Jesaja 30,15
Andachten
So spricht der Herr, Heer, der Heilige in Israel: wenn ihr stille bliebt, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht.
Er sucht die Herzen seiner Zuhörer auf mancherlei Weise, durch Vermahnen, durch Bedrohen und Verheißen zu bewegen, dass Er sie von der Hoffnung und Vertrauen auf menschliche Hilfe abzöge. Dennoch ist dieses eine treffliche Verheißung, dass wir in Hoffnung der göttlichen Hilfe erwarten und von unfern Anschlagen abstehen; alsdann würden wir gewiss erhalten werden. (Als wollte er sagen: Wenn eine Bestürzung vorhanden ist, die euch könnte beunruhigen, so seht zu, dass ihr nicht sündigt, entweder durch Verzweiflung oder durch Vertrauen auf menschliche Hilfe; sondern seid stille und erwartet die Errettung, so werdet ihr gewiss errettet werden. Aber diese Art und Weise zu überwinden und zu erretten versteht unsere Vernunft nicht, dass wir nämlich durch Stillesein überwinden können. Derowegen ist der Heilige Geist vonnöten, der in uns den Glauben an das Wort der göttlichen Verheißung erwecke, dass wir stille sind und hoffen und die Gottlosen immerhin wüten und wider uns toben lassen. Ehe aber Gott die, so also stille sind und hoffen, verlassen sollte, eher würde Er sie durch einen Engel herausreißen. Es ist aber diese Erwartung der göttlichen Hilfe für die Vernunft der gewisse Tod. Und eben in dieser Verheißung wird die wahre Tötung des Fleisches erfordert. Mithin befindet sich der Glaube mitten im Tode des Fleisches und der Vernunft und macht lebendig. (Martin Luther)
Wenn ihr stille bliebet, würde euch geholfen werden.
Du klagst vielleicht darüber, dass du immer lau und träge wirst. Dieser Gefahr entgeht, wer Zeit hat für seinen Gott. Die tägliche Arbeit darf Christen nicht so sehr einnehmen, dass sie darüber das Wort Gottes und das Gebet versäumen. Muss nicht der Herr dann und wann schwere Krankheiten schicken, weil sich die zum Leben Berufenen verlieren in den zeitlichen Dingen? Zum Kranksein müssen wir dann Zeit haben! Zur Pflege der Gemeinschaft mit Gott hatten wir keine Zeit. Es ist ein großer Irrtum, gerade die halbe Stunde, die wir sonst im Gebet zubrachten, als Zeitverlust anzusehen. Damit entehren wir den Herrn, und Er muss uns gleichgültig werden. Die Zeit, die wir dem Gebete obliegen, ist viel mehr Zeitgewinn. Ist dir Gott nicht mehr wert als die ganze Welt? Freilich! So musst du doch auch Zeit für Ihn haben. Lauheit ist geistlicher Tod. Du darfst nicht lau bleiben! Vertiefe dich bei aller Geschäftigkeit täglich in einen längeren oder kürzeren Schriftabschnitt oder auch nur in einzelne Schriftworte. Das ist Zeitgewinn! Bedenke, dass Gott diesen Rat selbst gegeben hat. Manche sagen: Er weiß und versteht nicht, wieviel ich eben zu tun habe. Mehr als auf Josuas Schultern kann doch wohl auf deinen schwachen Schultern nicht liegen. Licht, Rat, Wegleitung findest du beim Lesen des Wortes. „Deine Tröstungen erquicken meine Seele!“ ruft David aus. Viele müssen es bitter bereuen, dass sie in gesunden Tagen hierin nicht treu gewesen sind. Wer die Gnadenmittel vernachlässigt, macht dem Teufel Raum in Herz und Haus! Ist das nicht schrecklich? (Markus Hauser)
Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.
Es ist immer Schwäche, sich zu plagen und zu quälen, zu zweifeln und zu misstrauen. Was können wir tun, wenn wir uns zu Haut und Knochen abzehren ? Können wir irgendetwas gewinnen durch Fürchten oder Toben? Machen wir uns nicht unfähig zum Handeln und zerrütten unsren Geist, so dass wir keine weise Entscheidung treffen können? Wir sinken durch unser Sträuben, während wir schwimmen könnten durch den Glauben.
O, dass wir Gnade hätten, still zu sein! Warum von Haus zu Haus laufen, um die ermüdende Geschichte zu wiederholen, die uns stets herzenskranker macht, wenn wir sie erzählen? Warum auch nur daheim bleiben und voll Angst schreien wegen der traurigen Ahnungen, die sich vielleicht nie erfüllen? Es würde gut sein, eine stille Zunge zu haben, aber es wäre weit besser, ein stilles Herz zu haben. O, dass wir still wären und wüssten, dass Jahwe Gott ist!
O, dass wir Gnade hätten, auf Gott zu vertrauen! Der Herr in Israel muss die Seinen verteidigen und befreien. Er kann seine feierlichen Erklärungen nicht zurücknehmen. Wir können sicher sein, dass jedes seiner Worte stehen wird, ob auch die Berge weichen. Er verdient, dass wir Ihm trauen; und wenn wir Vertrauen und die daraus erfolgende Stille zeigen wollten, könnten wir so glücklich sein wie die Geister vor dem Thron.
Komm, meine Seele, kehre wieder zu deiner Ruhe und lehne dein Haupt an die Brust deines Herrn Jesu. (Charles Haddon Spurgeon)
Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.
Was Gott verheißen hat, kann er tun, wird er tun, und wird's in rechter Ordnung, Zeit und Maß tun, denn er sagt's und tut's auch, und was er zusagt, das hält er gewiss. An dieser Verheißung sich haltend, steht der Glaube fest, und sieht der Erfüllung derselben ruhig und zuversichtlich entgegen. Wer glaubt, wie die Schrift sagt, ist der, durch Christus so überschwänglich über allen irgend gegründeten Zweifel erhaben, nun noch immer durch die Sakramente versiegelten Liebe Gottes gewiss - Er findet kein Bedenken, dafür zu halten, dass derjenige, der seines eigenen Sohnes nicht verschonte, sondern ihn für uns dahin gab, uns nun auch ganz gewiss mit ihm alles schenken werde. Dies macht seine Seele still und gelassen, in was für Verhältnisse ihn sein Gott auch zu führen für gut findet. Öffnet sich vor ihm ein glühender Ofen, oder eine Grube grimmiger Löwen, in welche ein Nebukadnezar ihn zu werfen befiehlt: wer glaubt, bleibt gelassen und weiß, dass Gott ihn wohl erretten kann; sollte er's aber nicht wollen, so hat das auch nichts zu sagen. Soll Leib und Seele verschmachten, dennoch bleibt er an ihm. Im finsteren Kerker, in Ketten und Banden, stimmen Paulus und Silas Loblieder an. Sobald das Wort: Meine Gnade ist dir genug, und meine Kraft ist in den Schwachen mächtig - im Glauben aufgenommen ist, legt sich das eilende Verlangen je eher, je lieber, der Faustschläge Satans überhoben zu sein. Das Herz wird stille und sagt: so will ich mich denn am liebsten meiner Schwachheit rühmen, denn wenn ich schwach bin, bin ich stark. (Gottfried Daniel Krummacher)