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Hebräer 11,1

Hebräer 11,1

Andachten

Der Glaube ist eine Überzeugung der Dinge, die man nicht sieht.
Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Weil Gottes Gnade an uns wirkt, darum können wir glauben. Die Heilige Schrift würde nicht sagen: „Wer da glaubt, der wird selig werden“, wenn Gott nicht allen Menschen die Möglichkeit zum Glauben anbieten wollte. Der Glaube ist die Fähigkeit, mit Gott in Verbindung zu stehen. Er ist ein Überzeugtsein von den Dingen, die man nicht sieht. Er ist ein Hangen an Gott; der Glaube steht mit Gott im Zusammenhange. Er ist ein rückhaltloses Vertrauen auf Gott, ein Blicken auf Ihn. So ist der Glaube das Band, das uns mit Gott verknüpft, die Hand, mit der wir Ihn und Seine Gaben ergreifen. Außerordentlich wichtig ist es nun, dass diese Gabe des Glaubens in uns vermehrt, gestärkt, ausgebildet und zu einer gewaltigen Kraft werde. Unser gegenwärtiges und zukünftiges Schicksal hängt hiervon ab, ewiges Leben oder ewige Verdammnis. Der Glaube wird nicht von heute auf morgen das, was er sein soll; er ist entwicklungsfähig, muss sorgfältig gepflegt werden und wird nur durch fortgesetzte Speisung stark, groß und mächtig. Gott gibt uns Sein Heil und Seine Gaben nach der Schwäche oder Stärke, nach der Kleinheit oder Größe unseres Glaubens. Nach dem Maße unseres Glaubens verherrlichen wir Ihn, und nach dem Maße unseres Glaubens kann Er uns gebrauchen. Wer die Heilige Schrift nach dieser Richtung erforscht, der wird erkennen, wieviel von unserem Glauben abhängt. (Markus Hauser)


Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht dessen, das man hofft, und nicht zweifeln an dem, das man nicht sieht.
Das Glauben und das Hoffen sind untrennbar verbunden und doch ist es noch ein großer Schritt, der uns vom Hoffen hinüber in den Glauben führt. Was mir Gottes Gnade gibt, hat im Maß des Lebens, das uns die Natur gewährt, noch nicht Raum. Die Gerechtigkeit, die mir die Gnade gibt, ist die eines Sünders, der unter dem Zwang steht, mit dem die Natur das falsche Begehren in mir erweckt, und das Leben, das mir die Gnade gibt, ist das Leben eines Sterbenden. Jeder Blick auf Jesus wendet mein Antlitz nach vorn der Zukunft zu. Ich nenne ihn den Christus, den Herrn über alles; das ist die große Hoffnung, die alles überragt, was die Gegenwart mir zeigt. Ich nenne ihn den Auferstandenen, der uns zur Auferstehung führt, und damit hat er mir die Hoffnung geschenkt. Es ist ein köstliches Ding, hoffen zu dürfen, und ich will die göttliche Gnade nicht geringschätzen, die mir die Hoffnung schenkt, und nicht murren, weil ich auf sie warten muss. Indem Jesus mich zum Hoffenden macht, erfahre ich bereits, dass er mein Versöhner ist und mich in Gottes Vergebung gestellt hat. Ich kann aber nicht nur in der Zukunft leben. Mit drängendem Anspruch packt mich, was gegenwärtig ist, und lässt mich nicht nur auf das warten, was noch nicht gesehen wird. Das Sichtbare ist mir dazu gezeigt, damit ich es sehe, und es fordert mit heiliger Verpflichtung von mir die Tat. Nun muss ich den Schritt tun, der mich vom Hoffen zum Glauben hinüberführt, und ich tue diesen Schritt dann, wenn ich die Hoffnung auch im Verkehr mit dem, was gegenwärtig ist, bewahre und mir das, was nicht sichtbar ist, gewiss bleibt, auch wenn ich mich im Sichtbaren bewege. Ich glaube nicht, wenn meine Hoffnung über der Gegenwart schwebt und mir nicht jetzt mein Wollen und Handeln gibt. Dann mache ich aus ihr ein müßiges Spiel, einen erquickenden und tröstenden Traum. Das ist der Unglaube, der die Seele zerreißt und den Willen spaltet. Stehen beim Gehofften, gewiss sein dessen, was nicht sichtbar ist, das ist der Glaube. Dass ich innerhalb dieser Welt in Gottes Reich lebe, in meinem natürlichen Zustand der Sünde gestorben bin, und als der zum Leben Berufene krank bin und sterbe, das heißt gläubig sein. Ich bin es nicht, wenn ich zwar hoffe, einst werde die Welt Gott untertan, jetzt aber mich so verhalte, als sei sie die Beute meiner Eigensucht, wenn ich auf Gottes kommendes Gericht warte, jetzt aber so handle, wie es meine Lust mir rät, wenn ich auf das kommende Leben mich freue, jetzt aber im Leiden und im Glück mich so benehme wie die, die sagen, sie müssten die Rosen pflücken, weil sie blühen. Dieser Riss ist tödlich; denn er ist Sünde, weil er die göttliche Gabe missachtet. Gott ist nicht nur der Kommende, sondern auch der Gegenwärtige. Darum gibt mir seine Verheißung, wenn ich sie mit redlichem Willen fasse, die Hoffnung so, dass sie mich gläubig macht.
Es ist, Herr, Gott, meine selige Hoffnung, dass ich Dich einst anbeten darf; so will ich Dich auch jetzt ehren. Ich hoffe, dass ich Dich einst von Angesicht zu Angesicht erkennen darf; so will ich auch jetzt vor Dir wandeln. Ich hoffe, dass ich einst von allem Bösen frei in reiner Gerechtigkeit Dir dienen darf; so will ich auch jetzt das hassen, was Dein Gebot verwirft. Dies ist meine Bitte. Erhöre sie nach Deiner Barmherzigkeit. Amen. (Adolf Schlatter)


