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Psalm 126,1

Psalm 126,1

Andachten

Köstlicher Psalm! Du hast es mir möglich gemacht, Herr Jesu, ihn mir zuzueignen; denn Du hast mich erlöset und mein Gefängnis gewendet durch dein versöhnendes Lieben und Leiden, Schweigen und Bekennen, Verlästert- und Beleidigtwerden und das Alles erdulden um der Ehre Deines Vaters und der Seelenrettung der Menschen willen. Grässlicher Widerspruch! Du verherrlichst durch all’ Dein Tun und Leiden den Vater, und sollst Gott gelästert haben! Das musste aber freilich so gehen, weil Du an meiner Stelle standest. Ich bin ein Gotteslästerer, Herr Jesu; mir gehören die Misshandlungen, die Du erleidest: ich sollte als ein solcher verspeiet, geschlagen und zum Tode verdammt werden; Du aber fängst den Speichel und die Faustschläge auf, damit mein Angesicht glänzen kann in ewiger Klarheit. Du wirst verspottet, und ich soll von Deinem Vater und allen heiligen Engeln als Deine Braut geehrt werden. Du lässt Dein Angesicht verdecken; aber Deine Braut, Herr Jesu, kennt Dich auch unter Deiner Decke, sie schauet durch den Vorhang Deiner Niedrigkeit hindurch, und da findet sie lauter Herrlichkeit, die ihr Auge und Herz auf Dich ziehet. Dein Bekenntnis, Du seiest Gottes Sohn, ist für die Deinen ein so fester Grund ihres Glaubens, dass sie auch nicht einen Augenblick an Dir irre werden. Lass nur Dein prophetisches Amt verspotten, sie wissen doch, dass Du ein wahrhafter Prophet bist, der Amen und wahrhaftige Zeuge. Das können Deine Gläubigen an Deinem verspeieten Angesicht lesen. Weil Du alle die Beschimpfungen vorher verkündigt hast, welche Dir hier begegnen, das stärket den Glauben. Nun, mein Heiland, so wie Du am verhöhntesten, so bist Du mir am schönsten! Dein Verspotten, Dein Verspeien lass zu Ehren mir gedeihen. Tausend, tausend Mal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür! ich will nun auch gern wie Du mit Tränen hienieden säen, denn ich weiß: durch Dich werde ich einst mit Freuden ernten und kommen und eine Garben bringen. Amen. (Friedrich Arndt)


Wenn der HErr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.
Es ist dieses der Anfang eines von den Liedern im höheren Chor, oder eines von den Liedern, welches die Israeliten unterwegs sangen, wenn sie auf die Feste nach Jerusalem hinauf gingen. Sie sind alle kurz, und von einem Inhalt, der dem gemeinen Volk fasslich war. Ps. 126. dachten die Israeliten daran, dass ihre Nachkommen einmal nach den Weissagungen Mosis und anderer Propheten als Gefangene werden weggeführt, aber auch wieder aus dieser Gefangenschaft erlöst werden, und beteten V. 4. schon voraus um diese Erlösung. Doch weissagte der Prophet, der diesen Psalm verfertigte, diese Erlösung werde so unvermutet und mit so vergnüglichen Umständen verbunden sein, dass die Israeliten wie die Träumenden sein werden: Sie werden nicht wissen, ob sie die Nachricht von dieser Erlösung glauben sollen, oder ob’s ihnen nur davon träume: wie es auch dem Jakob ging, da man ihm die unverhoffte Nachricht brachte, dass sein Sohn Joseph lebe, 1 Mos. 45,26. Alsdann, sagt der Prophet weiter, wird unser Mund voll Lachens sein, wie der Mund Abrahams und der Sara, als sie die unverhoffte und fast seltsame Verheißung bekamen, dass sie als alte Leute, welche die Hoffnung, ein Kind zu zeugen, aufgegeben hatten, einen Sohn bekommen werden, der zum Angedenken dieses fröhlichen und Gott wohlgefälligen Lachens Isaak genannt werden sollte, 1 Mos. 17,17. 18,12. 21,3.6.7. Unsere Zunge, sagt der Prophet ferner, wird alsdann voll Rühmens von Gottes Treue und Barmherzigkeit sein. Da wird man sagen unter den Heiden: der HErr hat Großes an ihnen getan, und wir werden auch sagen: der HErr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich usw. Wenn wir nun die Geschichte mit dieser Weissagung vergleichen, so können wir leichtlich erkennen, dass diese genau erfüllt worden sei. Das Reich der Chaldäer war sehr mächtig, und Babel, die Hauptstadt desselben, war eine sehr große, reiche und feste Stadt. So lange jenes Reich stand, und diese Stadt mächtig war, war keine Hoffnung der Erlösung für Israel vorhanden. Gott erweckte und stärkte endlich den persischen König Cores, dass er mit dem medischen König Darius das chaldäische Reich überwältigte, und Babel einnahm. Wem die Weissagung Jesajä K. 44,28 – 45,13. bekannt war, der konnte wissen, dass dieser Cores der Gefangenschaft Israels ein Ende machen werde: allein diese Weissagung scheint wenigen Israeliten bekannt gewesen zu sein. Plötzlich erschien aber der sehr gnädige und großmütige Befehl des Cores, der Esr. 1. aufgezeichnet ist, und der mit der Übergabe der kostbaren Tempelgefäße verbunden war. Alsdann geschah, was Ps. 126. geweissagt worden war.

