Jakobus 5,11
Andachten
„Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.“
Jakobus heißt uns „zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten nehmen, die im Namen des HErrn zu uns geredet haben“ (V. 10). Sie haben sich, um ihrem Zeugnis treu zu bleiben, viel gefallen lassen, auch alle Schmach und Verfolgung, ja selbst grausame Todesqualen. Er erinnert auch an die Geduld Hiobs und weist uns selbst auf das Ende des HErrn hin, um uns zu zeigen, wie aus der Trübsal Herrlichkeit komme.
„Die erduldet haben“, d. h. die geduldig ausgeharrt haben, ohne den HErrn zu verleugnen, die preisen wir allerdings selig. Wir sehen's ja klar an dem HErrn (Christus) selbst, der um Seines geduldigen Gehorsams willen „über alles erhöht worden ist, was genannt mag werden im Himmel und auf Erden“. Gleich Ihm haben's auch die gut, die an Seiner Seite mutig gekämpft haben und bis in den Tod treu geblieben sind. Wer wird das nicht glauben? Wer wird sie nicht selig preisen?
Wir sehen aber, wie Jakobus uns auch sagen will, dass es nicht anders als durch Trübsale ins Reim Gottes geht - wir's also nicht um unsres Glaubens willen auf Erden gut haben wollen oder unangefochten bleiben wollen dürfen. Wir dürfen uns daher nicht verwundern, wenn wir etwa auch hart dran müssen.
In unsern Zeiten geht's wohl so, dass das Glauben uns nicht sehr erschwert wird. Doch kommen auch wieder andere Zeiten, die sich schon zu regen scheinen. Kommt aber die letzte heiße Zeit, da mag uns nichts so sehr aufrichten als der Blick auf die, die erduldet haben und die wir eben darum selig preisen. Insbesondere kann uns das Aufsehen auf Jesus, „den Anfänger und Vollender des Glaubens“, aufrichten.
Unterdessen, bis diese schwersten Zeiten kommen, müssen wir andere schwere Zeiten gleichsam an ihrer Stelle haben. Was kommt doch nicht alles über uns, dass man oft meinen könnte, kein Märtyrer habe es je so übel gehabt als wir! Denn wir stehen in einer Zeit, da Jammer und Elend mit Krankheit, Armut, Gemütsdruck, Familiennot, Qualen und Schmerzen bis in den Tod hinein in immer grauenhafterer Weise sich zu mehren scheinen! Da meinen wohl viele, sie sollten's als Kinder Gottes doch besser haben, und wollen verzagen. Statt zu erdulden, d. h. geduldig auszuharren, plagen sie sich mit dem Gedanken, sie müssten gar nicht wohl dran sein beim HErrn, sonst würden sie's leichter haben in der Welt. Da wollen die einen nur gleich alles weghaben, was wehe tut, und schreien in ihrer Ungeduld und Wehleidigkeit Tag und Nacht zum HErrn, ohne sich zufrieden zu geben, auch da, wo sie es eigentlich sollten. Andere, wenn's nicht hilft, denken, jetzt sei's gar aus mit ihnen, auch für die Ewigkeit, weil ja Gott sie nicht erhöre. Für diese alle wissen wir, wenn Gott nicht nach ihrem Wunsche tut, keinen Rat als den, der in den Worten des Jakobus liegt: „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.“
Nicht die - merke dir's! - preisen wir selig, die's gut gehabt haben auf Erden, sondern die, die erduldet haben. Auch nicht die preisen wir selig, die es an Geduld und Ausdauer haben fehlen lassen. Sondern die - hört's doch recht! -, die erduldet haben, preisen wir selig. Denke doch, dass man dich auch einmal selig preisen wird, wenn du erduldet, geduldig ausgeharrt hast, und zwar mit Recht: denn dann bist du selig!
Darum mutig ausgeharrt! Es wird das Beste für dich sein, du matter, müder Pilger und Dulder!
Allein brauchst du ja ohnehin nicht zu tragen! (Christoph Blumhardt)
Der Herr ist reich an innigem Erbarmen und voll Mitleid.
