Römer 5,5
Andachten
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.
Unser Herz weiß bei seiner Abweichung und in seiner Blindheit nicht mehr, was das wahre und höchste Gut sei. Zwar der Begriff und die Begierde nach einem Gute, das die ganze Seele ausfülle und unser inwendiges Geistesbedürfnis befriedige, ist uns geblieben, aber wo dieses höchste Gut zu finden sei, was eigentlich den Durst uns stille und die Seele befriedige, das weiß der natürliche Mensch nicht mehr. Die Sünde hat eine Scheidewand gezogen zwischen Gott und dem Menschen, und dadurch ist ihm die Vortrefflichkeit Gottes und dass nur in Gott das Sehnen des Geistes befriedigt werde, dass wer nicht in ihm lebt und ihn nicht hat, eigentlich so gut aus seinem Element entrückt und so unglücklich ist seinem innersten Geistesleben nach, als der Fisch, der aus dem Wasser an das Land gelegt wird, das Alles ist dem natürlichen Menschen verdeckt, er weiß es nicht, die Augen sind ihm noch nicht aufgegangen durch den heiligen Geist. Seht die Menschen an, sie suchen ein höchstes Gut, Augenlust, Geld, Ehre, Alle aber machen sich selbst zum höchsten Gut, die Welt ist ihnen nur Etwas, das sich um sie herumbewegt, von welchem sie der Mittelpunkt sind; sie sind so überzeugt von ihrer Vortrefflichkeit, von dieser oder jener Geschicklichkeit, von ihrem Verstand, dass sie zwar nicht mit Worten, aber doch ihren Gedanken nach sich selber für das höchste Gut achten, bis sie durch den Geist Gottes von ihrer Verwerflichkeit und Schnödigkeit überzeugt sind. Das ist der Zustand des Menschen, wie er von Natur ist. - Wer aber Jesum hat erkannt und die wahrhaftigen Himmelsgüter, wer Gott liebt, der achtet nur ihn für das höchste Gut, der setzt nichts über ihn hinauf, dem geht Gott über Alles, dem wird alles Andere, es heiße wie es wolle, dem wird er selber vor Gott so klein, so nichts, so unbedeutend, dass er mit dem Apostel Paulus sagt: ich achte Alles für Schaden gegen der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines HErrn, ja selbst der Himmel wäre nichts ohne ihn. Stehst du in dieser Liebe Gottes? Achtest du Gott für das höchste Gut? (Ludwig Hofacker)
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Die Menschen machen sich von der Gnade Gottes mancherlei irrige und seltsame Vorstellungen. Viele meinen, der Mensch müsse sich’s nur steif einbilden, dass Gott ihm gnädig sei, und beschlossen habe, ihn selig zu machen: so habe Alles seine Richtigkeit; ob er schon von der Gnade Gottes bei seinem Leichtsinn niemals etwas empfindet. Andere halten nichts für die Gnade, als die Wirkungen des Heiligen Geistes in ihrem Herzen, und je nachdem sie diese mehr oder weniger empfinden, sind sie mehr oder weniger gläubig. Andere meinen, die Gnade sei etwas, da man umsonst empfange, damit man hernach durch Hilfe derselben andere Wohltaten und insonderheit das ewige Leben verdienen könne. Andere meinen, sie müssen die Gnade selbst mit Werken verdienen. Endlich gibt es Leute, die es für unmöglich halten, der Gnade Gottes in diesem Leben gewiss zu werden. Die Lehre Pauli aber ist diesem Allem entgegengesetzt. Erstlich setzt er Röm. 11,6. 4,4. 5. die Gnade dem Verdienst der Werke entgegen, und lehrt, dass beide nicht beisammen stehen können. Hernach lehrt er Röm. 5,1.2., dass gerechtfertigt werden, und einen Zugang zu der Gnade bekommen, folglich auch gerechtfertigt sein, und in der Gnade stehen, einerlei sei, und dass derjenige, der in der Gnade stehe, sich schon der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit rühmen könne, ohne diese noch besonders zu verdienen. Er sagt ferner, dass ein Begnadigter sich auch der Trübsale rühmen dürfe, weil man unter denselben bei der Geduld bewährt werde, und eine neue festere und reinere Hoffnung der Herrlichkeit bekomme. Warum aber dieses? Darum, weil die Liebe Gottes bei der