Johannes 17,15
Andachten
“Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt nehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Übel.“
Unser leidensscheues Herz hätte es freilich lieber gehabt, dass der Herr den Vater gebeten hätte: Nimm meine Jünger von der Welt weg, wo sie doch nur Angst und Anfechtung haben! Aber was wäre dann aus der inneren Entwicklung der Jünger selbst geworden und was aus ihrem Lebenszweck, der Weltmission? Darum ist es nötig, dass sie in der Welt bleiben. Als Trost waltet Jesu Fürbitte über ihnen: „Dass du sie bewahrest vor dem Übel.“ Vergleichen wir das Kleinste mit dem Größten! Auch unser Leben hat diese zwei Linien einzuschlagen, seit wir lebendig im Glauben wurden: es muss aus jedem doch noch etwas werden, damit das Bild Jesu an ihm offenbar werden könne, und es muss doch jeder sein noch so bescheidenes Stückchen Arbeit fürs Reich Gottes tun. Darum nimmt der Herr nicht jeden gestern gläubig gewordenen flugs in die Seligkeit hinein, sondern lässt ihn hier auf Erden sein Brot noch manchmal mit Tränen und Seufzen essen. Vor seelenmörderischem Übel will er uns bewahren, vor der geistigen Pest, die im Finstern schleicht - aber das Weltleid kriegen wir alle ebenso gut wie die Arbeit an dieser Welt. Was sollte sonst aus uns beiden werden, der Welt und uns?
Ach, Herr Jesus, lass uns nicht allein in dem täglichen Arbeiten und Seufzen. Sei du die Sonne unserer Tage, der Trost in unserer Traurigkeit und der Friede unseres Abends. Wir schauen auf dich. Gib uns deine Freundlichkeit zu spüren! Amen. (Samuel Keller)