Gott allein rettet dich von deinen Sünden. Denk an den Schlagflüssigen, an die Sünderin, an Zachäus, an den Übeltäter am Kreuze. Diese alle hat Jesu inniges Erbarmen erlöst. Das gibt Hoffnung für dich. Ein großer Erbarmer ist Gott, unser Heiland. Er wusste, was im Menschen war, dennoch war Er nicht misstrauisch. Gebeugten sagte Er nicht: Du bist sowieso ein schlechter, verdorbener Mensch! -Wir müssen einem jeglichen mit großem Vertrauen begegnen. Sag nicht, ich kenne die Leute nur zu gut, ich lasse mich nicht hinters Licht führen! Auch dich kennt und durchschaut der Herr. Dennoch hat Er Mut, an dir zu arbeiten. Was wäre aus uns geworden, wenn der Herzens- und Nierenprüfer nach unseren Sünden und nach unserem Unglauben mit uns gehandelt hätte? - Größer als die Sünde ist Gottes inniges Erbarmen. Wenn die Gnade ein Herz umweht, wenn es Geistesmacht verspürt, wenn aufrichtiges Mitleid ihm entgegenkommt, so kann es offen und bußfertig werden. Die Macht der Liebe tut wohl. Wie Sonnenschein die Herzen erfreut, also kräftig durchdringt sie die Liebe. Im argen liegt die Welt, sie bedarf der Liebe. Welch ein Glück, Jesus liebt die Gefallenen, die Elenden, die Verlorenen! Du findest Buße, sei unverzagt, heute umfängt dich dein Heiland mit innigem Erbarmen. Wir wollen keinem mit rauer Hand ins Auge greifen. Der Sünder weiß und fühlt es wohl, dass er arm, gebunden, verstrickt ist. - Du hast mich an dein Herz gezogen, darum will ich rühmen die Gnade, die Sünder selig macht. (Markus Hauser)
Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
Wir beklagen oft unsere Entschlafenen, dass sie so viel zu leiden, so viel Anfechtung zu erdulden hatten. Wie unrecht ist das im Lichte dieses apostolischen Wortes: „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben!“ Grund zur Klage ist nur dann, wenn sie so viel umsonst, nicht zur Seligkeit gelitten haben. Denn nicht über allen Gräbern derer, welche viel gelitten haben, dürfen wir dies: „Siehe, wir preisen selig“ sprechen. Die Welt nennt manchen einen Dulder, welchem im Lichte des Wortes Gottes dieser Name nicht zukommt. Man kann viel im Leben erlitten haben, und hat es alles umsonst erlitten. Oder umsonst freilich nicht; denn umsonst ist nichts in unsern Lebensführungen. Führen sie uns nicht näher zu Gott, so entfernen sie uns von ihm; machen sie uns nicht stiller, demütiger, geduldiger, gläubiger, so machen sie uns verschlossener, verbitterter, trotziger; so verführen sie uns zum Hader wider Gott und Menschen, oder wir suchen unser Herzeleid im Taumel der Lust und in weltlichen Zerstreuungen zu vergessen. Sie sollten uns zur Seligkeit führen, und sie werden uns Führer zum Gericht. Nicht das heißt Erdulden: dulden, was sich nicht ändern lässt, sich in das Unvermeidliche fügen, weil es sein muss, und man der gewaltigen Hand Gottes sich nicht zu entziehen vermag. Nein, ihr auch nicht entfliehen wollen, weil man weiß, dass auch in den Trübsalsführungen ein gnädiger Gotteswille über uns waltet, sich mit der Trübsalsfackel in das Herz leuchten lassen, und auch die demütigende Selbsterkenntnis und den Schmerz der Buße nicht scheuen, sich um so geduldiger unter seine gewaltige Hand demütigen und es ihm bekennen, dass wir empfangen, was unsre Taten wert sind; nur um das eine immer wieder bitten, dass er uns nicht von seinem Angesicht verwerfe und seinen heiligen Geist nicht von uns nehme; so in allem währenden Leiden immer wieder seine Gnadenhand ergreifen, und in neuem Glauben der Gnade versichert, zu neuer Kraft gestärkt, immer achtsamer auf sein Wort merken, immer williger seinem Winke folgen, immer fröhlicher jede Last tragen; erquickt von seiner Liebe der Welt Liebe gering achten, durch der Welt Hass nicht entmutigt werden, vielmehr auch die Feinde lieben, und segnen, die uns fluchen, und bitten für die, die uns beleidigen und verfolgen; also den heilsamen Kelch nehmen und des Herrn Namen predigen, von allen eigenen Gedanken und Begierden immer mehr gereinigt, in das Bild des Herrn verklärt, sich auch der Trübsal rühmen, und es für eitel Freude achten, in mancherlei Anfechtung zu fallen; als die Sterbenden, und siehe, wir leben, als die Gezüchtigten, und doch nicht ertötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich. - Das heißt Erdulden! Die anders Leidenden dulden wohl, aber sie erdulden nicht. O, seht wohl zu, ob ihr zu solchen Duldern gehört, in deren Herzen unter allen Leiden die friedsame Frucht der Gerechtigkeit reift, und von denen wir einst sagen können: „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben!“ (Friedrich Luger)