Auch bei andern Völkern, ja bei einzelnen Christen schickt Gott zuweilen eine unvermutete Erlösung und Hilfe: die größte aber ist diejenige, durch welche Gott aus allem Übel erlöst, und zu Seinem himmlischen Reich aushilft. Die Krankheit, die gemeiniglich vorhergeht, ist auch ein Gefängnis, Hiob 42,10. Das Gefängnis macht die Erlösung, und die Not die Hilfe besonders wert und angenehm, und wenn die Erlösung und Hilfe unvermutet kommt, und herrlicher erscheint, als man gehofft hatte, so kommen alle die Bewegungen des Geistes vor, die Ps. 126. beschrieben sind. Lasst uns die Tränensaat nicht scheuen; denn es folgt eine fröhliche Ernte darauf. (Magnus Friedrich Roos)


Als das jüdische Reich von den Chaldäern überwältigt wurde, welches schon im vierten Jahr des Königs Jojakim geschah, so wurden einige Juden und unter denselben auch der Prophet Daniel nach Babel geführt. Noch mehrere wurden sieben Jahre hernach mit dem König Jojachin weggeführt, die allermeisten aber elf Jahre hernach, als das ganze Reich Juda zerstört und Jerusalem mit dem Tempel verbrannt wurde. Der König zu Babel hatte bei diesem Wegführen ohne Zweifel die Absicht, zu verhüten, dass die Juden nicht wieder von ihm abfielen, welches geschehen wäre, wenn sie in ihrem Lande bei einander gewohnt hätten; Gott aber wollte sie dadurch wegen ihres Ungehorsams züchtigen. In ihrem guten Lande waren sie übermütig gewesen, und hatten Abgötterei und große Gräuel getrieben: nun mussten sie als arm und verachtet unter den Heiden wohnen, und sich von ihnen drücken und verspotten lassen. Rechtschaffene Israeliten betrübte der Mangel des erwecklichen öffentlichen Gottesdienstes, dem sie vorher auf dem Berg Zion beigewohnt hatten, am meisten. Da hatte man geopfert und gebetet, und die Psalmen Davids gesungen: da war die Wohnung Gottes bei den Menschen. Nun lag der Tempel in der Asche und der Berg Zions wüste. Die weggeführten Israeliten, welche an den Wassern Babels, am Euphrat, Tigris und andern Strömen, wohnen mussten, weinten, wenn sie an Zion dachten. Ihre Harfen hingen sie ungebraucht an die Weiden, die darinnen waren. Und wenn die Chaldäer, welche sie hart behandelten, und ihnen den Rückweg in ihr Vaterland verwehrten, sie singen und anstatt des Heulens fröhlich sein hießen, wenn sie sogar sagten: Lieber, singet uns ein Lied von denen, die man auf dem Berg Zion zu singen pflegte: so sagten sie: wie sollten wir des HErrn Lied singen im fremden Lande? Ps. 137,1-4. Dieser traurige und schmähliche Zustand währte 70 Jahre von dem vierten Jahr Jojakims, oder 5 Jahre von der Zerstörung Jerusalems an gerechnet. Nachdem aber diese Jahre verflossen waren, erlöste Gott die Gefangenen Zions durch den persischen König Kores, nachdem derselbe die große Stadt Babel eingenommen hatte. Es geschah dies so unvermutet, dass die Israeliten bei der ersten Nachricht wie Träumende waren, und nicht wussten, ob sie dieselbe glauben dürfen. Ob sie sich nun gleich in den chaldäischen Ländern angebaut und ihre Nahrung zum Teil auf einen guten Fuß gesetzt hatten, so eilten sie doch mit Freuden in ihr Vaterland, um ihren Tempel als die Wohnung Gottes unter ihnen wieder zu erbauen; denn ein Volk ohne einen Tempel war damals ein verachtetes Volk.

