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Römer 8,1

Römer 8,1

Andachten

Das achte Kapitel des Briefes an die Römer ist ein wahrhaftiger Thaborgipfel. Da schauet man den Heiligen des neuen Bundes mitten ins Haus hinein, wie in lauter Morgensonne. Freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes, rufen sie kindlichen Geistes: Abba, lieber Vater! sind Erben Gottes und Miterben Christi, wartend nur noch der endlichen Verklärung, nach der sich sehnet immerdar das ängstliche Harren der Kreatur, und die an ihnen soll offenbart werden, obschon hienieden Welt und Sünde, Tod und Teufel die Auserwählten scheiden möchte von der Liebe ihres Gottes. O Wunderschöpfung, hinter welche die erste Schöpfung Himmels und der Erden weit zurücktritt; Gotteshütte, wie keine uns begegnet am Fuße Sinais, keine unterm Harfenschlage der Propheten! Diese Gewissheit und Überzeugung, die Paulus von seiner Person hegt, teilt mit ihm die ganze Gemeinde des Herrn und jeder einzelne wahrhaft begnadigte Christ. Was er von sich sagt, bekennt mit ihm die ganze Wolke von zeugen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wie mit Einem Munde, aus Einer Erfahrung und mit Einer Seele. Keine Anklage kann mehr gegen die Kinder Gottes erhoben werden, keine Verdammnis waltet mehr über ihnen, kein Feind und keine Trübsal kann sie mehr anfechten, wie groß sie auch sei. Es antwortet hier Einer aus Tausenden und gewissermaßen Einer für Alle, uns zeigend, in welcher Fülle und Macht die Liebe Gottes ausgegossen werden kann in eines jeden Menschen Herz durch den heiligen Geist, der auch uns verheißen ist. Das mag uns reizen, dass wir unser Herz mit dieser Liebe Gottes erfüllen lassen und damit auch weit überwinden in Allem, was unseres Lebens Last und Not, Kampf und Anfechtung ist. Könnten wir dann vorerst noch nicht weiter kommen als zu dem Seufzer: Gott, sei mir Sünder gnädig, so ist und bleibt doch diese ewige Liebe Gottes uns gegenwärtig und gewiss, und dort wird das Erste sein die Lobpreisung: Halleluja! Das Heil sei unserm Gott und dem Lamme! Amen. (Friedrich Arndt)


“So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“
Röm. 8, 1

Nichts Verdammliches? Widerspricht dem nicht mein Gewissen und die tägliche Erfahrung? Waren nicht heute am Tage noch gewisse Gedankengänge und Empfindungen in meiner Seele verdammlich? Da ist es schon eine Erleichterung, dass der Grundtext eigentlich sagt: „So ist nun keine Verdammnis an denen“ Verdammnis als Endurteil Gottes über einen Menschen, der in Christo Jesu ist, kann es wohl nicht geben. Denn in Christo Jesu sein, das wird doch wohl heißen, auf seiner Seite stehen, ihm kindlich trauen, auf seine Hilfe hoffen. Sind wir so sein Eigentum, dann ist die Verdammnis abgewendet, von ihm für uns getragen und trifft uns nicht mehr. Dessen muss ich mich heute Abend trösten: an mir und in mir ist mancherlei Unruhe und mancherlei Schwäche, aber seine Gnade hat keine Lücke. Die deckt all meine eigene Erbärmlichkeit ganz zu, so dass ich mich nicht auf meine Bravheit verlasse, sondern auf sein Erbarmen. Es ist dabei nebensächlich, ob ich schöne Gefühle, große Freudigkeit und süße Andacht empfinde, es kommt bloß auf meines Glaubens Richtung an: sucht meine Seele ihn, dann deckt er Schuld und Übertretung, und das nicht nur heute, sondern er wird den ganzen Prozess meines Lebens zum seligen Ende hinausführen.

O Herr Jesu, lies eben in meiner armen, bedrückten Seelenverfassung die Sehnsucht nach dir und deiner Gnade. Deck mich mit deiner Versöhnung und tröste mich mit deiner Liebe! Amen. (Samuel Keller)


