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Lukas 21,19

Lukas 21,19

Andachten

„Fasset eure Seelen mit Geduld.“

Die Seele verliert ihre Fassung, wenn sie der Ungeduld nachgibt, während sie in der Unterwerfung ohne Murren sich im Frieden fasset und Gott besitzt. Ungeduldig werden, heißt: wollen, was man nicht hat, und nicht wollen, was man hat. Eine ungeduldige Seele ist ihrer Leidenschaft überlassen, weder Vernunft noch Glauben halten sie zurück. Wie schwach, wie verblendet! Solange man das übel will, das man leidet, gibt es gar kein Übel. Warum daraus ein wahres Übel machen, indem man aufhört es zu wollen? Der innere Friede beruht nicht im Gefühl, sondern im Willen. Man bewahrt ihn inmitten des bittersten Schmerzes, solange der Wille fest und ergeben bleibt. Frieden haben wir hier unten, wenn wir das Widerwärtige annehmen und ertragen, nicht wenn wir der Leiden überhoben sein wollen.

Wenn man dich klagen und murren hört, so erscheint es, als seist du die unschuldigste Seele auf der Welt, und man tue dir schreiendes Unrecht, dass man dich nicht in das irdische Paradies eintreten lässt. Erinnere dich doch alles dessen, was du gegen Gott getan hast, und du wirst zugeben, dass Er Recht hat. Sprich zu Ihm mit derselben Demut wie der verlorene Sohn: „Vater, ich habe gesündigt im Himmel und vor dir.“ Ich weiß, wie ich vor deiner Gerechtigkeit dein Schuldner bin, aber ich habe die Kraft nicht, ihr zu genügen. Wenn du mirs anheim stelltest, würde ich mir nur schmeicheln, mich nur schonen und an mir selbst zum Verräter werden mit meiner Schmeichelei. Aber deine barmherzige Hand wirkt, was ich sichtlich niemals den Mut haben würde zu tun. Sie schlägt mich aus Güte. Gib, dass ich ihre heilsamen Schläge geduldig ertrage. Das Geringste, was der Sünder tun kann, wenn er wahrhaft empört ist gegen sich selbst, ist, die Buße auf sich zu nehmen, die er nicht die Kraft hätte, zu wählen. (François Fénelon)


Es ist ein gemeiner Irrtum, dass man in Ansehung der Geduld zwischen den Leiden, die unmittelbar von Gott kommen, und zwischen denjenigen, welche durch Menschen erregt werden, einen Unterschied macht, und bei jenen alle Geduld verspricht, bei diesen aber zur Ungeduld berechtigt zu sein meint. Allein eben dieses ist der Fall, wegen dessen Christus zu Seinen Jüngern gesagt hat: fasset eure Seelen in Geduld, oder ihr werdet eure Seelen bei der Geduld besitzen; denn vorher hatte Er V. 16.17. gesprochen: ihr werdet überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Freunden und (gewesenen) Freunden, und sie werden eurer etliche töten, und ihr werdet gehasst sein von Jedermann um Meines Namens willen. Die christliche Geduld hat also auch bei solchen Leiden statt, welche von Menschen verursacht werden; wie denn auch Hiob, Moses und alle Heiligen bei dieser Gattung von Leiden große Geduld und Langmut bewiesen haben. Und wann ist Christus wie ein stilles Lamm gewesen, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scheerer verstummt, und seinen Mund nicht auftut? War Er’s nicht damals, da Er von Menschen fälschlich angeklagt, verspottet, verurteilt und gemartert wurde? Sprichst du: die Menschen tun mir unrecht, ich bin ihrethalben unschuldig -: es sei also, aber den Jüngern Jesu geschah auch Unrecht, als sie von Anverwandten und ehemaligen Freunden der Gewalt tyrannischer Obrigkeiten überantwortet und von Jedermann gehasst wurden, und doch hat ihnen ihr HErr die Geduld geboten. Wer hat aber mit einer so reinen Unschuld gelitten, wie Jesus, und wer ist in Seinem Leiden so still und sanftmütig gewesen, als Er? Doch ist auch die Klage über Unrecht und der Vorwand wegen der Unschuld nicht immer gegründet. Viele werden von der Obrigkeit wegen ihrer Übeltaten gestraft, aber Wenige sagen, wie der bußfertige Schächer: wir empfangen was unsere Taten wert sind; die Meisten dünken sich unschuldig zu sein, oder doch die ganze Strafe nicht verdient zu haben. Auch wird im gesellschaftlichen Leben Mancher gescholten, weil er auch schilt, gehasst, weil er auch hasst, hintangesetzt, weil es ihm an Treue, Demut oder Geschicklichkeit fehlt, verachtet, weil er sich durch Worte und Werke verächtlich gemacht hat usw., da dann, wenn man sich selbst mit erleuchteten Augen prüft, der Ruhm von der Unschuld ganz verschwindet. Doch es sei also, dass man in Ansehung des Nächsten unschuldig leide; so besitze man seine Seele, das ist, man sei bei sich selber, man sei gefasst und ruhig in seiner Geduld. Warum soll ich aber geduldig sein, da mein Nächster, der meines gleichen, oder geringer als ich, oder der wenigstens gottlos ist, das Recht nicht hat, diese Geduld von mir zu fordern? Wohlan, so hat doch Gott das Recht, sie zu fordern, und eben deswegen nimmt die Ungeduld in solchen Fällen überhand, weil man nur auf die Menschen, und nicht auch auf Gott sieht, welcher unartige Menschen die Leute Seiner Hand heißt, folglich sie als Stecken oder Schwerter in die Hand nimmt, wenn Er uns scharf züchtigen will. Als Hiob von Gott geprüft werden sollte, so mussten böse Leute seine Herden rauben, er aber sagte: der HErr hat’s gegeben, der HErr hat’s genommen: der Name des HErrn sei gelobt. (Magnus Friedrich Roos)


