2. Petrus 3,9
Andachten
Der Herr hat Geduld mit uns und will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich Jedermann zur Buße kehre.
Schon im alten Bunde spricht der Herr durch den Mund Seines heiligen Propheten Ezechiel: „So wahr als ich lebe, spricht der Herr Herr, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe!“ Und dasselbe verheißende erquickende Wort ruft Er uns zu durch den Mund des Apostels Petri. Der Herr ist nicht begierig, unsern Tod und unser Verderben zu sehen, Er freut sich nicht, Seine Macht und Größe schwer strafend an uns zu beweisen, Er ist auch kein kalter Richter, wie sie auf Erden sind, dem es gleich ist, ob Jemand in den Abgrund des Elendes und der Sünde stürzt, oder ob er sicher über die drohenden Untiefen weggeleitet wird; Er freut sich nicht, Sein Schuldig über den armen elenden Missetäter auszusprechen! Nein! der Herr hat Geduld mit uns! Er schmettert nicht sofort Seine vernichtenden Blitze auf die abtrünnige Menschheit herab, Er vernichtet nicht sogleich den einzelnen Sünder. Seine liebende Hand ist immer ausgestreckt, den Wankenden hilfreich zu umfassen, wenn er nur nach dieser Hilfe sich sehnt! Sein mahnendes Wort schallt täglich von Seinem Throne: Bekehrt Euch, tut Buße! Und wenn Ihr wahrhaft Buße getan habt ist Euch Alles, Alles verziehen! Denn wenn ein Gottloser fromm wird, soll es ihm nicht schaden, dass er gottlos gewesen ist, und wenn der Herr zu dem Gottlosen spricht: „Du sollst sterben!“ und der Gottlose bekehrt sich von seiner Sünde und wandelt nach dem Worte des Lebens, so will der Herr aller seiner Sünden nicht mehr gedenken und er soll leben! Der Prophet Jonas verkündete den Niniviten den nahen Untergang, der über sie kommen sollte in ihren Sünden. Aber da, in der letzten Stunde, bekehrt sich das Volk und tut Buße in Sack und Asche Vornehm und Gering demütigt sich vor dem Herrn Herrn, und siehe da, die Wolken Seines Zornes, die Verdammnis und Verderben trugen, schwinden vor den hellen Strahlen Seiner unendlichen Liebe. Er hat Geduld gehabt der liebe Herr Gott, so dass es das arme Menschenkind, denn das war er doch, wenn auch ein gottbegabter Prophet, Sein Diener Jonas, die Huld und Milde nicht erfassen konnte und fast darüber zürnte. Als ob es etwas Tröstlicheres, Beseligenderes geben könnte, als das Bewusstsein, dass Gott Geduld mit uns hat und dass Er will unser Leben durch die Buße! O lasst uns täglich, stündlich Buße tun über unsere Sünden, lasst uns zu des Herrn Füßen horchen auf Sein Wort, dass es Frucht trage in unserm Herzen und uns würdig macht der Geduld und Langmut des Herrn. Denn es gibt ein Ende der Geduld dahinter lauert der ewige Tod! Herr Gott, bewahre davor unsere Seelen, die so gerne leben möchten in Deinem Reiche. Amen. (Burghard von Cramm)
Der HErr verzeucht nicht die Verheißung, wie es Etliche für einen Verzug halten, sondern hat Geduld mit uns, und will nicht, dass Jemand verloren werde.
Das Warten auf die Zukunft Christi zum Gericht war zur Zeit der Apostel sehr gewöhnlich. Es gab Leute, welche meinten und sagten, sie sei schon nahe vorhanden, 2 Thess. 2,2., und bejammerten schon diejenigen, die starben, folglich den jüngsten Tag, den man für nahe hielt, nicht erlebten, weil man meinte, sie werden später zum Genuss der himmlischen Herrlichkeit kommen als diejenigen, die der jüngste Tag lebendig ergreifen werde. Paulus hielt deswegen für nötig, den Thessalonichern hievon eine richtige Erkenntnis beizubringen, 2 Thess. 2. und 1 Thess. 4. Als nun eine Zeit nach der andern verstrich, ohne dass der jüngste Tag einbrach, so sagten Einige: der HErr verzeucht die Verheißung; welch’ ein Verzug ist das! wie lange muss man doch warten! Hierauf antwortete Petrus: es gehe seltsam unter den Menschen her. In den letzten Tagen der Welt, wenn die Zukunft des HErrn ganz nahe sein werde, werden Spötter leben, die sagen: wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Diese Spötter werden von der langen Dauer der gegenwärtigen Welt den Anlass nehmen zu sagen: die Verheißung von der Zukunft des HErrn werde gar nimmer erfüllt, und es werde gar kein jüngster Tag kommen, gleichwie sie in den Tagen des Noah nicht geglaubt haben, dass die Sündflut einbrechen werde; zu derjenigen Zeit aber, da der jüngste Tag noch entfernt sei, beschuldige man den HErrn des Verzugs oder einer Langsamkeit, da doch ein Tag vor Ihm wie tausend Jahre sei, weil Er sehr schnell Vieles aufräumen und schaffen könne, und tausend Jahre wie ein Tag: folglich bei Ihm keine Langsamkeit statt habe, und wir uns auch im Geist an Seine göttliche Zeitrechnung anschließen, und einen Aufschub von tausend Jahren bei der Erfüllung der Verheißung vom jüngsten Tag für eine Kleinigkeit achten sollen. Endlich sagt er, wie unter diesem Aufschub eine göttliche Barmherzigkeit verborgen liege. Gott ist langmütig gegen uns Menschen, und will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich Jedermann zur Buße kehre. Er gibt also durch den Aufschub des jüngsten Tages den Menschen noch Raum, Buße zu tun, weil die Buße an demselben und nach demselben nicht mehr statt hätte. Diese Langmut Gottes sollen wir uns dann zu Nutze machen, und die gegenwärtige Weltzeit als eine Frist ansehen, die uns gegeben wird, Buße zu tun. Dazu sollen wir sie auch anwenden. Gott schein in Seinen Werken den Menschen oft zu hurtig und oft zu langsam zu sein. Er tut aber Alles zur rechten Zeit. Der jüngste Tag wird einbrechen, wenn die Zahl der Auserwählten wird vollkommen, und wenn alle Weissagungen, welche von den Schicksalen der streitenden Kirche handeln, werden erfüllt sein. Diejenigen, welche er als lebendig ergreifen wird, werden diejenigen, die vorher entschlafen sind, nicht vorkommen, sondern beide werden miteinander hingerückt werden in den Wolken dem HErrn entgegen in der Luft, 1 Thess. 4,17. Lasst uns auf die Zukunft des HErrn warten, und mit der Vorbereitung dazu eilen, 2 Petr. 3,12. Gott verzeucht die Verheißung nicht, Er macht keinen unnötigen Aufschub: wir aber sind langsame und träge Leute; Er aber hat Geduld mit uns, und diese Seine Geduld sollen wir preisen, und nicht meinen, dass wir bei dem Warten ein Recht zur Ungeduld haben. Sein Wille geschehe an uns; weil Er nicht will, dass Jemand verloren werde. Seine Gnade bereite uns in der Gnadenzeit zur Seligkeit. (Magnus Friedrich Roos)