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Lukas 23,46

Lukas 23,46

Andachten

Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist.
Wie lieblich klingt dieses letzte Wort des Heilandes am Kreuz! Vater, kann er nun wieder sagen in derselben herzlichen, innigen, vertrauensvollen Weise, wie er es vor seiner Gottverlassenheit immer getan. Wir haben in diesem Wort das Siegel des völligen Glaubenssieges über alle Versuchungen, durch die der Herr sich durchzukämpfen hatte. Sein Leben blieb ein Leben im Glauben bis zum letzten Atemzug; vom Vater war er immer abhängig im völligen Gehorsam und im Vertrauen; in demselben Vertrauen, in dem er beständig wandelte, will er bleiben auf dem Gang durch das Todestal und deshalb übergibt er seinen Geist in des Vaters Hände. Für seinen Leib ist er nicht bekümmert; er war in seinem ganzen Leben ein Werkzeug des heiligen Geistes gewesen, und von diesem Geiste durchheiligt, und so weiß er, dass sein Pilgerkleid die Verwesung nicht sehen kann, sondern durch den Geist der Herrlichkeit auferweckt werden wird, wie er es seinen Jüngern vorausgesagt hatte. Für uns, die wir wissen, dass wir hier keine bleibende Stätte haben, ist es beherzigenswert, zu sehen, in welcher Glaubenseinfalt der Herr seinen Geist in die Hände des Vaters befiehlt: wir sehen ebenso wenig Ängstlichkeit, als Vorwitz über den Ort, an den er kommen möchte. Es genügt ihm vollkommen, seinen Geist in des Vaters Händen zu wissen; in seiner Macht, Liebe und Treue weiß er sich vollkommen geborgen, so dass der Feind ihn nicht antasten kann. So liegt in dem letzten Worte des Herrn am Kreuz seine letzte Glaubenstat, die gekrönt wurde durch seine Auferstehung. Nie wollen wir vergessen, dass Alles, was er getan, er für uns getan hat, als unser Stellvertreter, unser Haupt und Vorgänger, der für uns Weg gemacht hat. Stephanus beweist es uns mit derselben Glaubenseinfalt, die wir bei unserem sterbenden Heiland sehen, übergibt der erste Blutzeuge seinen Geist in Jesu Hand. Für Jesum hatte er gezeugt, sein Eigentum war er, und in seiner Hand will er bleiben. Wohl Allen, die im Glauben wissen, dass sie Jesu angehören, und sich ihm übergeben haben! Mit seliger Ruhe können sie ihrem Abschied entgegen sehen, denn er ändert in der Hauptsache nichts: leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Da brauchen wir auch nicht zu grübeln, wo wir hinkommen werden; es genügt uns, bei Jesu zu sein.

Herr! Wir können Dir nicht genug danken, dass Du dem Tode den Schrecken genommen hast und wir nun unser Haupt getrost hinlegen dürfen in kindlicher Gewissheit: selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Amen.(Elias Schrenk)


Jesus rief laut, und sprach: Vater, Ich befehle Meinen Geist in Deine Hände. Und als Er das gesagt, verschied Er.
Auf eine so geziemende Weise beschloss der HErr Jesus Sein Leben und Leiden auf Erden. Die schweren Leiden, welche der Vater Ihm aufgelegt hatte, hatten Ihn nicht unzufrieden und ungläubig gemacht, weswegen Er am Ende derselben noch in dem völligsten Glauben und in der reinsten Liebe Ihn Vater nannte. Er befahl Seinen Geist, der nun aus der Hütte des Leibes ausgehen sollte, in Seine Hände, ohne Sich etwas besonders auszubedingen. Es war Ihm genug, wenn der Vater denselben in Seine Hände nehmen, und als eine gute Beilage annehmen und bewahren würde, weil Er gewiss glaubte, dass Er alsdann vor allen weitern Anfällen der Welt und böser Geister bewahrt werden, und Erquickung, Ruhe und Herrlichkeit genießen werde. Er rief die Worte: Vater, Ich befehle Meinen Geist in Deine Hände, laut aus, weil Er sie in einem großen Ernst und in einer starken Begierde aussprach, und weil Er Sich durch dieselben aus dem großen Gedränge, worin Er vorher gestanden war, herausarbeiten, und durch alle Feinde, die Ihn umgaben, durchdringen wollte. Auch wollte Er durch das laute Schreien anzeigen, dass Er nicht an der Verblutung oder am kalten Brand sterbe, wie andere Gekreuzigte, sondern Sein Tod ein freiwilliger Tod, ja ein Sterben im lautersten Gehorsam sei, wie es auch zur Erlösung des menschlichen Geschlechts nötig war. Er verschied, nachdem er diese Worte ausgerufen hatte, und wurde durch Seinen Tod das Sündopfer, welches allein die Kraft hatte, die Welt mit Gott zu versühnen.

