Matthäus 5,13
Andachten
Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn dass man es hinausschütte, und lasse es die Leute zertreten.
Das Salz ist das göttliche Element oder die Zucht des heiligen Geistes. Bei den alttestamentlichen Opfern durfte das Salz nicht fehlen; jene Opfer aber waren nur Bilder der innern Hingabe, der lebendigen, heiligen und Gott wohlgefälligen. Die rechten Opfer müssen mit Feuer gesalzen werden. Die Kraft des Salzes bewahrt vor Fäulnis und würzt die Speisen; ebenso dringt das Lebensfeuer des heiligen Geistes in alle Ecken des Herzens ein, bewahrt sie vor Verderber und macht aus der Anbetung eine solche, die aus dem Geist und aus der Wahrheit kommt. Wo die Zucht des Geistes unterhalten wird, da ist Leben und Wachstum; aber das Salz kann auch dumm werden, und ebenso das Christentum, wann es sich der Zucht des Geistes entzieht. Das dumme Salz oder die tote Orthodoxie kommt von dem Mangel an göttlicher Traurigkeit. Nach einigen Anflügen der Gnade hält man sich gleich für bekehrt, versinkt in geistigen Stolz und fleischliche Sicherheit, und schläft zuletzt ein. Wozu soll man dann dieses dumme Salz gebrauchen? Es ist hinfort zu nichts nütze, als dass man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. Ohne tägliche Buße ist unser Salz bald dumm, und so unerquicklich ungesalzene Speisen sind, so widrig ist ebenfalls ein ungesalzenes und ungesalbtes Christentum. Man kommt oft mit Menschen zusammen, denen man es gleich abfühlt, dass ihr Salz dumm geworden ist. Ja, es gibt ganze Familien, ganze Gemeinden, wo man wohl die Formen eines gottseligen Wesens findet, aber wo die Feuertaufe und das Lebenswehen des heiligen Geistes umsonst gesucht wird. Man fällt so leicht in ein bloßes Herr, Herr Sagen, wenn der Pflug Gottes nicht tief genug geht und der rechte Opfersinn fehlt. Gibt es etwas Traurigeres, als ein dummes Salz? Man suche doch ja die stillen Stunden und erwecke die Züge des heiligen Geistes, und wenn sie ausbleiben, so bete man darum. (Friedrich Lobstein)