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Markus 14,8

Markus 14,8

Andachten

Sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, das sie jetzt getan hat.
Von dem Grafen Zinzendorf hören wir, dass er durch den Anblick eines Bildes, welches den gekreuzigten Christus darstellte, zur vollen Entschiedenheit seines Glaubens gekommen sei. Unter dem Gemälde standen nämlich die einfachen Worte: „Das tat ich für Dich, was tust Du für mich?“ Diese zehn Wort aber fuhren wie göttliche Flammenblick in seine Seele. Fortan war sein ganzes Leben ein Leben für den Herrn und also auch für seine Mitmenschen. Und wer wollte sie zählen, die Unzählbaren, die durch die Erkenntnis des Kreuzes Christi erst freudige und tatkräftige Christen geworden sind? So deutet nun auch Christus die Liebestat des Weibes als ein Dankopfer für seine bevorstehende Passion. Er sagt: „Sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis“. Das Weib hatte also durch ihre Liebestat nicht nur angezeigt, dass Jesus sterben werde, sondern dass gerade dieses sein Sterben der höchsten Ehre und der dankbarsten Liebe und Anbetung wert sei.

„Ja, aber,“ - so denkt wohl Mancher, „da hat doch Jesus wohl mehr in die Handlung hineingelegt, als wirklich darin lag?“ Allerdings hatte Maria keine klare Vorstellung, dass und wie der Tod Christi ein Versöhnungstod sein werde. Aber ist die Wahrheit denn an klare Vorstellungen gebunden? Zunächst fühlt sie mit dem Ahnungsvermögen und den feinen Organen, die grade dem liebenden sinnenden Weib eigentümlich sind, - sie fühlt, dass Er bald sterben wird; sie spürt unmittelbar die unheimlichen Kräfte, die gegen Jesum und um ihn her furchtbar wirksam sind; sie merkt dasselbe auch an seiner eigenen Stimmung und versteht ihn darin besser wie alle seine Apostel miteinander. Wie, wenn sie nun weiter dachte: Dieser sein Tod kann unmöglich ein bleibender Tod sein, diese himmlische Liebe in meinem Jesu kann so wenig untergeben, wie Gott selbst untergehen kann; auch sterbend noch, ja grade sterbend, muss sie das Heil und Leben der Welt sein. Das Alles versteht sie zwar nicht, sie ahnt und fühlt es aber, kraft der innigen und unmittelbaren Liebesverbindung, die zwischen ihr und Jesu besteht. Denn die Liebe ist, mehr wie aller Verstand, eine bis in die tiefsten Herzenstiefen hinein erleuchtende Himmelsmacht.

Jesus legt also in jene Tat nichts hinein, was nicht darin liegt, sondern Er deutet nur, was das Weib tut und was Er besser versteht als diese selbst. O, es ist gut, dass Jesus uns oft besser versteht, als wir selbst uns verstehen; dass er in dem armen Seufzen, Ringen, Suchen, Anbeten unseres Herzens oft mehr findet, als wir selbst darin entdecken können. Wie Er, der auf den Grund aller Dinge schaut, einerseits die innere Leere, Hohlheit, ja Unwahrheit so vieler Reden und Werke die mit heiligem Schall und geistlichem Gepränge auftreten, wie Er, jagen wir, den bösen, eitlen, selbstsüchtigen Grund entdeckt und zu seiner Zeit, auch schonungslos aufdeckt, so erkennt Er andrerseits den hohen inneren Ewigkeitswert solcher Werke, die von den Menschen, ja auch grade von Denen, die sie selbst vollbringen, für nichts geachtet werden. (Siehe Matthäus 7,21 f.; Kap. 25,34 ff.) So war's bei dem Scherflein der Witwe, so war's auch in unserer Geschichte.

Und darum nun, weil diese Maria auch allen Aposteln weit voraus ist in der Verherrlichung des Todes Christi, so errichtet Er ihr nun ein Monument, wie er es keinem andern Menschen errichtet hat, - ein Monument, wogegen alle Denkmäler der Pharaonen und Weltbezwinger wie Staub und Asche sind. Er weissagt, dass, „wo in aller Welt dieses Evangelium (von seinem Versöhnungstod) gepredigt würde, da werde man auch von dieser Tat, zum ewigen Gedächtnis des Weibes, berichten“. Wir wissen, wie großartig diese Weissagung erfüllt worden und auch wir, während wir eben jetzt von dieser Geschichte uns unterhalten, tragen ja auch mit bei zu ihrer Erfüllung.

O ihr, die ihr einen unsterblichen Namen sucht, erkennt doch hier, wie Jesus zweifach unsterblich macht Die, welche ihm in Einfalt des Glaubens dienen, unsterblich auf Erden und, was mehr ist, unsterblich im Himmel, da, wo Er selbst als der Brunnquell ewigen Lebens Alle durchströmt, die seines Leibes Glieder geworden sind.

Wir scheiden von dieser wunderbaren Geschichte, wo die ahnungsvolle Liebe eindringt in die Tiefen der Gottheit, dahinein auch die Engel gelüstete zu schauen und sie vermochten es nicht. „Die Liebe ist die größte,“ so damals wie heute; die unbedingte, vertrauensvolle Hingebung unseres ganzen Ich an den persönlichen, lebendigen Christus, das ist das Christentum, das Jesus an uns sucht.

Nun, ich kann nicht viel geben
In diesem armen Leben,
Eins aber will ich tun:
Es soll dein Tod und Leiden,
Bis Leib und Seele scheiden,
Allzeit in meinem Herzen ruhn. (Otto Funcke)

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