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Matthäus 5,23

Matthäus 5,23

Andachten

Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eingedenk, dass dein Bruder etwas wider dich habe, so lass allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder und alsdann komm und opfere deine Gabe.
Jesus sagt dem, der mit seinem Opfertier vor dem Altar steht: dort tritt das Unrecht in deine Erinnerung hinein, das du am Bruder tatest. Am Altar erwachen die Erinnerungen. Das ist ein wichtiger Teil des Segens, den uns unser Gottesdienst zuträgt, und auch ein wirksamer Grund, weshalb wir die Kirchen meiden und den Gottesdienst nicht nur als Freude und Erquickung erleben. Es verbinden sich mit ihm zu viel Erinnerungen an Dinge, von denen wir wünschen, dass sie endgültig vergessen seien. Sei aber nicht weichlich. Dass du an das gedenkst, was du tatest, das ist eine dir verliehene Gabe. Wird dir die Erinnerung gegeben, so ist die eine Wohltat erzeigt. Aber nun nütze die Gabe und schlage die Wohltat Gottes nicht aus. Wie nütze ich sie? Lass, sagt Jesus, deine Gabe vor dem Altar; lass dein Opfer unvollendet. Zuerst bringe dein Verhältnis zum Bruder in Ordnung und mache dem Unrecht, soweit es noch möglich ist, ein Ende. Ich kann im Stand der Ungerechtigkeit Gott nicht dienen. Wie sollte ich imstande sein, ihm eine Gabe darzubringen, wenn ich den Bruder schädige? Es ist ein sinnloses Unternehmen, Gott zu beschenken und den Menschen zu berauben, Gott zu ehren und den Menschen zu entehren, Gottesdienst zu üben und Menschen zu verderben. Nun brauche ich nicht weiter zu fragen, warum für so viele unser Predigen leer bleibt und keine Wirkung hat. Hier mochte ein jüdischer Hörer ängstlich erwogen haben, ob er nicht etwa Gott beleidige, wenn er vom Altar weglaufe und das, was er dem Bruder schulde, höher schätze als die Gott darzubringende Gabe. Du beleidigst Gott nicht, sagt ihm Jesus, und darfst wiederkommen und darfst ihm mit deiner Gabe danken, darfst ihm auch dafür danken, dass er dich an dein Unrecht erinnert und die verstattet hat, es abzutun. Das ist die Gottesdienstordnung Jesu und kein liturgischer Künstler hat Recht und Macht, sie umzustoßen.
Herr Gott, Du bist der Menschenfreund. Wir tun einander weh und schädigen uns. Du aber widerstehst jedem Unrecht und gestattest uns, dass wir zu Deinem Altar kommen dürfen, weil Du uns verzeihst. Mache mich durch Deine Stärke stark, das Unrecht zu meiden, und durch Deine Gnade gläubig, dass ich Dir meine Gaben bringe und bei Dir die Vergebung empfange. Amen. (Adolf Schlatter)


Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst, und wirst allda eindenken, dass dein Bruder etwas wider dich habe, so lass allda vor dem Altar deine Gabe, und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder.
Der Herr legt ein Beispiel vor, wie der Christ seinem natürlichen Hasse zum Trotz mit seinem Feinde umgehen soll. Wann opferst du? In jedem Gebet: das Gebet ist der evangelische Weihrauch. Allda sollst du eindenken, dass dein Bruder etwas wider dich habe. Ja die Betkämmerlein und der Beichtstuhl sind die rechten Gedenkstätten. Es fällt mir da Alles ein, was Gott wider mich hat. Da soll mir billig auch einfallen, was mein Bruder wider mich hat. „So gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder.“ Horch, der Herr Jesus geht hier recht gerade zu. Er fragt nicht einmal erst, wer Schuld gewesen ist. Das hat er wohl vergessen? Nein, Vergessen ist seine Sache nicht. Er will dir damit sagen, es kommt gar nicht darauf an, wer der Anfänger des Haders gewesen ist. Gott und Menschheit waren zerrissen. Die Menschen waren die Friedensstörer. Und dennoch hat Gott das Werk der Versöhnung begonnen. Ist denn der heilige Gott Anfänger der Versöhnung gewesen, kannst du es auch sein. Wie lange du zu solchem Friedenswerk noch Zeit hast, weißt du nicht. Du kannst sterben, ehe wieder eine Opferstunde im Gebet oder in der Beichte kommt. Bist du aber gestorben, ohne in die Liebe Christi, die Allen aus Gnaden ihre Sünden vergibt, durch deine Vergebung eingetreten zu sein, wie soll er dir vergeben?