Der Glaube ist die größte Kraft, welcher der Seele zu Hilfe kommt, denn auch die Liebe, wenn es die rechte Liebe ist, hat im Glauben ihre Wurzel (1 Tim. 1,5). Die Fundamente des Glaubens sind die unsichtbaren Dinge, welche die Seele aber aus freier Wahl so ergreift, als wären es sichtbare. Der Glaube steht siegreich auf der Sinnenwelt, auf den Berechnungen des Verstandes, auf allen Feindesheeren und Lebensbedrängnissen, er ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Freilich ist der Glaube nicht Jedermanns Ding; man kann niemand zwingen zu glauben, aber wer nicht zum Glauben kommt, der sehe es an als seine eigene Schuld. Christus würde nicht sagen: Wer da nicht glaubt, wird verdammt werden, wenn der Unglaube eine bloße Kurzsichtigkeit oder Unbegabtheit wäre. Wer ungläubig ist, der ist es, weil er es will, nicht weil er nicht anders kann. Johannes sagt: Das Licht scheint in die Finsternis, aber die Finsternis nimmt es nicht auf. Das ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr, denn das Licht; denn ihre Werke waren böse. Der Unglaube ist eine Sünde des Herzens, nicht des Verstandes; wer sich beugen will, der kommt auch zum Glauben. Alle Glaubenshelden, die Ebräer 11 uns vors Auge gestellt werden, hatten ihr eignes Leben dran gegeben, und konnten darum glauben. Das eigene Leben ist aber nichts anderes als Entfremdung von Gott, und diese Gottentfremdung will der Ungläubige nicht richten. Abraham hoffte, wo nichts zu hoffen war; Moses hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn. Keiner jener Glaubensmänner war von Natur begabter als der andre, aber sie konnten brechen mit sich selber, weil sie es wollten, und diese Hingabe des Herzens öffnet es auch für die Güter, die kein Auge gesehn, kein Ohr gehört hat, und die in keines Menschen Herz gekommen waren, und die Gott bereitet hat denen, die ihn lieben. (Friedrich Lobstein)


Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und nicht zweifelt an dem, das man nicht sieht.
Billig entsteht hier die Frage: wie kann ein sterblicher Mensch eine gewisse Zuversicht bekommen wegen zukünftiger Dinge, die er hoffen soll, und wie kann er eine gewisse Überzeugung bekommen von dem Wesen der Dinge, die er nicht sieht? Die einzige Antwort, die man hierauf geben kann, ist diese: es muss ein Wort des lebendigen Gottes vorhanden sein, welches dem Menschen eine gewisse Nachricht von den zukünftigen und unsichtbaren Dingen gibt; denn dass man sich hierin auf seine Vernunft verlassen dürfe, kann kein vernünftiger Mensch behaupten, der die Schriften der weisesten Heiden gelesen hat, die wegen der zukünftigen und unsichtbaren Dinge in einer beständigen Ungewissheit blieben, ja, wenn sie sich für weise hielten, und etwas Gewisses ausdenken wollten, zu Narren werden. Ist nun ein Wort Gottes vorhanden, so muss es lauter sein; denn wenn es mit etwas Unrichtigem vermengt wäre, und man eine Auswahl machen müsste, so würde die Sache vor den Richterstuhl der Vernunft gezogen; da dann wieder nichts als Ungewissheit entstünde. Doch sagt uns auch die heilige Schrift, dass nicht nur das Wort, sondern auch der Glaube Gottes Gabe sei (Eph. 2,8.), dass Er nicht nur das Licht aufstecke, sondern auch Augen dazu schenke (Eph. 1,18.), dass Er nicht nur die Wahrheit in die Welt herein gegeben habe, sondern auch den Sinn oder Verstand dazu schenke (1 Joh. 5,20.), und dass die Menschen glauben nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke, welche Er gewirkt, oder erwiesen hat an Christo, da Er Ihn von den Toten auferweckt hat (Eph. 1,19.20.). Die Notwendigkeit dieser göttlichen Wirkung erhellt daraus, dass die verderbte Seele des Menschen gegen die zukünftigen und unsichtbaren Dinge und sonderlich gegen Gott selber eine Feindschaft, und dagegen eine überwiegende Lust zu gegenwärtigen und sichtbaren Dingen in sich hegt, und dass jene eine so feine und erhabene Natur haben, dass eine neue Fähigkeit in der Seele erschaffen werden muss, um sie zu verstehen, und von ihnen einen bleibenden Eindruck zu bekommen. Wenn aber nun diese Fähigkeit nicht nur geschaffen, sondern auch ein wenig erstarkt ist, wenn dieser Eindruck nicht nur gemacht, sondern auch vermehrt, oder wenn der Glaube in der Seele entstanden ist, und eine gewisse Festigkeit erlangt hat: so zeigt er sich im Tun und Leiden als sehr wirksam, wie Paulus Hebr. 11. durch viele Beispiele der Heiligen, die vor Christo gelebt haben, beweist. Die ganze Seele bekommt durch ihn gleichsam eine neue Gestalt; der ganze Wandel eine neue Einrichtung. Man kann durch den Glauben hassen, verlassen, suchen, lieben, dulden, tun, was man vorher nicht hat können. Er ist die Wurzel der ganzen Frömmigkeit. Der Glaube an Jesum Christum rechtfertigt, sobald er entsteht, und der Mensch merkt gemeiniglich den Augenblick nicht, worin er entsteht, allein der Friede Gottes, den man von de an empfindet, und die Proben, die der Glaube im Tun und Leiden ablegt, beweisen, dass er vorhanden sei. Diese Proben aber richten sich nach seiner Stärke; wiewohl keine Bosheitssünde neben ihm sein kann, sobald er entstanden ist. (Magnus Friedrich Roos)

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nt/58/hebraeer_11_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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