Lukas 19,3
Andachten
Und begehrte Jesum zu sehen, wer er wäre, und konnte nicht vor dem Volk; denn er war klein von Person.
Ein neues Begehren, das durch die Gnade Gottes in jenem Obersten der Zöllner geweckt worden war. Ein Begehren nach Jesu - da muss schon etwas Gewaltiges vorgegangen sein im Herzen! Bis man einen Geld, und Weltmann von seinen Wechseltischen wegbringt, muss Gott selber zu ihm geredet haben. Die Nachricht, Jesus gehe durch Jericho, hätte für Zachäus eine bloße Stadtneuigkeit sein können, wie es manchmal heißt: Es ist ein fremder Prediger hier, den musst du am Sonntag doch auch hören. Aber jener Zug Jesu durch Jericho war auch eine Annäherung Jesu zu Zachäi Herzen. Und wenn Jesus sich zu uns hingezogen fühlt, so erweckt er in uns ein Gleiches; wer doch diesem stillen Zug wie Zachäus immer folgte! Wenn man sich schon oft zu Menschen hingezogen fühlt, die man noch nie gesehen hatte, für die man aber sogleich eine Sympathie hat, wie unendlich stärker ist der Zug zu Jesu, wenn es einmal einer Seele klar geworden ist: Du brauchst ihn, und er kommt dir entgegen! Zachäus hätte manche Skrupel haben können, aber man mache sich nur einmal auf den Weg, die Skrupel werden unterwegs von selbst vergehen. Zachäus war klein von Wuchs und hätte sich sagen können: Was hilft es mir, in diesen Volkshaufen zu laufen? solch ein Männchen, wie ich, wird ja doch nichts sehen. Aber wo ein Verlangen ist, da lässt sich dasselbe nicht so leicht abhalten. Auch das Gefühl der geistigen Schwierigkeiten hält nicht ab, wenn man einmal hungert und dürftet nach einer andern Gerechtigkeit als nach der eigenen. Im Gegenteil, je mehr Schwierigkeiten sich den Bedürfnissen des Herzens entgegen stellen, je mehr werden diese Bedürfnisse selber geweckt. Wer nach Jesu verlangt und den ersten Schritt zu ihm getan hat, der wird Jesum finden und über alle Berge hinaus kommen. (Friedrich Lobstein)