Zu unserer Zeit wohnen fromme Christen als zerstreute Fremdlinge in der Welt. Ihr öffentlicher Gottesdienst bedarf keiner so großen Zurüstung wie der jüdische, doch ist das Wohnen unter den Gottlosen, die den Frieden hassen, immer eine beschwerliche Sache. Es gibt aber ein himmlisches Zion und ein himmlisches Jerusalem, deren Hebr. 12,22. Offenb. 14,1.2. Meldung geschieht. Wer dahin entrückt werden wird, wird voll Freude und Lob Gottes sein, und die besseren Zeiten auf Erden Anderen gern überlassen. (Magnus Friedrich Roos)


Wann der HErr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein, wie die Träumenden.
O auferstandener Siegesfürst! Nimm uns selbst bei der Hand und führe uns von Golgatha nach der Unterwelt, damit wir immer mehr erkennen, „was es Dich gekostet, dass wir erlöst sind.“ Du Todesüberwinder, löse selber unsere Ketten, denn wen der Sohn freimacht, der ist recht frei. Öffne Du die Pforten unseres irdischen Gefängnisses und führe uns in Dein Eigentum, damit wir, als die Deinen, bei Dir bleiben mögen ewiglich! Wir selbst können nichts tun, es geh' denn Deine Gnade bis an das Ende mit. (unbekannt)


Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.
Der Glaube, sagte Paulus, bleibt, nicht die Erkenntnis. Darum geht es uns wie der Psalmist es sagt. Kommt Gottes Hilfe, so kommt es uns vor, wir träumen. Wir sind völlig überrascht, weil alles anders kommt, als wir dachten. Dann fallen alle unsere Vorstellungen um und unser Hoffen und Weissagen ist als Stückwerk erwiesen, als die Rede eines Kindes, das, solange es Kind ist, denkt und spricht wie ein Kind. Aber der Glaube bleibt und bekommt seine Bewährung eben dadurch, dass die Gefangenen Zions dann, wenn die Erlösung für sie kommt, wie Träumende sind, die es nicht begreifen können, dass Gottes Gnade so reich und seine Hilfe so herrlich ist. Dann empfangen sie, worauf ihr Glaube gewartet hat. Weil wir nicht undankbar sind, wenn wir unser irdisches Leben eine Gefangenschaft heißen, dürfen wir unsere Verheißung auch mit jener Stunde verbinden, die uns durch die enge Pforte des Todes führt. Dorthin reicht kein Auge und kein Ohr vernahm die Kunde von dem, was Gott uns dann bereiten wird. Aber auch unser gegenwärtiger Umgang mit Gott bringt unserem Psalm mannigfache Bestätigung. Was gibt es doch für ein Staunen, wenn es uns gegeben wird, nicht unsere Sünde anzuschauen, sondern auch Gottes Vergeben wahrzunehmen. Dann zerbrechen alle unsere Meinungen über das, was uns helfen könne, worin unsere Buße und Heiligung bestehen müsse, und wir nehmen wahr, dass Gott größer ist als unser Herz. Und wie erstaunen wir, wenn uns einmal Jesus begegnet und uns sichtbar wird: er ist mein Herr! Dann fallen alle unsere frommen und unfrommen Gedanken ab, die wir vorher hatten, und ein tiefes Erstaunen beginnt, aus dem uns das erwächst, dass unser Mund voll Rühmens wird.
Du richtest unser Angesicht, Herr, Gott, nach vorn. Du stellst mich freilich in den heutigen Tag, damit ich ihm gebe, was ihm gehört. Aber Deines Reiches ganze Kraft und ganze Herrlichkeit steht noch vor uns und unsere Gedanken fassen nicht, was kommen wird. Dein Wort heißt uns aber hoffen, und das ist Deiner Gnade Zeichen und Geschenk. Amen. (Adolf Schlatter)


Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens, und unsere Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan; der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich. Herr, wende unser Gefängnis, wie du die Wasser gegen Mittag trocknest. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen, und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden, und bringen ihre Garben.

Dahin geht unsere Sehnsucht, nach dem Jenseits, dem Himmel! Dann begreifen wir alle Wege Gottes in unserm Leben. Dann sehen wir's, was wir hier nur glauben konnten: Sein Weg ist lauter Segen, Sein Gang ist lauter Licht. Dann sehen wir's: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Gott zählt sie alle, die Tränen der Kinder Zions, und fasst sie als Perlen in die Krone des Lebens, die er ihnen droben aufs Haupt setzt. Freilich nur von ihren Tränen gilts: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Es gibt der Tränen so viele auf Erden, und darunter so manche, die keinen edlen Samen in sich tragen, sondern eine schlimme Ernte. Der Böse, der für Laster die Strafe empfängt, der vom Fleisch das Verderben erntet; der Eitle und Stolze, der die verdiente Demütigung erleidet, der Eigenwillige, dem nicht sein Wille geschieht; - die weinen auch. Aber eine Freudenernte gewinnen sie nicht. Aber das sind die Tränen, die eine Freudenernte in sich tragen, die Tränen, unter denen du sprichst: Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen. Die Träne, die du in Dank und Liebe zu Jesu Füßen weinst. Die Tränen, unter denen du deine Eitelkeit und deinen Eigenwillen, deine Trägheit und Unversöhnlichkeit in den Tod gibst. Die Tränen bringen Freudenernte. (Adolf Clemen)

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at/19/psalm_126_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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