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Römer 12,3

Römer 12,3

Andachten

“dass niemand hinaustrachte über das, was er beanspruchen darf“
Ach ja, das Hinaustrachten über die Grenze. Wie viel Herzeleid und Unrecht hat das schon eingebracht! Der eine will geistig mehr scheinen, als er ist, unternimmt und verspricht zuviel, und dann langt es nirgends, seine Blöße zu decken. Verzweifelte Anstrengung, die doch nicht zum Ziele führt, verstimmt ihn, und jetzt wird er ungerecht gegen die andern, die Erfolg und Ehre erreichten. Auf dem Boden der inneren gläubigen Erfahrung geht es ganz ähnlich. Man trachtete hinaus über das Maß, das der Herr in unserer Begabung, unserer Stellung oder Lebensführung uns mit Glauben gefüllt hatte. Nach glänzenden Beispielen besonderer Glaubenshelden wollte man auch wachsen, wachsen! Das gibt eine Aufgeblasenheit, eine Anstrengung, frömmer, größer zu scheinen als man ist, wo man sich der Unwahrheit gar nicht bewusst ist, weil man ja innerlich sich nach solchem Wachstum sehnt, vielleicht sogar ungeduldig darum betet. Was ist es dagegen für eine schöne, stille, starke Sache, wenn einer seine Grenze erkannt hat und lieber im engen Kreis etwas Ganzes und Kerniges werden will, als nach hohler Größe trachten.

Herr Jesus, du Meister meines Lebens, zeige mir doch allezeit meine Grenzen. Behüte mich, nach irgendeiner Seite über das hinauszutrachten, was du für mich vorhergesehen, als du mich geschaffen hast. Das Trachten macht krank. Mache du mich gesund, Herr Jesu! Amen. (Samuel Keller)


Niemand halte weiter von sich, denn sich's gebührt zu halten, sondern er halte mäßiglich von sich, ein jeglicher, nach dem Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens.
Vieles mag uns locken, was wir für heilsam halten, wenn es hergestellt würde. Unsere Phantasie versteht es gut, Bilder zu malen, die uns schöner scheinen als das, was uns gegeben ist. Allein solche Wünsche zeigen uns nicht das, was wir erstreben dürfen. Mache nicht, warnt Paulus, aus deinem Glauben einen Übermut. Wo endet die Besonnenheit und wo beginnt der Übermut? Ich verfalle ihm dann, wenn ich über das Maß meines Glaubens hinausfahre. Ergreife ich selbst die Zügel, um die Fahrt selbst zu lenken, so verliert mein Gefährt die Richtung. Nachfolgen, nicht voranlaufen kennzeichnet den, der in Gottes Reich festgewurzelt steht. Nun regiert Gott und nicht das begehrliche und träumende Menschenherz, und nur dann, wenn ich in dieser Folgsamkeit verharre, bleibt meine Freiheit unversehrt. Solange das mir zugeteilte Maß des Glaubens mir das Maß für mein Wirken gibt, handle ich frei, weil nun mein Handeln aus meinem eigenen Glauben erwächst. Wenn ich aber einen fremden Glauben zu meiner Richtschnur nehme und mich nach dem Maß richte, das den anderen gegeben ist, gebe ich meine Freiheit preis und zwinge mich, mich zu verstellen und untreu gegen mich zu sein. Nun muss ich mich stellen, als handle ich im Glauben, während nicht mein Glaube mich bewegt, sondern der der anderen. Gehorche ich dagegen Paulus, der mein ganzes Wirken an das Maß meines Glaubens hängt, so bleibe ich von Schein und Verstellung frei. Nur die Eitelkeit könnte mich verführen, mich auf einen fremden Glauben zu stützen, weil er größer und stärker als der meine ist. Allein Glaube und Eitelkeit vertragen sich nicht. Wo der Glaube einkehrt, ist der eigene Ruhm hinausgesperrt. Somit darf ich dankbar tun, was ich kann, und die Kraft brauchen, die ich habe, und mich an meinem Werk freuen; denn es ist für Gott getan, weil es aus dem Glauben kam.
An deiner Hand zu wandern, Herr Gott, das gibt die frohe Fahrt. Seh ich auf dich, so verwirrt mich der Blick auf die anderen nicht. Was du mir ins Herz gelegt hast, das ist meine Ausrüstung zu meinem Dienst und zu meinem Kampf. Denn du gabst jedem Glauben, sei er noch so klein, deine ganze Verheißung ohne Einschränkung. Amen. (Adolf Schlatter)

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nt/45/roemer_12_3.txt · Zuletzt geändert: von aj
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