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1. Mose 3,13

1. Mose 3,13

Andachten

Da sprach Gott der Herr zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, das ich aß.

Dass der Mensch sich nach der Sünde über die Sünde schämte, erkannten wir als ein Zeichen, dass er nicht völlig der Sünde verfallen war. Das Schamrot in Stirn und Wangen war nicht nur das Abendrot der verlorenen Gotteskindschaft, sondern auch die freudenreiche Verheißung eines neuen Tages, da Gottes Gnade ihre unverhüllten Strahlen über das menschliche Geschlecht ausgießen kann. Was aber den Aufgang dieses Tages am meisten hemmt, ist der Trotz des Menschen, der nicht bekennen, der, obgleich er sich schämt, dennoch seine Sünde nicht Wort haben will. Hier setzte gleich im Anfang der Mensch seinem Gott, - dem Gott, der ihm helfen wollte, - Schranken entgegen; Schranken, die unübersteiglich sind, so lange der Mensch sie nicht wegnehmen will.

Die Weisheit und Arbeit Gottes zielen auf dieses Eine, den Menschen zur Erkenntnis seiner selbst, zur Scheidung von seinem bösen Ich und zum Bekenntnis seiner Schuld zu führen. Daher fragt Er den Mann und das Weib: Wo seid ihr? Warum tatet ihr, was ihr tatet? - Sie sollen sich klar werden über die Mächte, wodurch sie sich leiten ließen, über die Triebe, die sie bewegten, über die Gründe ihres Unterliegens, über den Zustand, in den sie gerieten. Nicht die Schlange fragt er: „Warum tatest du das?“ Denn in dem Satan ist nur ein Trieb. Nur diesem einen kann er folgen, denn er will nur diesen einen. Den Menschen aber fragt Gott: Warum? Er soll sein Tun und Lassen, den Weg von seinem verlorenen Glück in das gegenwärtige Unglück durchsinnen und ausforschen, er soll die Sünde erkennen als sein größtes Herzeleid, es soll ihm darüber grauen; er soll sie bekennen, sich von ihr scheiden und den Retter aus der Sünde suchen lernen. Das ungeschminkte Bekenntnis der Schuld ist das erste Zeichen, dass der Mensch wieder auf dem Wege ist, innerlich frei zu werden. Darum zielt hierauf alle Arbeit Gottes. mit den ersten Menschen, mit Kain, ihrem ersten Sohne, mit allen ihren Söhnen und Töchtern, mit dir, mit mir.

Aber ach, von Haus aus ist der Mensch keiner Sache mehr abgeneigt, als dem demütigen Bekenntnis: „Ich, ich war's, ich tat's, ich - ganz allein ich!“ Verhältnisse, Umstände, Wissenschaft, Dummheit, schlechte Menschen, Naturtriebe, Teufel, Verblendung, Temperament, - Alles muss herhalten, nur damit das liebe Ich frei bleibt. - Nichts ist abgeschmackter als die Art, wie sich die ersten Menschen entlasten wollen, und doch gab es nie auf Erden ein wahreres Bild der menschlichen Natur. Adam sagt: „Er habe sich versteckt, weil er Gottes Stimme gehört.“ (V. 10.) Aber diese Stimme war doch vorher der Klang gewesen, der ihn heranlockte, wie nichts anderes. Was hat denn die Veränderung bewirkt? Oh, darüber zu reden war nicht bequem! - Weiter: Weil er die Tatsache, dass er aß, nicht leugnen kann, so schiebt er die Schuld auf Eva, ja auf Gott selbst. „Du gabst mir das Weib, - das Weib gab mir die Frucht, - und ich —?“ „Ich,“ (so hätte er sagen sollen,) „ich hätte sie wegwerfen und unter meinen Füßen zertreten müssen. O wehe mir, dass ich aß! ich, der Mann, der Herr, das Haupt, - ja, ich bin der Sünder; erbarme dich meiner, o Vater!“ Aber nein, so meint er's nicht; er hat von der Schlange so viel Klugheit gelernt, dass er sich zu entschuldigen weiß. Seine Augen sind ja nun aufgetan. „Und ich aß!“ sagt er kalt; „ganz natürlich, wie konnte ich anders bei so bewandten Dingen?“ hören wir nachklingen. Und das Weib? Ja, sie hat's dem Manne schnell abgelauscht, wie man sich rein brennt, und schnell hat sie's begriffen, wie die Schlange Wahrheit und Lüge zu mischen: „Die Schlange betrog mich, also dass ich aß;“ das heißt: Es ging so, wie es gehen musste. Wahrlich, die hochgepriesene moderne Wissenschaft sollte sich schämen, eine so veraltete Weisheit aufzuwärmen, wenn sie immerfort beweiset, dass die Sünde ein Naturprozess sei und nach unwiderstehlichen Naturgesetzen erfolge. Den Satz hat ja bereits die erste Sünderin verfochten. - Was geht uns der Verführer an, wenn wir widerstehen konnten? Was gehen uns unsere Mitschuldigen an, wenn wir doch freiwillig tätig waren? Aber man mag nun vor dem Schwurgericht die Reden der Giftmischer und Kindesmörderinnen oder man mag auf der Kinderstube die Entschuldigungen der „unschuldigen Kleinen“, die miteinander einen Kuchenteller geplündert haben, hören, es ist überall das trotzige und verzagte Verstecken vor sich selbst, vor den Menschen, vor Gott. Die Nachfrage nach Feigenblättern ist entsetzlich groß. Und doch kann Gottes Angesicht nur hell über dir leuchten, wenn von dir gilt: „Da schlug er in sich.“(Otto Funcke)

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