1. Korinther 4,2
Andachten
Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, als dass sie treu erfunden werden.
Wir Alle sind Christi Diener und Gottes Haushalter. Von seiner Liebe zum Eigentum erworben, sollen wir Alles, was wir sind und haben, als seine Güter verwalten zu seiner Ehre, vor allem die Heiligtümer, die er uns anvertraut hat, sein Wort und Evangelium. Das ist unser Aller Beruf, haben wir ihn erkannt und geübt? Kennen wir die Frage: „Was muss ich tun, dass ich selig werde?“ Ist sie uns die Frage aller Fragen? Ist uns das die größte und ernsteste Sorge, dass wir uns versöhnen lassen mit Gott, dass wir alle Tage aufs Neue uns ihm heiligen an Leib und Seele? Sind wir also rechte Haushalter Gottes über seine Gaben an unserer eigenen Seele? sind wir's an den Menschen, die er uns gegeben? Sind wir ihnen Führer zu Christo, helfen wir sein Reich in ihren Herzen bauen, wachen und beten wir über ihre Seele, sind wir ihnen nahe in der Versuchung, dass sie nicht erliegen, dass wir sie wieder aufrichten, wenn sie gefallen sind? Sieh dich um, siehst du unter Denen, die Gott dir nahe gestellt, Keinen, der deines Schutzes, deiner Mahnung und Warnung bedarf? Siehst du Keinen, der deiner suchenden, helfenden, fürbittenden Liebe bedarf; ist keiner da, der in seinen Kämpfen des Trostes bedarf, des Trostes, den allein das Evangelium geben kann? wie Mancher, der im Verborgenen nach Trost und Frieden schmachtet, und danach sucht auf tausend falschen Wegen und nimmer zur Ruhe kommt! Willst du nicht dem Suchenden und Irrenden den Weg zeigen? Sage nicht, das sei dir zu schwer. Dazu bedarf's ja nicht besonderer Gaben und Kräfte; nur der Treue bedarf's. Man sucht nicht mehr an den Haushaltern, als dass sie treu erfunden werden. Getreuer Gott, mach auch uns getreu. Stelle uns beständig den Tag vor die Augen, wo wir Rechenschaft ablegen müssen von unserm Haushalten, und hilf uns so dir dienen, so auch heute arbeiten, wachen und beten, glauben und lieben, dass du an jenem Tag zu uns sagen kannst: „Du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herrn Freude.“ Amen. (Adolf Clemen)
“Nun suchet man nicht mehr an den Haushaltern, denn dass sie treu erfunden werden.“
Untreue löscht alle andern guten Eigenschaften eines Mannes aus, der einen Vertrauensposten bekleidet. Er kann sich mit keinem Lob über andere Leistungen oder Erfolge gegen den Blick der Vernichtung wappnen, womit sein Herr am Tage des Gerichts den Überführten straft: „Untreue!“ Wenn man im geistlichen Dienst seine Ehre, seinen Vorteil, seine Anerkennung, seine Bequemlichkeit sucht und nicht das Interesse seines Herrn, wird man untreu erfunden. Die Gefahr, sich über diesen Punkt selbst zu täuschen, ist bei den Eifrigsten und Erfolgreichsten am größten. Da mischen sich in die gesteigerte Tätigkeit so leicht falsche Triebe. Menschen, die einen loben und beräuchern, verwirren das klare Selbstgericht, und allmählich wird man ein Opfer aller dieser falschen Vorstellungen. An andern sehen wir bisweilen, wie ihre Vielseitigkeit sie verdirbt; über uns selbst können wir im gleichen Augenblick ganz verblendet bleiben. Da ist es noch ein Segen, wenn vielleicht ein feindlicher Tadel, der uns zuerst nur verletzt, uns die Augen öffnet und wir den Abgrund erkennen, an dem wir wandeln. Nur nicht im unklaren, wem unsere Treue gehört.
Herr Jesu, es steht zu viel auf dem Spiel für meine arme Seele und meine Arbeit. Erbarme dich meiner und hilf mir nach deiner Barmherzigkeit. Strafe meine Untreue jetzt und vergib mir. Mach du mich treu. Amen. (Samuel Keller)