Psalm 19,15
Andachten
Lass Dir wohlgefallen die Rede meines Mundes, und das Gespräch meines Herzens vor Dir, HErr mein Hort und mein Erlöser.
David hatte eine Betrachtung über den Himmel und die Sonne angestellt, und mit dieser das helle klare Wort Gottes verglichen, welches die ganze Welt, wo es gepredigt und angenommen wird, erleuchtet. Nachdem er hierauf dieses Wort Gottes hoch gepriesen hatte, tat er V. 13. 14. etliche Bitten an Gott, und beschloss endlich den Psalmen mit den Worten: lass Dir wohlgefallen die Rede meines Munde, und das Gespräch oder die Betrachtung meines Herzens vor Dir, HErr mein Hort und mein Erlöser. Indem er den Psalmen schrieb, redete sein Mund nichts, er drückte aber den Beschluss desselben so aus, wie er sich für denjenigen schickte, der diesen Psalmen liest, und mit dem Munde ausspricht, und die darin enthaltene Betrachtung so in sich hinein nimmt, dass sie eine Betrachtung seines Herzens heißen kann. Die Rede des Mundes kann Gott wohlgefallen, wenn sie nichts al Wahrheit enthält, und zugleich eine Betrachtung des Herzens ausdrückt, folglich keine heuchlerische Rede ist. Vor Gott soll diese Betrachtung des Herzens angestellt werden; so dass man seine Gegenwart dabei sich vorstellt und fühlt, und von Seinem Geist geleitet wird. Auf diese Weise sind auch die in diesem Buch enthaltenen Betrachtungen gedacht und geschrieben worden, wiewohl sie nicht so rein und unfehlbar sind, wie die Psalmen Davids, und wenn der Leser sie lesend ausspricht, und zu Betrachtungen seines eigenen Herzens macht, so soll er auch mit seinem Geist vor Gott sein, und Seiner göttlichen Unterweisung, die ihm durch die in diesem Buch enthaltenen Wahrheiten widerfahren kann, bei sich Raum geben. Wer redet und schreibt, was er selbst nicht glaubt, ist ein boshafter Betrüger; und wer Amts oder Ruhms halber Wahrheiten redet und schreibt, und darüber auch mit seiner Vernunft Betrachtungen anstellt, aber so, dass daran sein Herz oder sein Innerstes keinen Anteil nimmt, und Gottes wirksame Gegenwart nicht empfindet, betrügt sich selbst, indem er meint, er glaube etwas, das er doch nicht von Herzen glaubt. Aus seinem eigenen Munde wird er dereinst gerichtet werden. David nannte hier Gott seinen Hort und seinen Erlöser. Das Wort Hort bedeutet eigentlich einen Felsen, auf welchem ein Mensch zu derjenigen Zeit, da die jetzigen kriegerischen Werkzeuge noch nicht erfunden worden waren, seine Sicherheit finden konnte. Indem also David Gott seinen Hort nannte, so bekannte er, dass Gott ihn beschirme, und gegen die Stolzen, von denen er V. 14. redete, und gegen alle seine Feinde in Seinen Schutz nehme. Er nannte Ihn aber auch seinen Erlöser, weil er glaubte, dass Er das ihm angetane Unrecht räche, und ihn aus einer jeden Not, in die er gerate, wieder errette. Auch ich darf den HErrn meinen Hort nennen, und mich dadurch der Furcht erwehren. Ich darf ihn meinen Erlöser nennen, und wenn ich es gläubig tue, so wird mich die Ungeduld und Zaghaftigkeit in keiner Not überwältigen. Mein Mund soll Ihn bekennen, und was mein Mund redet, soll mein Herz glauben, und beides soll vor Ihm geschehen, so dass mich Sein Licht erleuchte, und Seine Kraft leite. Was Er 1 Mos. 17,1. zu Abraham gesagt hat, gilt auch mir. Ich bin der allmächtige (allgenugsame) Gott, wandle (schreibe, rede, denke, leide, und tue deine Werke) vor Mir, und sei fromm. (Magnus Friedrich Roos)
Lass Dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor Dir, HErr mein Hort und mein Erlöser!
Mit diesen Worten will David so viel sagen: Herr! wenn Du mir meine Sünden vergibst, auch die heimlichen und verborgenen Sünden mir zu gute hältst, wenn ich in steter Buße, Gottesfurcht, Demut und Glauben lebe, und an Dir einen gnädigen Gott habe; so wird Dir alle mein Gebet, das ich mit Herzen und Mund tue, wohlgefallen. Darauf tue ich dies fröhliche Bekenntnis: Du bist mein Hort, oder mein Schutz und meine Festung wider alle meine leiblichen Feinde, wider die ganze Welt und ihre Macht, und Du bist auch mein Erlöser von Sünden, Tod, Teufel und Verdammnis. Wir lernen also hieraus, wodurch alle unser Tun und Lassen, alle unsere Arbeit und Amtswerke, wie auch alle unser Gebet Gott wohlgefallen könne; nämlich, wenn wir vor allen Dingen danach sehen, dass wir einen gnädigen Gott haben, welches geschieht, wenn wir täglich über alle Sünden Buße tun, an Christum glauben, in wahrer Gottesfurcht und Demut leben. So gefällt Gott alles wohl, was wir tun.
JEsu, erhöre meine Bitt, JEsu, verschmäh mein Seufzen nicht; JEsu, mein Hoffnung steht zu Dir, O JEsu, JEsu, hilf Du mir! (Johann Arnd)