Lukas 17,17
Andachten
Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht Zehn rein geworden? Wo sind aber die Neun?
Undank ist Gottes Teil geworden. Wo sind die Neun, wenn es ans Danken geht? Die dort waren schnell zum Priester, und von da unmittelbar in ihr Haus und an ihren Beruf gelaufen. Da waren sie. Wo sind jetzt die Neun, welche das Danken vergessen. Zuerst im Leichtsinn und Unglauben. Wie die Hilfe Gottes bei ihnen einzieht, so zieht das Bitten und Danken aus. Wie die Fieberhitze und die schlaflosen Nächte abnehmen, nehmen auch die Gebete ab. Wo sind ferner die Neun? In der Welt. Wenn Gott geholfen hat, dann stürzen sie sich wieder in die alte Arbeit, in die alte Lust. Das Versäumte soll auf beiden Seiten nachgeholt werden. Es bleibt für den, der über unser Heil wacht, keine Zeit übrig. Und noch einmal: „Wo sind aber die Neun?“ Im Hochmute.
Wenn sie heraus sind aus der Not, dann wollen sie sich selbst geholfen haben, dann geben sie sich selbst die Ehre. Zum menschlichen Helfer gehen sie wohl noch, dem drücken sie dankend die Hand; den aber, der die Arznei gesegnet, oder der Menschen Herz gelenkt, den kennen und suchen sie nicht. Hier greift in eure Herzen. Unglaube, Hochmut und weltlicher Sinn sind die letzten Ursachen unserer Undankbarkeit. Hier straft und trefft euch selbst. Undankbarkeit der Kinder steht so schwarz bei uns angeschrieben. Wir sind Kinder Gottes. Keine Elternliebe ist mit seiner Vaterliebe zu vergleichen. Du verlangst, dass deine arme Liebe in deinen Kindern den Dank erwecke; und Gottes Liebe sollte ihn in dir nicht erwecken?
Lieber, barmherziger Heiland, ob auch noch so viele deine Segnungen hinnehmen, ohne zu danken, wir wollen nicht zu den Neunen gehören, sondern an jedem Tage dein Lob verkünden für die Barmherzigkeit, die täglich über uns neu ist. Bewahre uns vor Leichtsinn, Weltsinn und Hochmut, der dir die Ehre verweigert. Hilf du selbst, dass wir dir heute nicht bloß mit armen Worten, sondern mit dem ganzen Wandel dankbar seien. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht Zehn rein worden, wo sind aber die Neune?
Der Heiland ist unser größter Wohltäter. Wem haben wir unser Leben, unser Dasein zu danken? Wem anders als ihm, unserem Schöpfer? Wir könnten auch nicht sein, so gut als wir sind; es ist eine freie Tat seiner Liebe, dass er gewollt hat, wir sollen sein, noch mehr, wir sollen Menschen sein. Ich will euch eine Geschichte erzählen. Auf der Kirchenversammlung in Konstanz vor vierhundert Jahren sahen einmal zwei Bischöfe, die zusammen ausgeritten waren, in der Ferne einen Hirten, der heftig weinte. Weil sie menschenfreundliche Männer waren, so ritten sie auf ihn zu und erkundigten sich nach der Ursache seiner Betrübnis. Der Hirte wies mit seiner Hand auf eine Kröte, die im Grase kroch, und sprach: „Ich sah diese Kröte, da fiel mir ein, dass mich Gott zu einem Menschen und nicht zu einem solchen Tier geschaffen habe, und ich habe ihm mein Leben lang noch nicht dafür gedankt. Das schmerzt mich, dass ich so undankbar bin.“ Wie viel könnten wir von diesem Hirten lernen, wenn wir wollten! Gott hat uns Odem und Dasein gegeben; er hat uns Augen, Ohren, Sinne, Gliedmaßen gegeben; er hat uns, was noch das Größte ist, zu vernünftigen Wesen werden lassen, die den Reichtum seiner Güte empfinden können und zu einer ewigen Seligkeit bestimmt sind; aber wer dankt ihm dafür? Wem ist es leid, dass er so undankbar ist? Vor vierhundert Jahren ist es einem von Herzen leid darüber gewesen, und dies hat man so merkwürdig gefunden, dass man es, als eine unter der Menschheit unerhörte Sache, aufgeschrieben hat. Damit, dass man solche Geschichten als merkwürdig erzählt, gesteht man ein, dass die Dankbarkeit gegen den Heiland unter den Menschen zur Ausnahme von der Regel gehöre. (Ludwig Hofacker)