Es ist nichts Verdammliches an denen, die in Christus Jesus sind.
Paulus hat tief empfunden, was es bedeutet „im Leibe zu sein“. Für unser Sehfeld sind die Grenzen durch das festgelegt, was uns die Sinne geben, und unser Begehren entsteht durch das, was unser Leib bedarf. Freude und Leid, was uns wehtut und was uns erfreut, beides sprudelt in uns durch die Weise hinein, wie die natürlichen Vorgänge uns berühren. Unser ganzer Verkehr mit den Menschen, alles, was wir ihnen geben oder von ihnen empfangen, wird durch den Leib vermittelt, begrenzt, geschwächt und befleckt. Aber unser inwendiger Verkehr mit Gott ist ganz an unser leiblichen Verrichtungen gebunden; auch zum Glauben brauchen wir ein normal arbeitendes Gehirn. Paulus schilt unser Versenktsein in den Leib nicht. So sind wir durch den schaffenden Willen Gottes, der uns durch den leiblichen Vorgang begabt und regiert. Er fragt aber: gibt es nicht noch eine andere Macht, die uns ebenso kräftig umfasst, wie unser Fleisch es tut? Ist die Natur das einzige, was uns trägt und formt? Und er antwortet: Christus ist da und darum sind wir in Ihm. Durch die Natur wird uns Gott nicht so gegenwärtig und wirksam, dass ich ganz und immer in Berührung mit Ihm wäre. Denn sie trägt mir nicht jene Gnade Gottes zu, die mich inwendig in meinem Willen mit Gott einigte. Nun ist uns aber Christus gegeben und in Gottes Weise bei uns gegenwärtig, durch nichts von uns getrennt, in Gottes Macht wirksam, daher Herr über unser ganzes Wesen, auch über die inwendige Bewegung unseres Geistes, der uns verleiht, was uns Gottes Gnade gibt. Was bedeutet nun das, dass wir nicht nur im Leib, sondern in Christus sind? Das ist das Ende der Verurteilung. Als die, die im Leib sind, sind wir unter dem Gesetz, daher im Streit mit ihm, da unser natürliches Begehren dem Gesetz Gottes widerspricht, folglich in der Schuld, die durch die Übertretung des Gesetzes entsteht. Darum bedürfen wir noch einen anderen Ort und Herrn als unseren Leib und dieser ist uns dadurch gegeben, dass Gott uns Christus gab. Nur das ist das Ende der Not, die uns die Natur und das Gesetz bereiten. Nun stehen wir unter der Gnade, sind bedeckt durch das Versöhnen Jesu und von seinem Geist bewegt. Daher gibt es keine Verurteilung mehr für uns. Uns hilft nicht eine stückweise Vergebung, nicht ein Freispruch in diesem oder jenem Fall. Denn die Verurteilung trifft mein Wesen, verwirft das, was ich bin, somit beständig will und tue. Diese Verurteilung ist nun ganz von mir genommen, weil Christus mich in seine Macht und Gnade hineingesetzt hat.
Kehre ich mich weg von Dir, Herr Christus, so entsteht der Jammer. Wende ich mich Dir zu, so beginnt der Dank, der jede Klage verdrängt. Du machst Dich zu unserem Herrn. Was bedarf ich mehr? Das ist Gerechtigkeit und Heil. Amen. (Adolf Schlatter)


“So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“
Komm, liebe Seele, und denke hierüber nach. Glaubst du an den Herrn Jesum, so bist du wirklich und gründlich von aller Schuld erlöst, du bist aus deinem Gefängnis heraus. geführt. Du bist nicht mehr mit Ketten gebunden, wie ein Leibeigener; du bist schon jetzt frei geworden aus der Sklaverei des Gesetzes; du bist befreit von der Herrschaft der Sünde, und darfst frei umhergehen als ein Freier, deines Heilandes Blut hat dir deine vollkommene Freiheit erworben. Jetzt hast du ein Recht, zum Throne deines Vaters zu kommen; keine flammenden Schwerter der Zornesrache schrecken dich von hier zurück; keine drohende Cherubswache wehrt dir den Zugang; die Gerechtigkeit darf den Schuldlosen nicht schlagen. Alle deine Schwächen und Mängel sind nun beseitigt: sonst warst du nicht im Stande, deines Vaters Antlitz zu sehen; jetzt darfst du es mit Lust betrachten. Du konntest nicht mit Ihm reden; jetzt aber hast du freien Zugang zu Ihm. Einst lag Furcht der Hölle auf dir; jetzt aber weißt du nichts mehr von solcher Furcht, denn wie kann den Unschuldigen Strafe treffen? Wer da glaubt, der wird nicht verdammt, und kann nicht gestraft werden. Und mehr als dies Alles, alle die seligen Vorrechte, derer du dich hättest erfreuen dürfen, wenn du nie gesündigt hättest, sind jetzt dennoch dein, weil du gerecht gemacht bist. Alle die Segnungen, die dir zu Teil geworden wären, wenn du das Gesetz gehalten hättest, und noch weit mehr, sind nun dein, weil Christus das Gesetz für dich erfüllt hat. Auch die Liebe und Wonne, welche dir ein vollkommener Gehorsam bei Gott erworben hätte, gehören nun dir zu, weil Christus um deinetwillen vollkommen gehorsam war und all' Sein Verdienst dir zugerechnet hat, damit du überschwänglich reich würdest durch Den, der um deinetwillen unsäglich arm und elend geworden ist. O, wie groß ist doch die Liebesschuld und Dankespflicht, die du deinem Heiland schuldig bist!

„Ich bin gerecht durch meinen. Glauben,
Der mich dem Heiland einverleibt;
Wer kann mir dieses Kleinod rauben,
Das mir Sein Blut und Tod verschreibt?
Sein teures Wort bekräftigt dies;
Ich bin's gewiss!“ (Charles Haddon Spurgeon)

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