Lukas 14,1
Andachten
Wenn irgend ein Kapitel in der Bibel zur rechten Entschiedenheit dringt, so ist es dieses. Mit nichts Irdischem, weder mit Mangel an Zeit, noch mit andern notwendigen Pflichten sollen wir uns entschuldigen; einen heiligen Hass sollen wir fühlen gegen die Sünde und die eigne sündliche Natur; das Kreuz sollen wir Christo nachtragen, und wer, ohne Kreuzträger sein zu wollen, Ihm doch nachfolgt, soll es wissen, dass er Ihm vergeblich nachfolge; ehe wir uns auf Christum erbauen, ehe wir für Ihn gegen Welt und Teufel in den Kampf ziehen, sollen wir die Kosten wohl überschlagen, also die Sache des Heils nicht mit fleischlicher Aufregung, sondern mit besonnener Nüchternheit angreifen; am wenigsten unser Christentum aus eigenem Vermögen aufbauen, sondern innerlich absagen allem, was wir haben, wenn wir Jesu Jünger sein wollen. Denn: „wer in rechtschaffner Buß‘ die Zahlen all’ verlor, dem setzt Gott vor die Null die rechte Ziffer vor.“ „Entweder ganz mein, oder lass es gar sein.“ Jesus will Jünger haben, die Ihm dienen mit Herz, Mut und Sinn, mit Hand und Fuß, mit allen Kräften der Seele und des Leibes. Und Er ist’s wert, dass wir Ihm also dienen; Er selbst nötigt uns dazu mit Gesetz und Evangelium, jenes treibt und diese lockt, und Er umspannt deshalb die ganze Welt mit Seiner Liebe und Einladung. – Herr Jesu, schreibe alle diese Wahrheiten tief in unser Herz, und lass uns recht verstehen und üben, was Du hier von der Verleugnung aller Dinge forderst, und wie es keine harte Forderung, sondern ein Liebesgebot sei, das Du auch uns selbst möglich machen willst. Zeige auch uns dadurch an, wie es mit unserm Christentum müsse etwas Ernstliches und Ganzes sein, und erwecke uns dadurch zum rechten Ernst. Lass uns aber nichts auf unsere eigene Kraft wagen, sondern durch Dich Gnade, Friede und Kraft suchen und finden, und recht begierig sein nach Deinem großen Abendmahl, damit wir Alles um Deinetwillen mit Freuden fahren lassen können. Amen. (Friedrich Arndt)
Und sie hielten auf ihn.
Warum denn so? Was hat denn der Heiland ihnen getan? Warum wollen sie ihn fällen? Warum würden sie sich so hoch freuen, wenn sie ihm etwas anhaben könnten? Er ist doch ein heiliger Mensch gewesen, sie konnten es nicht leugnen, ein Prophet, den sie aus Achtung vor Gott hätten achten sollen, weil ihm Gott Zeugnis gab durch solche Wunder und Werke. Warum können sie diesen Heiland nicht leiden? Sie waren doch fromm; sie wussten ihre ganze Bibel auswendig. Antwort: sie standen in der alten Geburt. Sie waren geblieben, wie sie geboren waren, und in seinem natürlichen Zustand hat der Mensch eine solche Verhärtung in seinen vorgefassten Meinungen, eine solche Verhärtung in das hinein, was ihm gefällt, was ihm beliebt, was seine Ansicht ist, eine solche Verhärtung, seine Leidenschaft auszuführen, sein „Ich“ Meister sein zu lassen, dass er Alles, was demselben entgegen ist, als feindlich ansieht. So sahen sie in dem Heiland ihren Feind, und suchten ihn wider alles bessere Wissen und Gewissen zu fällen. Ach, es muss eben mit den Grundgedanken unseres Herzens eine Veränderung und Umschmelzung vorgehen, sonst haben wir immer einen Widerspruch, einen heimlichen Widerwillen gegen den Heiland in uns. Unter diesen Grundgedanken verstehe die Gedanken, Ansichten und Begriffe, welche unserem Denken, Wollen, Empfinden zu Grunde liegen, die vorgefassten Meinungen, aus welchen heraus, der Mensch, ohne dass er sich selbst es bewusst ist, handelt und denkt und will. Es sei nur ein Beispiel angeführt. Im Herzen des Menschen herrscht der Grundgedanke, dass es etwas sei um das Irdische, das doch nichts ist, dass der Besitz des Irdischen Wert an sich selber habe. Wie tut es uns heimlich so wohl, wenn wir sagen können: mein Haus, mein Weinberg. Und fühlen wir nicht einen größeren Respekt vor einem Reichen als vor einem Armen? Diese Grundgedanken aber, dieses Gewebe, aus welchem unser inwendiges Treiben und Tun entsteht, ist von Natur ein Schlangengewebe, eine Mischung von unbewussten Gefühlen, die die Mutter sind von Mord, Ehebruch rc., sie machen ein Ganzes aus, und es geht nichts vor im Herzen, das nicht in diesem Schlangengewebe seinen Grund hätte, denn es sind nicht etwa Gedanken, die so hin und her flattern, sondern es sind kräftige Irrtümer, die ihren letzten Grund in der Hölle haben. Diese falschen Grundgedanken reißt darum der Heiland zuerst um. (Ludwig Hofacker)
Und es begab sich, dass er kam in das Haus eines Obersten der Pharisäer auf einen Sabbat, das Brot zu essen. Und sie hielten auf ihn.
Wir sehen Christum heute in großer Gesellschaft. Die Anwesenden aber hielten auf ihn, d. h. sie lauerten auf ihn, ob er etwas reden oder tun würde, was dem mosaischen Sabbatsgesetze oder den Satzungen der Ältesten zuwiderliefe. Wenn sie dergleichen an ihm fänden, wollten sie es nutzen zu einer Anklage. Sie hatten ihn mit heuchlerischer Freundlichkeit geladen. Auch von diesen Pharisäern können wir lernen. Was denn? Dass wir den lieben Sonntag nicht feiern können, ohne Christum in unserer Mitte zu haben. Ein Sonntag ohne Jesum Christum ist kein Sonntag. Er ist wie ein Himmel, an dem keine Sonne steht. Frage dich, wenn du an einem Sonntage den häuslichen und öffentlichen Dienst des Herrn versäumt hast, wie dir dann zu Mute ist? Wie wenn kein Sonntag gewesen wäre. So muss es sein. Ist es anders, kannst du den Sonntag hinleben, ohne Jesum, so ist dein Umgang mit Christo noch kein enges Band geworden. - An jenem Sonntage hielten sie auf Christum. Du sollst auch auf ihn halten. Du sollst ihn nicht aus den Augen lassen, damit du überall seine Gerechtigkeit findest und durch ihn und aus ihm zugleich deine Gerechtigkeit. Du sollst auf ihn halten, dass er bei dir bleibe am Sonntage, in der Kirchenzeit und nach der Kirchenzeit. Bitte ihn, dass er auch mit dir gehe in die Woche hinein.
Komm denn, Herr Jesu, kehre unter uns ein. Wo zwei oder drei der Deinen versammelt sind in deinem Namen, da willst du mitten unter ihnen sein. Lass uns deine gnadenreiche Nähe fühlen. Du Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf über unsere Herzen; scheine in ihre verborgensten Winkel: Lass uns einen rechten Sonntag feiern. Steure dem Alltagswerke der Sorgen und Ängste. Gib uns Freudigkeit, dass wir rühmen: „Das ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich darinnen sein.“ Amen. (Friedrich Ahlfeld)