4. Mose 6,25
Andachten
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir. Der Herr hebe sein Angesicht auf dich.
Segnen heißt verkünden, was Gott tut. Wird uns sein Werk gezeigt, so wird uns unser Heil gezeigt; denn was Gott gut, ist Heil. Das innerste, gewaltigste Anliegen bleibt, wenn wir zu Gott aufschauen, für uns alle dies: wie steht es mit unserem persönlichen Verhältnis zu Gott? Ist sein Angesicht für uns hell? Leuchtet es uns an im Glanz seiner freundlichen, herrlichen Güte? Oder liegt für uns auf Gottes Antlitz Dunkles, das uns anzeigt, dass Gott gegen uns ist und uns widersteht? Erhebt er sein Angesicht zu uns dadurch, dass er seinen Blick auf uns richtet? Gibt er auf uns acht oder sind wir vor ihm nichts geachtet? Gilt der Psalmspruch von uns: der Herr kennt den Weg der Gerechten, oder müssen wir uns sagen, von Gott aus gesehen sei unser Weg in Nacht versenkt und unser Ort Finsternis? Kann man auf diese Frage antworten? Gibt es darüber Gewissheit, wie Gott zu uns steht? Weiß ich, dass sein Angesicht über mir leuchtet und er sein Angesicht zu mir hin wendet, so ist das Heilsgewissheit. Gibt es solche? Erfinden und erarbeiten kann man sie nicht. Hier können wir nur hören, was uns im Auftrag Gottes verkündigt ist. Nun hat schon der alttestamentliche Priester die Pflicht und Vollmacht erhalten, seinem Volk zu sagen: das Angesicht des Herrn leuchtet über euch. Warum? Ich bin der Herr dein Gott, sprach der Herr, ich habe dich zu meinem Volk gemacht. Darauf hat das Evangelium des alten Bundes das des neuen erzeugt und der Segen, der Israel zugeteilt ward, wird von Jesus zur Menschheit gebracht. Nun höre, zagendes Herz, von Jesus, wie Gott zu dir steht. Du kannst es auch nicht bloß hören, sondern kannst es auch sehen. Sieh auf sein Kreuz. Dort erhebt er sein Angesicht zu dir und dies so, dass es leuchtet.
Du machst, Herr, Gott, alle, die du mit deinem Dienst beschenkst, zu Verwaltern deines Segens. Hilf uns, dass wir in Wahrheit segnen können. Wie können wir Gewissheit hervorbringen, wenn wir sie selbst nicht haben, wie deine Gnade verkünden, wenn sie uns selbst verhüllt ist? Öffne unsere Augen und stärke unsere bebende Seele, damit wir segnen können, gleichwie wir gesegnet sind. Amen. (Adolf Schlatter)
Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über dir.
Es ist eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit (2 Kor. 4, 17), welche uns im ewigen Leben verheißen ist und zu Teil wird. Aber auch schon in diesem Leben sind es große Gaben, welche die Barmherzigkeit Gottes uns zuwendet. So groß ist die Liebe Gottes, dass sie uns an Christo zu Teil werden lässt die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden und die Kindschaft durch eben denselben Herrn Jesum Christum. Eph. 1, 7 und 5. Es ist eine überschwängliche Größe und Kraft Gottes an uns. Eph. 1, 19. Das alles aber kann sich Niemand nehmen, es werde ihm denn vom Himmel gegeben. Joh. 3, 27. Wenn Du, o Jesu, Dein Angesicht leuchten lässt, so öffnet sich der Himmel über uns und wir empfangen Gottes große Gaben.
Auf jenem Berge leuchtete Dein Angesicht wie die Sonne. Matth. 17. Die Jünger aber fielen auf ihr Angesicht und erschraken. Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie Niemand als Dich allein, Jesu, mein Heiland. Solche Macht liegt in dem Leuchten Deines Angesichtes, dass man darüber erschrickt bis in den Grund seines Herzens. Matth. 17, 6. Und kann Niemand die Furcht stillen, als Du allein, der Du wahrhaftiger Gott bist. So groß ist unsere Furcht und so kräftig und süß ist das Leuchten Deines Angesichtes, Jesu, Du Sehnsucht und Freude all der Deinen. Wahrlich, Dein Name heißt Wunderbar und Kraft. Jes. 9, 6. Und wunderbar und kraftvoll dringt es in Deiner Jünger Seelen, wenn Du Dein Angesicht über ihnen leuchten lässt.