Begnadigung in dem Herzen ausgegossen werde durch den Heiligen Geist. Gnade ist Gottes Huld, Güte, Barmherzigkeit, nach welcher Er dem Menschen, sobald er gläubig wird, seine Sünden um Christi willen nicht mehr zurechnet, sondern vergibt (Röm. 4,6-8.). Von dieser Seiner Huld vergewissert Er aber den Menschen, indem Er Seine Liebe in dessen Herzen durch den Heiligen Geist, wie ein Öl, wie einen köstlichen Balsam zur empfindlichen Erquickung ausgießt. Ohne diese Ausgießung würde der Mensch immer suchen, und nie wissen, dass er das Gesuchte gefunden habe. Es würde ohne dieselbe niemals eine Zuversicht, Gewissheit, Freudigkeit, oder ein Rühmen bei den Menschen entstehen. Wer die Liebe Gottes empfunden hat (welches aber nur der Heilige Geist verschaffen kann), darf sich nicht nur einbilden, dass ihm Gott gnädig sei, sondern kann es mit Grund und Gewissheit glauben. Doch ist die Gnade, das ist die Huld Gottes, größer, als wir sie spüren, denn sie ist die unermessliche Quelle alles Guten, welches die Gerechten ewiglich genießen sollen. Wem Gott gnädig ist, dem gibt Er Seinen Geist als das Siegel, womit er als Sein Eigentum bezeichnet wird, und als das Angeld des himmlischen Erbes: die Gnade aber ist in Gott, die Wirkungen des Heiligen Geistes aber, welche aus derselben fließen, sind in uns, und obschon diese mancherlei und zuweilen schmerzhaft, zuweilen aber nicht merklich sind, so bleibt doch die Gnade gegen diejenigen, die im Glauben stehen, unverändert, und übertrifft Alles, was wir davon denken und fühlen können. Himmlischer Vater, gieße Deine Liebe immer mehr durch den Heiligen Geist in unsere Herzen aus, damit wir dadurch tüchtig werden, in der Hoffnung der ewigen Herrlichkeit fröhlich, und in Trübsalen geduldig zu sein! (Magnus Friedrich Roos)
Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.
Auch die Kinder dieser Welt brauchen Hoffnung. Ein Mensch ohne Hoffnung ist ein armer Mensch: er hat keine Tatkraft, und am Ende keine Lust mehr zum Leben. Es gehört zu den dunkelsten Schatten der Gegenwart, dass wir so viele hoffnungslose und darum haltlose Leute sehen, die nur gar zu oft der Verzweiflung anheim fallen; das schmerzt uns tief. Oft hat man den Eindruck: ach, wenn dieser Mensch zu rechter Stunde von der Hoffnung gehört hätte, die nicht zu Schanden werden lässt, so wäre er gewiss getröstet worden. Woran soll der Mensch sich halten, wenn er den Anker der Hoffnung nicht kennt, die uns durch Christum geschenkt ist und der unser Schifflein auch im Sturme hält. Tatsache ist, dass der Herr sich besonders unter den durch eitle Hoffnung gründlich Getäuschten, seine Leute sammelt, denen er die Hoffnung schenken kann, die erfüllt wird. Sie muss erfüllt werden, sie kann nicht zu Schanden werden lassen, weil sie keine Einbildung, kein Menschenwerk ist, sondern die Gabe des heiligen Geistes, durch den die Liebe Gottes in unser Herz ausgegossen ist. Wann begann dieses Ausgießen in unsere Herzen? Wir müssen zu Kap. 5,1 zurückgehen; dann bekommen wir die göttliche Antwort: es begann durch die Aneignung der Rechtfertigung, der Vergebung der Sünden im Glauben. Wer im Glauben die innere Erfahrung der Liebe Gottes hat durch Vergebung der Sünden, der hat Frieden mit Gott und damit einen Anfang des Ausgießens der Liebe Gottes in sein Herz durch den heiligen Geist. So weit waren Jesu Jünger unmittelbar nach dem Friedensgruß und dem Anhauchen des Auferstandenen. Von jenem Tage an waren sie Kinder Gottes 1. Petri 1,3 und als Rinder Erben. Kinder und Erben Gottes haben eine durch den heiligen Geist in sie gelegte, lebendige Hoffnung, die nicht zu Schanden werden lässt. Am Pfingsten und nach Pfingsten Apostg. 4,31 erfuhren dann die Jünger das Ausgießen der Liebe Gottes in ihre Herzen in höherer Weise. Auch uns will er seine Liebe reichlich schenken; mache ihr Raum, vollen Raum.