Es ist ein gemeiner Irrtum, dass man in Ansehung der Geduld zwischen den Leiden, die unmittelbar von Gott kommen, und zwischen denjenigen, welche durch Menschen erregt werden, einen Unterschied macht, und bei jenen alle Geduld verspricht, bei diesen aber zur Ungeduld berechtigt zu sein meint. Allein eben dieses ist der Fall, wegen dessen Christus zu Seinen Jüngern gesagt hat: fasset eure Seelen in Geduld, oder ihr werdet eure Seelen bei der Geduld besitzen; denn vorher hatte Er V. 16.17. gesprochen: ihr werdet überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Freunden und (gewesenen) Freunden, und sie werden eurer etliche töten, und ihr werdet gehasst sein von Jedermann um Meines Namens willen. Die christliche Geduld hat also auch bei solchen Leiden statt, welche von Menschen verursacht werden; wie denn auch Hiob, Moses und alle Heiligen bei dieser Gattung von Leiden große Geduld und Langmut bewiesen haben. Und wann ist Christus wie ein stilles Lamm gewesen, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scheerer verstummt, und seinen Mund nicht auftut? War Er’s nicht damals, da Er von Menschen fälschlich angeklagt, verspottet, verurteilt und gemartert wurde? Sprichst du: die Menschen tun mir unrecht, ich bin ihrethalben unschuldig -: es sei also, aber den Jüngern Jesu geschah auch Unrecht, als sie von Anverwandten und ehemaligen Freunden der Gewalt tyrannischer Obrigkeiten überantwortet und von Jedermann gehasst wurden, und doch hat ihnen ihr HErr die Geduld geboten. Wer hat aber mit einer so reinen Unschuld gelitten, wie Jesus, und wer ist in Seinem Leiden so still und sanftmütig gewesen, als Er? Doch ist auch die Klage über Unrecht und der Vorwand wegen der Unschuld nicht immer gegründet. Viele werden von der Obrigkeit wegen ihrer Übeltaten gestraft, aber Wenige sagen, wie der bußfertige Schächer: wir empfangen was unsere Taten wert sind; die Meisten dünken sich unschuldig zu sein, oder doch die ganze Strafe nicht verdient zu haben. Auch wird im gesellschaftlichen Leben Mancher gescholten, weil er auch schilt, gehasst, weil er auch hasst, hintangesetzt, weil es ihm an Treue, Demut oder Geschicklichkeit fehlt, verachtet, weil er sich durch Worte und Werke verächtlich gemacht hat usw., da dann, wenn man sich selbst mit erleuchteten Augen prüft, der Ruhm von der Unschuld ganz verschwindet. Doch es sei also, dass man in Ansehung des Nächsten unschuldig leide; so besitze man seine Seele, das ist, man sei bei sich selber, man sei gefasst und ruhig in seiner Geduld. Warum soll ich aber geduldig sein, da mein Nächster, der meines gleichen, oder geringer als ich, oder der wenigstens gottlos ist, das Recht nicht hat, diese Geduld von mir zu fordern? Wohlan, so hat doch Gott das Recht, sie zu fordern, und eben deswegen nimmt die Ungeduld in solchen Fällen überhand, weil man nur auf die Menschen, und nicht auch auf Gott sieht, welcher unartige Menschen die Leute Seiner Hand heißt, folglich sie als Stecken oder Schwerter in die Hand nimmt, wenn Er uns scharf züchtigen will. Als Hiob von Gott geprüft werden sollte, so mussten böse Leute seine Herden rauben, er aber sagte: der HErr hat’s gegeben, der HErr hat’s genommen: der Name des HErrn sei gelobt. (Magnus Friedrich Roos)

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nt/42/lukas_21_19.txt · Zuletzt geändert: von aj
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