Ach Herr, trotz so manchen Gebetes, das wir zu dir richten, sind wir so langsam im Vergeben. Wir steifen uns so gern auf unser Recht, und wollen doch von dir nicht unser Recht, sondern Gnade haben. Lass kein Gebet vorübergehen, ohne dass wir selbst ein versöhnliches Herz haben, und gern dem Bruder die Hand bieten zur Versöhnung. Ja mache uns den Zusatz zur fünften Bitte immer ernster: „Wie wir vergeben unseren Schuldigern“, damit nicht etwa uns einmal die Vergebung versagt werde. Amen. (Friedrich Ahlfeld)


Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eindenken, dass dein Bruder etwas wider dich habe, so lass allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin, und versöhne dich mit deinem Bruder; und alsdann komm und opfere deine Gabe. Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist, auf dass dich der Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter, und der Richter überantworte dich dem Diener und werdest in den Kerker geworfen. Ich sage dir: Wahrlich, du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlst.
Der Herr, welcher gekommen ist, ein Reich der Liebe auf Erden zu gründen und welcher dazu mit dem allergrößten Liebesbeweis, dem Opfer seines eignen Lebens, den Seinen vorangegangen ist, stellt denen, die seine Jünger sein wollen, in obigen Worten die Notwendigkeit einer versöhnlichen Gesinnung so dringend dar, dass Er es für wichtiger erklärt, mit dem Widersacher Frieden zu machen, als Gott zu opfern. Darum wenn du deine Hände emporhebst zum Gebet, wenn du im Worte Gottes zu deiner Erbauung liest, wenn du dich dem Tische des Herrn nahst, um seinen Leib und sein Blut zu empfangen, und wirst allda eindenken, - eigentlich hätte es längst geschehen sollen, an jedem Abende bei der Selbstprüfung, du hättest die Sonne nicht sollen über deinen Zorn untergehen lassen; aber gesetzt, du hättest es im Gewühl des Lebens unter seinen Sorgen und Arbeiten, vergessen, und es fällt dir jetzt erst, im Heiligtum des Herrn, vor Gottes Angesicht, schwer aufs Herz, dass dein Bruder etwas wider dich habe, dass er Grund und Veranlassung hat, über dich zu klagen, weil du ihm weh getan, ihn geringschätzig behandelt, deine Liebe ihm entzogen hast; so lass allda vor dem Altar deine Gabe, lass sie vor dem Altar, lege sie nicht hinauf, denn sie ist noch unrein; aber lass sie da, nimm sie nicht weg, zum Zeichen, dass du wiederkommen werdest, dass du nicht meinst, die Versöhnung mit deinem Bruder reiche aus, ohne Versöhnung mit Gott; bete nicht weiter, gehe nicht zum Tische des Herrn, brich die wichtigste, heiligste Handlung deines Lebens ab, gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Wie schrecklich wäre es, wenn dein Bruder, in demselben Augenblicke, wo du dich mit Gott versöhnen willst, vor Gott tritt und zu ihm wider dich seufzt! - Und zu solcher Eile in der Versöhnung treibt der Herr darum, weil du nicht eher Gott ein angenehmes Opfer darbringen kannst, als bis die Liebe wieder in dein Herz eingezogen ist, denn die Liebe, welche du zu Gott zu haben meinst, ist nichts als Heuchelei, wenn nicht auch die Liebe zum Bruder darin wohnet, denn so Jemand spricht: ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner, denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? Zur Eile treibt der Herr auch darum, weil das Werk der Versöhnung dich zu einer Demütigung nötigt, welche deinem alten Menschen sauer genug fällt, und dir desto schwerer werden wird, je länger du es hinausschiebst. Zur Eile treibt der Herr endlich auch deswegen, weil der Tod deines beleidigten Bruders oder dein eigner Tod, und du weißt doch von dem einen so wenig wie von dem andern, wann er eintreten wird, dir plötzlich die Gelegenheit abschneiden könnte, dich mit ihm zu versöhnen, und dass also dein Bruder mit dem Gefühle deinerseits ihm entzogener Liebe vor Gott trete und die Sache vor den Allerhöchsten Richter bringe, welche du auf Erden nicht hattest beilegen wollen, oder dass dein eigner Tod dir auf immer die Gelegenheit abschnitte, die Versöhnung mit deinem Bruder herbeizuführen und darum auch deine Versöhnung mit Gott auf immer verhindert würde. Darum versöhne dich, so lange du noch mit deinem Widersacher auf dem Wege dieses Lebens bist, auf dass du nicht dort in einen Kerker geworfen werdest, aus welchen du nimmer herauskommst. (Anton Camillo Bertoldy)

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