Bei der Betrachtung dieser Worte denke ich billig auch an den Ausgang meines irdischen Lebens, an welchen mich auch der Ausgang dieses Jahres mahnt, welches mich, da es nun beinahe verflossen ist, zu demselben um ein Merkliches näher hingebracht hat. Wann und wie ich mein Leben endigen werde, weiß ich nicht. Die vielerlei Krankheiten, welche den Menschen befallen können, sind neben den gewaltsamen Anfällen auf sein Leben gleichsam vielerlei Tore, durch welche sie aus der Stadt dieser Welt hinausgeführt werden. Welches nun das Tor sei, durch welches ich da hinausgehen werde, weiß ich nicht; dieses aber weiß ich, dass auch meine letzten Tage und Stunden von dem Willen des HErrn werden eingerichtet werden, dass alsdann ein Leiden auf mir liegen werde, dass ich aber bei meinem Abschied aus der Welt nicht mehr werde laut rufen können, sondern dass ich schwach sein, und vielleicht außer den Gebrauch meines Verstandes und meiner Sinnen gesetzt sein werde. Ich befehle also heute, HErr Jesu, meinen Geist in Deine Hände. Mein letztes Leiden sei eine Gemeinschaft mit Deinen Leiden, die Du als ein Sterbender am Kreuz ausgestanden hast, und werde dadurch gesegnet und geheiligt. Dein Geist erhalte mich in Deinem Frieden und in der Vereinigung mit Dir. Zerbrich meine Leibeshütte sanft, und wenn meine Seele aus derselben gehen wird, so führe sie in das Haus Deines himmlischen Vaters, und die Wohnung, welche Du ihr darin bereitet hast. Durch Deinen Todeskampf und blutigen Schweiß, durch Dein Kreuz und Tod, durch Dein heilig Auferstehen und Himmelfahrt, in unserer letzten Not hilf uns, lieber HErr Gott. (Magnus Friedrich Roos)


Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht; und neigte das Haupt, und verschied. Und Jesus rief laut, und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt, verschied er.
Das sind die beiden letzten Worte des sterbenden Erlösers. Sie klingen wie Triumph und Siegeslied. Es ist vollbracht, Alles vollbracht, sein Leid und unser Heil. Die Schuld bezahlt, Gott versöhnt, der Himmel geöffnet. Lobe den Herrn, meine Seele, und verzage niemals wieder, denn auch für dich hat Christus Alles vollbracht. - Es ist vollbracht. In des Kreuzes Kraft kannst nun auch du vollbringen, was du sollst. Christi Sieg ist dein Sieg. Schließ dich nur fest an ihn und sein Kreuz an, ergib dich ihm mit ganzer Seele; dann kannst du deinen Kampf selig vollenden, der Feind kann dir nichts anhaben, und auch im Tode bist du wohl geborgen. Durch Christum mit Gott versöhnt kannst du auch im Sterben sprechen: Vater, in Christo mein Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist. Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Selig, die also sterbend ihre Seele in des Vaters Hände befehlen. Willst du also sterben? - Du kannst es, wenn in allen Stunden bis in die letzte das Wort auch von deinen Lippen kommt: Vater, vergib ihnen. Du kannst es, wenn du in allen Stunden bis in die letzte die Deinen, die dir Gott gegeben, mit der Liebe umfängst, die nimmer aufhört. Du kannst es, wenn du in allen Stunden, bis in die letzte, treu vor Gott, dein Tagewerk vollbringst, in seinem Dienst. Du kannst es, wenn du in allen Stunden, bis in die Letzte, mit des Schächers Glauben bittest und flehst: Herr, gedenke an mich. Du kannst es, wenn Christus dein Leben ist, und der am Kreuze deine Liebe. (Adolf Clemen)


Und Jesus rief laut und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.
Es ist stille geworden auf Golgatha. Die Stimme der Spötter ist im Wind vertönt und sie sind schier über sich selbst erschrocken. Beklommenen Herzens, mit den Händen die Brust schlagend, so sind die Leute aus dem Volk in ihre Hütten gegangen. Dagegen sammeln sich unter dem Kreuz treue Freunde Jesu, die jetzt erst zur rechten Entschiedenheit durchdringen. (Joh. 19,38-39.)