Herr, verzehre Alles was Dir in mir zuwider ist und fülle mich, mit Deiner Liebe! Amen. (Elias Schrenk)
Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden.
Es ist sehr tiefsinnig, dass der große Dante in seiner „Göttlichen Komödie“ über das Tor der Hölle die Überschrift gesetzt hat: „Ihr, die ihr eingeht, werft alle Hoffnung hinter euch!“ In der Tat, das sind die Unseligen, die Verdammten, die aller Hoffnung bar sein müssen; das ist Hölle, wenn alle Hoffnung hinterwärts geblieben und auf ewig vernichtet ist. In der Hölle hofft man nicht mehr, weil alle Hoffnung tot ist, im Himmel hofft man auch nicht mehr, weil alle Hoffnung erfüllt ist. Hier auf Erden aber ist die Hoffnung recht eigentlich alles Lebens Lust und Kraft. Denn was ist Hoffnung anders, als die Erwartung, dass die Zukunft Gutes bringen werde, was die Gegenwart versagt? Was ist Hoffnung anders, als das Einsenken der Seele in ein noch nicht vorhandenes Glück, Genuss oder Besitz? Darum hofft Alles, was noch nicht vollkommen und selig ist. Wo aber die Hoffnung sterben will, da senken sich die Schatten der Traurigkeit über das ganze Herz. Darum ist es ein Selbsterhaltungstrieb, der Allem, was Mensch heißt, innewohnt, dass man in sich selbst und in Anderen immer und immer wieder das Hoffnungselement stärke und belebe. Da tröstet man sich allewege mit dem Ausspruch des Apostels: „Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden“.
Es gibt wenig Bibelworte, die mehr in Jedermanns Munde sind, wie dieses hier. Aber ist's denn auch wahr? Ich weiß nicht, welcher Dichter es ist, der die Hoffnung verflucht hat als die schlimmste Pestilenz im menschlichen Geschlecht, denn sie sei nur die Mutter der Enttäuschung; nichts aber sei bitterer als Enttäuschung. Nun, das ist übertrieben; aber allerdings, die meiste Erdenhoffnung wird doch wirklich zu Schanden.
Der Schwindsüchtige lebt recht eigentlich von der Hoffnung, obgleich seine Kräfte eilend hingehen. Aus „Liebe und Mitleid“ schürt man diese Hoffnung und das ist ein leichtes Spiel. Ob auch ein Lichtstrahl nach dem andern schwindet, dennoch bleibt zum Hoffen noch Licht genug. Bis mitten in den Tod hinein hofft das arme Herz, nichtsdestoweniger aber wird es vom Tod gebrochen. Und so ergeht es mit den meisten Hoffnungen, die auf diese Welt gestellt sind, sie erweisen sich als taube Nüsse.
