Galater 1,15
Andachten
Da es aber Gott wohl gefiel, der mich von meiner Mutter Leibe hat ausgesondert und berufen durch seine Gnade, dass er seinen Sohn offenbarte in mir, dass ich ihn durch das Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden: alsobald fuhr ich zu, und besprach mich nicht darüber mit Fleisch und Blut.
Das leidige Besprechen mit Fleisch und Blut, das ist das Haupthindernis der gründlichen und völligen Bekehrung bei uns. Hätte Saulus sich mit Fleisch und Blut besprochen, dann wäre er nie auf die Straße gekommen, die da heißt: „die richtige“; dann hätte er gewiss nicht drei Tage Speise und Trank total vergessen über seinem ernstlichen und bußfertigen Beten, und wäre niemals ein Paulus geworden. Aber Gott hatte Seinen Sohn in ihm offenbart, und alsobald musste er wohl zufahren. Ja, sagt man, das mag wohl sein bei solchem großen Apostel und auserwählten Heiligen, bei uns gewöhnlichen Leuten ist das ganz anders! Das wäre! - warum willst Du denn zu den gewöhnlichen Leuten gehören? als wärst Du nicht auch ausgesondert von Mutterleibe an zu hohen und großen Dingen! ein Apostel bist Du freilich nicht und kannst es nie werden, aber ein Kind Gottes und Erbe Seines Reiches, also ein Kronenträger, dazu bist Du ausgesondert aus der Welt, die im Argen liegt, so gewiss, als Du getauft bist. Und „von Gott gesandt“ bist Du auch, denn der Herr Jesus sagt: man zündet nicht ein Licht an, dass mans unter den Scheffel setze, sondern stellt es auf den Leuchter, dass es leuchte Allen, die im Haus wohnen. Also bist Du gesandt zu Deinen Hausgenoffen zunächst, mit Deinem Glauben, dass er sich bezeuge und kund tue in heiliger Bruderliebe, notabene wenn Du Glauben hast. Aber daran liegt's. Vor lauter Besprechen mit Fleisch und Blut kommt man nicht zum Glauben und zur Liebe; und bleibt in der eigenen Jämmerlichkeit stecken, wie Einer, der im tiefen Lehm knetet und kann die Füße nicht loskriegen. Fahr' doch zu, Du Menschenkind! es handelt sich um den Sohn Gottes, der in Dir offenbart ist! Er kann's nicht ungestraft lassen, wenn Du Dein Fleisch und Blut werter achtest als Ihn! (Nikolaus Fries)