Lukas 15,8
Andachten
“und kehre das Haus“
Staub will Stille. Wie liegt der Staub der Vorurteile so totenstill auf dem Denken der Leute. Es kommt ihnen gar nicht in den Sinn, dass Jesus einen Staubbesen haben und brauchen könne und plötzlich etwas geschieht, was diesen bleigrauen Staub hoch aufwirbelt. Eine einschneidende Erfahrung eigener Sünde - und der Staub der Selbstgerechtigkeit fliegt auf; die Bekehrung eines ungläubigen Freundes - und man erschrickt bis ins Mark; ein ernster Blick des untersuchenden Arztes - und der Staub der Sicherheit wird von dem kalten Hauch des nahenden Todes weggeblasen. Jesus braucht die verschiedensten Staubbesen. Wenn nur im Augenblick, wo der giftige, tödliche Staub aufwirbelt, mein Herz in Sehnsucht und Bitte glänzt, dass Jesus mich finden und aufheben kann: „Hier liege ich. Hebe mich auf.“ Da haben wir es besser. Wir können beten! Wehe aber, wenn alles Staubaufwirbeln nichts geholfen hat, weil du dich nicht hast retten lassen wollen; dann sinkt er doppelt stark hernieder und bildet bald wieder eine Todesschicht über dir. Wer weiß, wann wieder das Haus so gekehrt wird, dass für dich eine Rettungsstunde schlägt!
Darum will ich dankbar kommen, wenn du, mein Gott, mich suchst. Lehre mich die Gnadenstunden erkennen und ausnutzen. Ziehe meine Seele zu dir, wie ich es so nötig habe, und wie du so gern willst. Amen. (Samuel Keller)