. Will er hienieden dem Meister nachfolgen, so reicht seine Kraft nicht so weit als sein Streben; er muss beständig seufzen: „O, hilf mir, dass ich Dir dienen kann, mein Gott!“ Wenn er recht tätig ist, so wartet sehr viel Arbeit auf ihn; nicht zu viel für seinen Willen, aber mehr als genug für seine Kräfte, so dass er ausrufen muss: „Die Lust zur Arbeit fehlt mir nicht, aber ihre Last ist mir zu groß.“ Ach! lieber Christ, der Tag heißer Mühe währet nicht ewig; die Sonne neigt sich schon; sie steht wieder auf und bringt einen herrlicheren Tag, als du je erlebt hast, in einem Lande, wo man Gott Tag und Nacht dient, und dennoch ruht von der Arbeit. Hienieden ist die Ruhe Stückwerk, dort ist sie vollkommen. Hier wird der Christ beständig beunruhigt; er fühlt, dass er das Ziel noch nicht erreicht hat; dort genießen alle der Ruhe; sie haben die Höhe erstiegen; sie haben Ruhe gefunden an ihres Gottes Herzen. Höher geht‘s nicht. O du Trübsalmüder, denke nur an die ewige Ruhe, eine Ruhe, die bleibet. Hienieden tragen meine besten Freuden die Überschrift „sterblich“; meine schönsten Blumen welken hin; in meinem köstlichsten Becher findet sich die trübe Hefe; meine muntersten und buntesten Vögel rafft des Todes Pfeil hin; meine vergnügtesten Tage verfinstern sich zur Nacht; und die Fluten meiner Wonne verlaufen sich in die Ebbe der Sorgen; dort aber ist alles unsterblich; die Harfen verrosten nicht, die Krone verwelkt nicht, das Auge verdunkelt sich nicht, die Stimme versagt nicht, das Herz verzagt nicht; die unsterbliche Seele ist ganz aufgelöst in unaussprechlicher Wonne. Seliger Tag! Seliger Tag! da die Sterblichkeit verschlungen wird in die Unsterblichkeit, und der ewige Sabbat beginnt!
„Ach Flügel her! wir müssen eilen
Und uns nicht länger hier verweilen,
Dort wartet schon die frohe Schar!
Fort, fort, mein Geist, zum Jubilieren!
Auf, gürte dich zum Triumphieren,
Auf, auf, es kommt das Ruhejahr!“ (Charles Haddon Spurgeon)
Es ist noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.
Als Gott im Anfang die Welt erschaffen hatte, so ruhte Er am siebenten Tag, und wollte die Menschen diese Seine Ruhe ewiglich genießen lassen, allein der Sündenfall trieb sie aus derselben heraus. Als Er hernach das Volk Israel aus Ägypten führte, so versprach Er ihm eine Ruhe im Land Canaan, welche ein Vorbild und Vorschmack der ewigen Ruhe im himmlischen Vaterland hätte sein sollen; allein die Männer, die aus Ägypten gegangen waren, wurden in der Wüste niedergeschlagen, weil Gott wegen ihres halsstarrigen Unglaubens in Seinem Zorn geschworen hatte, dass sie nicht zu Seiner Ruhe im Land Canaan kommen sollen. Hernach sagte aber Gott durch David Ps. 95,7.8.: heute, so ihr Seine Stimme hört, so verstocket euer Herz nicht, wie zu Meriba geschah, wie zu Massa in der Wüste. Hieraus macht dann der Apostel Hebr. 4. den Schluss, dass noch eine Ruhe für das Volk Gottes vorhanden se, weil die Menschen noch nach der Einführung Israels ins Land Kanaan vor der Verstockung ihrer Herzen gewarnt werden, und zwar durch Anführung des Beispiels der Israeliten, die zu Massa und Meriba Gott versucht hatten. Haben nun diese sich dadurch einer Ruhe verlustig gemacht, so sollen wir dagegen unsere Herzen nicht verstocken, nicht im Grimm wider Gott und sein Wort fest machen, weil wir sonst auch eine verheißene Ruhe verscherzen würden. Wo ist nun diese Ruhe zu finden? Im himmlischen Vaterland. Da kommt eine gläubige Seele zur Ruhe Gottes, und der Leib, wenn er auferweckt wird, auch. Der Weg zu diesem Vaterland geht durch die Wüste dieser Welt, wo dem Pilgrim viele Versuchungen begegnen. Hier muss er die Wege Gottes verstehen lernen, hier muss er Treue und Glauben halten. Aufwallungen des ungeduldigen Unglaubens gibt es mehrmalen. Nur soll er sich darin nicht festsetzen und verhärten, sondern, wenn er müde ist, um eine neue Kraft zum Überwinden und Fortschreiten bitten. Endlich wird die beschwerliche und gefährliche Reise zu Ende gehen. Endlich wird er in die Ruhe Gottes eingehen, und alsdann nicht nur von seinem Leiden, sondern auch von seinen Werken ruhen, wie Gott von den Seinen, Hebr. 4,10. Was wird er aber tun, wenn er keine Werke mehr verrichten wird? Er wird Gott sehen von Angesicht zu Angesicht, und in diesem Sehen ruhen. Er wird von den Ausflüssen Seiner Liebe satt sein, und nichts Weiteres begehren. So lasst uns nun fürchten, dass wir die Verheißung, einzukommen in Seine Ruhe, nicht versäumen, und unser Keiner dahinten bleibe. Hebr. 4,1. Am Glauben liegt’s. Wer einmal den himmlischen Beruf Gottes angenommen hat, und nach demselben aus dem Ägypten der argen Welt ausgegangen ist, soll nicht ungläubig murren, wenn er auf seinem Weg Mangel, Ungemach und Feinde antrifft, und wegen dieser Schwierigkeiten nicht in jenes Ägypten umkehren wollen. Auch dieses würde ihm nicht gelingen. Er würde niedergeschlagen werden, und weder die Ruhe Gottes, noch einen vergnüglichen Genuss der Welt erlangen. Lasst uns also Paulo nachahmen, der am Ende seines Lebens sagen konnte: ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten. (Magnus Friedrich Roos)