Denn es umfingen mich des Todes Bande und die Bäche Belials erschreckten mich. Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Wenn mir angst ist, so rufe ich den Herrn an und schreie zu meinem Gott: so erhört er meine Stimme von seinem Tempel und mein Geschrei kommt vor ihm zu seinen Ohren.
David, der König, hat solche schwere Anfechtung erfahren in der Zeit seiner Flucht vor den Feinden und vor Saul; und mit ihm desgleichen alle Gläubigen des Alten wie des Neuen Bundes. Selig der Mann, der die Anfechtung erduldet, und dadurch geübt wird. Der letzte und größte Heilige des Alten Bundes, der's hat durchkämpfen müssen, ist Johannes der Täufer gewesen, als Herodes ihn ins Gefängnis gelegt. Aber in seiner Angst hat er den rechten Mann angerufen; denn als die Boten wiederkehrten, die Jesum fragen sollten: Bist Du, der da kommen soll? - da wusste er's, dass seine Stimme erhört sei und dass sein Geschrei gekommen zu den Ohren seines Gottes. Wir Kinder eines Neuen Bundes aber wissen noch einen ganz andern Weg, wenn die Bande des Todes und der Hölle uns umfangen und die Bäche Belials uns erschrecken; der auferstandene Heiland selber führt uns auf diesem neuen Wege in den Ölgarten und zeigt uns die Stätte, wo Er selber Seinen Kampf gekämpft mit Tränen und starkem Geschrei, wie kein Anderer, und spricht: Hier ist Deine Zuflucht! hier haben mich des Todes Bande umfangen und die Hölle ist wider mich angestürmt, stehe, hier breite ich meine starken Schutz-Hände über Dich aus, und rufe allen Feinden ein „Zurück“! entgegen, und keiner soll Dir Etwas anhaben! hier decke ich Dich mit meinem Schilde, daran sollen auslöschen alle feurigen Pfeile des Bösewichts! hier hat die Erde die Tropfen eingesogen, die wie Blut herabflossen, darum ist hier ein unantastbares Asyl für Dein geängstetes Gewissen und für Deine bebende Seele!, mein Herr und mein Gott! wie bist Du doch so barmherzig! dann ruft es mir ja zu wie mit Engelchören: „für Dich gegeben und vergossen“. O, mein Jesu, das wollest Du mir aus Gnaden gewähren, auch in meiner letzten Not: wer so stirbt, der stirbt wohl! (Nikolaus Fries)