Johannes 3,18
Andachten
Wer an den Sohn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
Wenn des Menschen Sohn kommen wird in Seiner Herrlichkeit, und alle heiligen Engel mit Ihm, dann wird Er sitzen auf dem Stuhl Seiner Herrlichkeit, und werden vor Ihm alle Völker versammelt werden, und Er wird sie von einander scheiden (Matth. 25,31.32.), und über einen jeden von den zwei Haufen ein Urteil fällen, denn Er ist von Gott verordnet ein Richter der Lebendigen und der Toten zu sein, Ap. Gesch. 10,42. Der Kreis des Erdbodens, das ist das ganze menschliche Geschlecht, welches auf dem Erdboden gewohnt hat, wird alsdann mit Gerechtigkeit gerichtet werden, Ap. Gesch. 17,31. Dessen ungeachtet ist wahr, was Christus Joh. 3,18. gesagt hat: wer an den Sohn Gottes glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Warum wird derjenige, der an den Sohn Gottes glaubt, nicht gerichtet? Darum, weil er das ewige Leben schon hat, und schon vom Tod zum Leben durchgedrungen ist, Joh. 5,24., und die Barmherzigkeit sich bei ihm wider das Gericht rühmet, Jak. 2,13. Es ist freilich klar, dass die Worte richten und Gericht Joh. 3,18. Joh. 5,24. Jak. 2,13. eine fürchterlicher Bedeutung haben, da sie hingegen Ap. Gesch. 10,42. 17,31. von einer allgemeinen Bedeutung sind. Der HErr Jesus wird alle Menschen, auch diejenigen, die an Ihn geglaubt haben, richten, insofern Er sie öffentlich selig preisen, ihnen das Reich Gottes als ein Erbe durch einen Ausspruch schenken, und einem Jeden unter ihnen einen reichen Gnadenlohn nach seinen Werken geben wird. Er wird sie aber in einem andern Verstand nicht richten, weil sie schon vorher begnadigt waren, und weil Er Sich im Neuen Testament, dessen kurzer Inhalt Hebr. 8,8-12. beschrieben ist, anheischig gemacht hat, ihrer Untugend und ihren Sünden gnädig zu sein, und ihrer Ungerechtigkeit nicht mehr zu gedenken.
Wer aber an Ihn nicht glaubt, ist schon gerichtet; der Zorn Gottes schwebt und bleibt über ihm, Joh. 3,36., der Ausschlag zu seiner Verdammnis ist schon vorhanden, ehe er stirbt, und ehe der jüngste Tag anbricht; denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Wie viel ist also an diesem Glauben gelegen! Wie wichtig und herrlich ist die Folge desselben! Wenn ich der ehrbarste, artigste und guttätigste Mensch wäre, und glaubte nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes, der mir gepredigt worden ist, so wäre ich nach Gottes Urteil schon gerichtet, oder unter die Verdammten gerechnet, wiewohl das Urteil der Verdammnis erst am jüngsten Tag öffentlich und feierlich über mich würde ausgesprochen werden. Wenn ich aber auch der größte Sünder wäre, und gelangte bei Leibesleben durch die Wirkung des Heiligen Geistes unter einer redlichen Reue noch zum Glauben an den Namen des Sohnes Gottes, so würde ich schon bei Leibesleben begnadigt. HErr, lasse diese Glückseligkeit mir und den meinigen an jenem Tage widerfahren! (Magnus Friedrich Roos)
Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet; denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
Es steht nicht in unserer Macht, ob wir an Jesus glauben oder nicht glauben. Denn der Glaube entsteht aus dem Wort, das uns Jesus zeigt, und dieses kommt als freies göttliches Geschenk zu uns. Sodann bleibt das Wort ohne Wirkung, wenn es nicht gehört wird mit jenem wachen Hören, durch das das Wort unser Eigentum wird, und dieses liegt nicht in unserer Hand, sondern ist Gottes Wirkung in uns. Darum ist uns durch die Begegnung mit Jesus, die uns zum Glauben an ihn führt, das gegeben, was nicht unter das Gericht Gottes fällt. Wäre der Glaube unser Werk und Verdienst, so stände auch er unter Gottes Gericht. Nun ist er aber Gottes Gnadengabe und darum ihm wohlgefällig und mit seinem Willen eins und unser Heil. Wer ihn empfangen hat, ist über das Gericht emporgehoben. Wenn dagegen die Begegnung mit Jesus für den Menschen unfruchtbar und sein Wort für ihn ohne Bedeutung bleibt, dann hat sich Gottes Gericht an ihm vollzogen. Denn das, was uns von Jesus wegreißt und ihm unser Ohr verschließt, ist unser verwerfliches Handeln. Alles, was böse in uns ist, zerrt uns von Jesus weg. Die Nebel, mit denen unser verkehrtes Begehren unseren Blick füllt, machen ihn uns unerkennbar. Wir heißen deshalb ganz andere Dinge unser Glück und Gut als das, was der Gekreuzigte uns verspricht. Wir werden also, wenn wir ungläubig bleiben müssen, an unseren eigenen Willen gebunden und müssen das haben, was unser sündliches Begehren sich wünscht. Das ist bereits erlittenes Gericht, bereits in Kraft gesetzte Strafe. Denn es geht uns mit unserem Unglauben Christus verloren und damit der ganze, ewig reiche Schatz des Himmelreichs. Gleichwohl hat Jesus auch seinen Jüngern mit großem Ernst gesagt, dass er auch sie richten werde. Das tat er, weil es keine göttliche Gabe gibt, an der wir uns nicht versündigen können, und je größer die Gabe ist, die wir entkräften und missbrauchen, umso schwerer ist unsere Schuld. Durch den Glauben an Jesus sind wir fähig gemacht, ihm zu dienen und Gottes Willen zu tun. Was wir nun in Kraft seiner Gabe aus unserem Leben machen, das untersteht bei uns allen dem göttlichen Gericht. Damit ist aber nicht widerrufen oder abgeschwächt, dass uns mit dem Glauben die Befreiung vom Gericht gegeben ist, weil uns mit ihm die Vergebung unserer Sünden und die Einsetzung in Gottes Gnade verliehen ist.
Deine Hand, Herr, Gott, die uns rettet und uns zu dir emporzieht, erfasst uns, wenn dein Wort, das uns zu Jesus ruft, in uns ist. ich empfange mit ihm, was du uns gibst. Was kann ich anders tun als dir danken und dir gehorchen? Das gib mir, Vater. Amen. (Adolf Schlatter)