Jene Stadt, welche der heilige Johannes sah und von welcher er schrieb zum Troste aller erdenmüden Seelen bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr leuchten, denn Jesu Angesicht leuchtet darin. Offenb. 21, 23. Sonne und Mond sind nur dunkle Flecken vor der Klarheit Deines Angesichtes. Wo Dein Angesicht leuchtet, ist keine Nacht mehr. Offenb. 21, 25.
Welch ein Segen ist mir darum verheißen in den Worten: der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über dir! Welch eine große Bitte steht im Psalm geschrieben: lass uns leuchten Dein Angesicht, so genesen wir! Ps. 80, 4. Du sagst aber Selbst, kein Mensch wird leben, der Mich sieht. 2 Mos. 33, 20. Gewiss kommt Schrecken und Sterben über mich durch das Licht Deines Angesichtes. Denn von Deinem Angesichte leuchtet mir die Wahrheit. Was ich nie sah, sehe ich in diesem Lichte, dass ich jener Mensch bin, der den Balken im Auge trägt (Luk. 6), jener Knecht, der zehntausend Pfund schuldig ist. Wie arm, wie elend, wie zerrissen, wie stumm vor Entsetzen stehe ich da unter dem Leuchten Deines Angesichtes! O ich Kind des Irrtums - ich liebte, was ich hassen sollte und floh, was ich suchen sollte; ich sah Staub und Rauch - nämlich Ehre und Wohlleben für Schätze an und achtete Dich nicht, Du ewige hochgelobte Schönheit. Ja, Herr, wer Dich sieht, der stirbt, wie Du zu Mose sprichst.
Aber er genest auch, wie Assaph dreimal spricht. Ps. 80, 4. 8. 20. Es ist ja Dein Angesicht, Jesu, Du wahrhaftiger Heiland! Dein Angesicht leuchtet, wie Du Selber bist. Und dies ist das kündlich große Geheimnis, dass Du wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch bist ohne Vater und ohne Mutter als Mensch ohne Vater und als Gott ohne Mutter, ohne Anfang der Tage und ohne Ende des Lebens. Ebr. 7, 3. Dein Angesicht, der Du in der Krippe liegst, lass mir leuchten, so bin ich genesen. Das ist Dein Angesicht, welches Du tief zur Erde neigtest in Gethsemane, das am Kreuze, da aller Welt Sünde auf Dir lag, in den Tod sank und danach schön und siegreich am Ostermorgen hervorbrach. Sie sind Alle genesen, die Dein Angesicht sahen und genesen noch jetzt, wenn Du Dein Angesicht leuchten lässt. So tief ist kein Jammer, so bitter keine Sorge, so finster keine Nacht, so ängstlich keine Angst, so heimlich kein Kummer, so stark keine Macht des Fleisches, dass ich nicht genesen sollte in dem Lichte Deines Angesichtes. Jesu, Du Freund meiner Seele, lass mir Dein Angesicht leuchten, so kann ich niedrig und hoch, arm und reich, unbekannt und bekannt sein, sterben und leben, wie es Dein heiliger Wille über mich ist; so werde ich mit Jakob sprechen: Ich habe genug (1 Mose 45. 28) und mit demselben Erzvater von Dir und zu Dir lobsingend rufen: Du bist es. 1 Mos. 49, 8. Leuchtet mir Dein Angesicht, so freut sich mein Geist und ich grüne und blühe, der ich sonst eine Wüste bin. Dein Angesicht leuchte mir, wenn ich Dein Wort höre und zu Dir rufe und meine Lippen Dich im Brot und Wein empfangen Dein Angesicht leuchte mir, wenn meine Augen brechen und ich vor Dir stehen werde am großen Tage der Auferstehung.
Jesu Nam', du Perl der Seelen,
wie köstlich bist Du mir!
Dein Name, Deine Treue
Ewig meine Seel erfreue. (Theodor Schmalenbach)