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Römer 15,3

Römer 15,3

Andachten

“Denn auch Christus nicht Gefallen an ihm selber hatte.“
Bei ihm hätte es einen Sinn und eine Berechtigung gehabt; denn er war gewiss von einer Schönheit und einem Adel der Seele, für die uns Worte fehlen. Aber wir? Wer weiß denn nicht mancherlei von sich selbst, was er lieber heute als morgen los wäre. Und dennoch diese unaustilgbare Torheit, immer wieder Gefallen an sich selbst zu haben! Das ist die Keimzelle der meisten Sünden. Was spielt unser liebes Ich für eine Rolle in unseren Reden! Wie viel mehr in unserm Träumen und Sehnen. Unsere Empfindlichkeit, wenn jemand uns antastet oder nicht die ausgesuchteste Rücksicht auf uns nimmt - hält sich die Waage mit dem unausgesprochenen Verlangen, dass man unsere Versäumnisse selbstverständlich entschuldige, unsere Übereilungen, die nur unserem Naturell entspringen, übersehe und vergesse. Wie selbstsüchtig sind wir bis in das Allerheiligste unseres Gebetslebens! Solange wir aber so Gefallen an uns selbst haben, spielt Gott, Christus, Glauben und Lieben und Pflicht gegen den Nächsten - alles nur eine nebensächliche Rolle. Selbstverliebtheit, Eitelkeit, Wohlgefallen an sich selbst haben, kann für die Seligkeit gefährlicher sein als Trunksucht und Unzucht, die den Leib ruinieren und sich auf Erden schmerzlich strafen.

Ich beuge mich, Herr Jesu, und bekenne mich schuldig! Vergib mir diese böse Art und reinige mich davon, wenn es auch weh tut. Dann lass die ganze Liebe meines Herzens auf dich hin sich wenden. Amen. (Samuel Keller)


Auch Christus hatte nicht an sich selbst Wohlgefallen, sondern wie geschrieben steht: „Die Schmach derer, die dich schmähen, ist über mich gefallen. „
Immer neue Strahlen lässt Paulus aus dem Kreuz Christi hervorleuchten. Er hat die Liebe Jesu gepriesen, die ihn bewogen hat, für die, die Gottes Feinde waren, zu sterben, und seinen Gehorsam als unsere Rechtfertigung beschrieben, weil durch seinen Gehorsam alles, was aus Adams Ungehorsam entstanden sei, beseitigt ist. Nun spricht er vom innersten Vorgang, an dem die Echtheit der Liebe und des Gehorsams die Erprobung bekommt, davon, dass er sich durch sein Verhalten inwendig nicht ein Wohlgefallen bereitete, das ihn befriedigte und bei sich selbst verweilen ließ. Haftet nicht am Gehorsam das süße Bewusstsein, das uns mit uns selbst zufrieden macht, und wächst nicht an der Liebe die liebliche Blüte, dass wir nicht nur die anderen, die wir lieben, sondern auch unser eigenes Bild mit Wohlgefallen betrachten? Das bringt aber unseren Gehorsam und unsere Liebe in Gefahr. Gefährdet ist dadurch ihre Selbstlosigkeit, der entschlossene Ernst, mit dem wir uns von uns selbst wegwenden und nicht den eigenen Willen tun, sondern den Willen dessen, dem wir gehorchen und nicht den eigenen Vorteil suchen, sondern nach dem begehren, was den anderen heilsam ist. Seht auf Jesus, sagt Paulus, wenn Eitelkeit, die sich selbst gefällt, euren Gottesdienst beflecken will. Er steht in seinem Gehorsam und in seiner Liebe als der Selbstlose vor euch. Denn er ließ sich die Schmähung wohl gefallen. Niemand begehrt geschmäht zu werden, und erst noch von denen, die Gott schmähen, weshalb die Beschimpfung, die auf Jesus fiel, zur Lästerung Gottes wurde und die Schande, in die Jesus hinabgestoßen wurde, zur Verdunkelung der Ehre Gottes führte. Dass Gott an ihm geschmäht werde, das hat Jesus nicht begehrt und an diesem Zustand kein Wohlgefallen gehabt. Das war letzte Entäußerung und schmerzlichste Entsagung und eben darum die Vollendung seines Gehorsams und die Verklärung seiner Liebe.
Wenn mein Auge trübe wird und Gutes und Böses vermengt, komme ich, Herr Jesus, zu Dir, weil Du mir zeigst, was Gehorsam ist, und mir deutlich machst, was Liebe ist. Du wehrst es mir, wenn ich mir selber gefalle. Lass mich Dir gefallen, lieber Gott, in allem und behüte mich, dass ich keine andere Ehre begehre als die, die Dich ehrt. Amen. (Adolf Schlatter)

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nt/45/roemer_15_3.txt · Zuletzt geändert: von aj
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