Markus 6,14
Andachten
Eine traurige, die schmerzlichsten Gefühle aufregende Geschichte! Unter allen Personen, die hier handelnd auftreten, ist auch nicht eine, die eines ehrenwerten Gedächtnisses würdig wäre: ein schwacher, sündenbeladener König, der ein leichtsinnig gegebenes Wort höher hält, als die Stimme der Gerechtigkeit und Wahrheit; - ein rachsüchtiges Weib, welches die wohlverdiente Züchtigung ihres unkeuschen, treulosen Lebens mit dem Tode bestraft, - und eine leichtsinnige Tochter, welcher Leben oder Tod eines Menschen etwas völlig Gleichgültiges ist – wo ist hier eine Freude, wo ein Vorbild zu einem christlichen Leben? Nur ernste Mahnungen und Warnungen sind es, welche diese Geschichte predigt. – Der treue Prophet des Herrn, Johannes, musste das traurige Opfer der Sünden solcher Menschen werden: unbegreifliche Zulassung Gottes! Doch erleuchtet einiges Licht schon hier dieses Dunkel. Johannes scheint freilich zu unterliegen; wahrhaft aber hat er gesiegt. Welche Schreckensgewalt übt er noch nach seinem Tode über das Gemüt seines Mörders aus! Welche stille Angst verfolgt den Herodes bis in seine Träume hinein! Das Reich des Herodes ist längst zerstört, die Wirksamkeit des Johannes aber ist eine mächtige Säule geworden an dem erhabensten Gebäude, das ewig dauert, und sein Wort wirkt noch heute segensreich auf Millionen Herzen. Im Reiche Gottes geschieht nichts umsonst, geht nichts verloren. In den Herzen der meisten Menschen hat die Wahrheit Gottes einen geheimen Bundesgenossen, der ihm wohl einmal zu günstiger Stunde den Eingang öffnet, dass Gottes Wort endlich den beharrlichen Widerstand überwindet. Doch der vollendete Sieg der Diener Gottes über die Kinder der Welt liegt jenseits in einer höheren Zukunft, wo Johannes längst den Lohn seiner Treue empfangen hat, während seine Verfolger der qualvollen Finsternis übergeben sind, die sie sich selbst geweiht haben. Lass mich also nicht irre werden an Deinen Führungen, o Herr, durch den Märtyrertod Deines Zeugen, im Gegenteil weder durch Genuss noch durch Leiden mich von Deiner Liebe scheiden; in Dir überwinden die Kinder Gottes zuletzt doch die Welt, den Tod, die Hölle und den Satan. Amen. (Friedrich Arndt)