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Johannes 13,12

Johannes 13,12

Andachten

Wisst ihr, was ich euch getan habe?

Woher kommt es, dass Christen unter einander oft so unchristlich sich beweisen, dass so viel Selbsterhebung statt Selbsterniedrigung, so viel Selbstsucht, statt Bruderliebe, so viel Hochmut statt Demut sich unter ihnen zeigt? So haben wir ja Christum nicht gelernt; in solcher Weise ist er uns ja nicht vorangegangen. ER hat sich um unseretwillen seiner Hoheitsrechte begeben, seiner göttlichen Würde entkleidet, und den Schwachen in demütiger Liebe gedient. Was hindert denn uns, aus Liebe zu den Brüdern uns unserer wirklichen oder vermeintlichen Rechte zu begeben, und lieber zu dienen als zu herrschen? - Ach, es ist eben das, dass wir nicht wissen oder nicht bedenken, was er uns getan hat. „Wisst ihr, was ich euch getan habe?“ fragte er einst seine Jünger. Ihr heißt mich Meister und Herr, und sagt recht daran; denn ich bin‘s auch. So nun ich, euer Herr und Meister euch die Füße gewaschen habe; so sollt ihr auch euch unter einander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe (Joh. 13, 12-15.)

Die herablassende Liebe, von der er seinen Jüngern durch das Fußwaschen ein Beispiel zur Nachahmung gab, die sollte uns das Herz weich und willig machen zu demütiger Bruderliebe. Unter den Gelegenheiten zu gegenseitigen Liebesdiensten sollten wir nicht an die Rechte unseres Standes und Amtes denken, nicht die Person ansehen, nicht fragen: „Wie ist der oder die gegen mich gesinnt, was haben sie mir schon zu Liebe getan, wie werden sie mir's danken und lohnen?“ Sondern der Herr in Knechtsgestalt sollte vor unserer Seele stehen, wie er fragt: „Wisst ihr, was ich euch getan habe? Wisst ihr, wie ich mich für euch erniedrigt habe, vom Throne der Herrlichkeit hinab in die Welt, in die Krippe, unter das Gesetz, bis in Leiden, Kreuz, Tod und Grab hinein? Wisst ihr das, erkennt ihr das?“ So sucht auch da, wo es am schwersten ist, Liebe zu beweisen, - seid gegen Schwache und Fehlende, gegen Niedere und Untergebene, gegen Beleidiger und Widersacher doch keinen Augenblick ungewiss, was ihr zu tun habt, weil ihr wisst, was ich euch getan habe! (Carl Johann Philipp Spitta)


Da er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider, und setzte sich wieder nieder, und sprach abermals zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißt mich Meister und Herr, und sagt recht daran, denn ich bins auch. So nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe; so sollt ihr auch euch unter einander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe.

Wie tief erniedrigt sich hier Gottes Sohn! Er wäscht seinen Jüngern die Füße. Auch dem Judas. Gewiss fielen Tränen aus den Augen des Heilandes mit ins Wasser, das in Sünden verhärtete Herz zu erweichen. Aber vergebens. Petrus wehrt sich: „Herr, solltest du mir die Füße waschen.“ Ihm ist die Liebe und Herablassung des Herrn zu groß, er kann sie nicht fassen. Wie oft zweifeln auch wir an seiner Gnade und Liebe, weil sie uns zu groß scheint! Wie oft wehren auch wir uns gegen die Heilandsarbeit und Erlösung, weil wir zu arm und klein, zu unrein und unwürdig, und Gott zu heilig und herrlich sei! Wie schwer wird uns der Glaube an die überschwängliche Gnade, die uns ohne all unser Verdienst rein und selig macht von all unser: Sünden. O, dass da der Herr doch auch unsern Zweifel besiegte mit seinem Wort: „Werde ich dich nicht waschen, so hast du keinen Teil an mir.“ Wir können uns selbst nicht reinigen. Nur er kann es. Täglich muss uns der Herr die Sünde vergeben und uns rein waschen durch sein Blut. So suche seine Gnade in Buße und Glauben, dass du Teil an ihm hast. - Und dann geh hin und folge dem Herrn selber nach in seiner demütigen Liebe. Wie er sagt: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe.“ Lasst uns das Bild der dienenden Liebe Jesu mit in unser Leben, in unser heutiges Tagewerk nehmen, dass es uns bewahre vor allem Stolz, uns stärke und freudig mache, uns vor den Brüdern zu beugen und zu demütigen, und ihnen zu dienen und zu geben und zu helfen, wie Jesus uns gedient hat. (Adolf Clemen)