Eine Hoffnung ist nur dann etwas wert und wird nur dann nicht zu Schanden, wenn sie Grund hat. Die Hoffnung, die wir uns nur so mit unserer Phantasie zurecht gemacht haben, die Hoffnung, die nur eine Abspiegelung unserer Wünsche und Gelüste ist, vergeht schnell wie ein Rauch. Wir müssen vernünftige Gründe für unsere Hoffnungen haben. Wer guten Weizen gesät hat, hat Grund zu hoffen, dass er guten Weizen ernten wird. Wer Anderen Liebe beweist, hat Grund zu der Hoffnung, dass auch er wieder Liebe empfangen wird. Wer fleißig ist, oder wer seine Kinder gut erzogen hat „halt!“ höre ich rufen, „sehr oft stimmt das nicht, ja sehr oft ist das Gegenteil der Fall!“
Ja, da haben wir's! In dieser Welt, die in ihrem Lauf unberechenbar, ja die schier einem wogenden Meer gleich ist, wird die begründetste Hoffnung gar oft zu Schanden. Nein, nicht auf die Welt, sondern auf Den, der über der Welt ist, auf Gott sollen wir bauen; das ist die Hoffnung, davon Paulus sagt, „sie lässt nicht zu Schanden werden“.
Das tut sie aber doch! höre ich Millionen Kinder unseres Geschlechtes rufen, jammern oder auch wütend brüllen, indem sie die geballte Faust gen Himmel heben. „Wir haben,“ so sagen sie, „zu Gott geschrien, auf Gott gehofft, auf Ihn uns verlassen, auf Ihn geharrt, und Er hat uns zu Schanden werden lassen, Er hat uns zu Narren gemacht.“ - Ja, wir wissen wohl, dass es ein gottloses Gottvertrauen gibt, da man Gott nur wie einen bezahlten Lohndiener ansieht, der uns unsern Willen und Gelüste erfüllen soll. Wir rufen zu Ihm, Er soll uns seine helfende Hand oder auch sein rächendes Schwert leihen, und wenn Er uns darin nicht zu Diensten ist, so sagen wir, er ist blind, taub, ohnmächtig.
Das wahre heilige Gottvertrauen besteht nicht darin, dass wir uns Hoffnungen machen und dann von Ihm erwarten, dass Er sie erfülle, sondern darin, dass wir in die Hoffnung, die Er uns gemacht, in die Verheißung, die Er uns gegeben hat, mit unerschütterlichem, kindlichem Vertrauen unsere Seele einsenken und nicht zweifeln: „Treu ist Der, der es verheißen hat“. Keiner wird zu Schanden, der seiner harrt. Und welches ist denn seine Verheißung? welches ist die Hoffnung, darin wir haften sollen? Es ist die Verheißung des ewigen Lebens in Jesu Christo, die Er allen Denen, die mit schuldbeladenem, reuevollem, demutsvollem Herzen zu Ihm nahen, gegeben hat. Wo ein Menschenherz, in sich selbst zerrissen, sehnsüchtig nach Heil und Erneuerung von Oben her durch Christum zu Gott naht, da ist ihm zugesichert, dass ihm Vergebung und himmlische Gnadengabe zu Teil werden soll. Es soll in Jesu finden, was es sucht, die Gewissheit, dass es ein Kind und Erbe Gottes sei, hier im Glauben, dort droben im Schauen, das hat Er verheißen. Es soll durch den Geist Christi zur inneren Erneuerung und Vollkommenheit gelangen und das Erbteil der Heiligen im Licht erlangen zu seiner Zeit. Es soll solch ein Menschenkind hier schon unter dem Schirm und in der Erziehung Christi erfahren, dass ihm Alles, Alles zum Heil und Leben dienen muss; das hat Er verheißen. Die in solche Verheißung Gottes die Wurzeln ihres Lebens einsenken, die leben in der Hoffnung, die nicht zu Schanden werden soll. Würde sie zu Schanden, so würde Gott selbst zu Schanden, Er selbst würde dann als ein Lügner erfunden werden. Siehe, da versuche es mit deiner Hoffnung, da ankere hinein, aber deine ganze Seele ungeteilt und du wirst die Herrlichkeit Gottes Schauen.
Sollt Er was sagen und nicht halten.
Sollt Er was reden und nicht tun?
Kann auch der Wahrheit Kraft veralten?
Kann auch sein treues Herze ruhn?
Bei Ihm ist einig Wort und Tat,
Denn treu ist, der verheißen hat. (Otto Funcke)