Da er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder, und sprach abermal zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißt mich Meister und Herr und sagt recht daran, denn ich bin es auch. So nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich euch getan habe.
Hieraus sehen wir deutlich, wie es die Nachahmung seines Beispiels ist, was der Herr von uns fordert und erwartet. Diese Nachfolge aber ist nichts anderes, als dass wir Diener werden in derselbigen Liebe, in der er uns gedient hat. Denn wie sollten wir auch besser ihm nachfolgen können, als wenn wir das große heilsame Gnadenwerk seiner dienenden Liebe fortpflanzen und forttreiben, als wenn wir uns zu gehorsamen Werkzeugen weihen lassen und sein Liebesgeist ist selbst die rechte Weihekraft ihr königliches Gesetz immer wirksamer in der Welt zu machen? Doch nicht für sich selbst will er die werktätige Übung dieser Liebe in Anspruch genommen haben; denn seine Liebe können wir immer nur aufnehmen und empfinden, aber nichts zu ihrer überschwänglichen Fülle hinzutun. Er kann wohl Gegenstand unserer anbetenden und danksagenden Liebe sein, aber nie Gegenstand unserer dienenden. Darum sollen wir uns mit ihr und in ihr an die Brüder wenden, an unsere Brüder, an welche er uns selbst ausdrücklich verweist, wenn er spricht: „so sollet ihr auch euch unter einander die Füße waschen.“ Sind sie ja auch mit uns die heiligen Gliedmaßen seines himmlischen Geistesleibes, an dem er Haupt und Leben ist. Was wir ihnen tun, das soll ihm geschehen sein.

Die Ehrerbietung und Dienste, die wir ihnen erweisen, sollen wir ihm erwiesen haben. In unsern Brüdern will er sich selbst von uns geliebt achten. Unsere Liebe gegen sie soll ihm gleich sein unserer Liebe gegen ihn selbst, wie er bei einer andern Gelegenheit es bezeugt: Was ihr einem der Geringsten unter diesen tut, das habt ihr mir getan.„ anbetungswürdiges Geheimnis der ewigen Liebe, welche nicht das ihre will, sondern immer nur, was des andern ist, für das ihre nimmt. Senke dich in uns, dass deine ewige Klarheit und Freiheit uns weihe zu heiligen Werkzeugen an den Brüdern.

Ja, der Herr verweist uns an die mit uns auserwählten und zu Erben der Seligkeit berufenen Brüder. Aber ihrer sind soviele, wer mag sie umspannen? So sollen wir doch wohl nur den einzelnen, mit denen wir zunächst verbunden sind, dienen statt aller, wie wir können, als Lehrer den Schülern, als Eltern den Kindern, als Vorgesetzte den Untergebenen, als Reiche den Armen, als Starke den Schwachen? Allerdings diesen soll vor allen unser Liebesdienst gehören. So ist es Gottes Ordnung. Aber hat uns der Herr nicht alle an einander, hat er uns nicht an alle, die mit uns in ihm eins geworden sind, hat er uns nicht - auch an die, welche ihre Herzen und Hände nach uns ausstrecken mit dem Hilferufe: Kommt herüber und macht uns frei von der Finsternis und von dem Dienst der Sünde durch den Dienst der Gnade, die euch, wir fühlen es wohl, gegeben ist ja, hat er uns nicht auch an die armen Heiden verwiesen, dass wir Bruderpflicht gegen sie üben?

So lasst uns denn diese heilige Weisung der dienenden Liebe aus seinem Munde annehmen und uns dadurch getrieben fühlen, allen mit der Liebe, womit er selbst uns gedienet hat, brüderlich zu dienen, solange wir Odem und Leben haben. Lasst uns nicht aufhören, aller Heil auf dem Herzen zu tragen und wie wir ein jeder Gelegenheit finden und haben ihnen förderlich und dienstlich zu sein zu allem Guten, am meisten aber zu ihrer Seelen Seligkeit, dass sie den Herrn erkennen und in seiner Liebe anbeten lernen, denn das ist das ewige Leben. Das wird er selber uns anrechnen als die vollkommenste und ihm wohlgefälligste Erwiderung aller der überschwänglichen Gnadengaben, die uns durch seine dienende Liebe erworben, verheißen und gegeben sind. Ja, der Herr tauche unsere Seele in den ewigen Verjüngungsquell seiner Liebe ein, dass wir zu solcher Nachfolge tüchtig werden in Gehorsam und Niedrigkeit. Amen. (A. Rüdiger.)

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