Der heidnische Hauptmann, der die ganze Hinrichtung geleitet hatte, ist innerlich für den Mann, den er töten musste, gewonnen. Pilatus schreitet unruhig in seinem Palast hin und her und erkundigt sich angelegentlich nach dem sterbenden Judenkönig. Das Angesicht des Schächers endlich ist dankbar zu Jesu hingewandt; der Ausdruck seligen Friedens in seinem Auge verdrängt fast die Züge des Todes und der Sterbensangst.

Auch in dem Herzen Jesu ist wieder heilige Stille eingekehrt. Himmlischer Friede wohnt wieder in der vorher so stürmisch wogenden Brust. Wie am irdischen Himmel jetzt die Sonne durchbricht, so hat auch in seinem Herzen das Licht des göttlichen Wohlgefallens alle Finsternisse besiegt. „Vater!“ so ruft Er und zwar „mit lauter Stimme“. Warum denn so laut? Auch das Wort von der Gottverlassenheit hatte er mit lauter Stimme gerufen. So hatte Er alle Welt in die Tiefe seines Jammers hineinschauen lassen. Nun soll dieselbe Welt auch wissen, dass Er den Vater wiedergefunden hat. Denn nicht um des Vaters willen ruft Er so laut; (der hätte auch das leiseste Lispeln seiner Lippen vernommen;) sondern um der Welt willen. Sie soll es wissen: „Ob ich gleich jetzt in den Tod sinke, so bin ich doch nicht verloren. Er ist dennoch mein Vater und ich bin sein geliebter Sohn, an dem Er Wohlgefallen hat“.

Und weiter sagt er: „Ich befehle meinen Geist in deine Hände“. Wir hören wohl oft, dass Sterbende diese Worte gebrauchen, aber sie dürfen es doch nur, weil ihr Erlöser es tat. Und nie, weder vorher noch nachher, konnten die Worte das bedeuten, was sie im Mund Jesu sind. Während wir dem Tode ohnmächtig unterliegen, befiehlt Er ihn gleichsam zur Stelle, mit lauter Stimme. Nicht als Einer, der vom Tod überwunden ist, stirbt Jesus, sondern als der Herr des Todes gebietet Er ihm und überlässt ihm drei Tage die sterbliche Hülle, um dann mit ihr über aller Himmel Himmel aufzufahren.

Hüten wir uns, das Wort Jesu voreilig zu unserem Eigentum zu machen! Es gibt viele Menschen, die denken: „Ja, wenn einmal die letzte Stunde kommt, dann wollen wir auch unsere Seele in Gottes Hände befehlen durch Christum Jesum, der unsere Sünden trug“. Fürs Erste aber wollen sie ihre Wege gehen und von der Zucht Christi und von der Kreuzigung des Fleisches nichts wissen. Jesus soll dann als Nothelfer gut sein, wenn alle andern Stricke reißen; er soll wie ein Talisman sein, wenn alle Hilfe der Welt versiegt und versagt. Diese Leichtsinnigen aber sollen wissen, dass ihr Haus auf Sand gebaut ist. Denn nur dann ist Jesus unsere Sterbenskraft, wenn Er auch die Kraft und Zucht unseres Lebens war; wie Er denn auch selbst jetzt im Tod nur deswegen seinen Geist in des Vaters Hände befehlen konnte, weil es im ganzen Leben seine Speise gewesen war, des Vaters Willen zu vollbringen.

Diejenigen aber, die gelernt haben, unter Christi Kreuz einfältig ihr Kreuz auf sich zu nehmen, die sollen wissen, dass aller ihrer Schwachheit, Angst und Unreinheit zum Trotz auch ihnen das Wort Jesu gilt: „Vater, ich will, dass wo ich bin, auch Die bei mir seien, die Du mir gegeben hast; dass sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast!“ Und, Gott Lob, auf blutigen Schlachtfeldern und in stillen Sterbekammern, im wilden Schiffbruch auf einsamer wogender Salzflut, und in Folterkammern und auf Marterbänken sind seit jener Karfreitagsstunde Millionen hingeschieden mit diesem festen, starken, friedereichen Gebet und Bekenntnis auf ihren Lippen: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände durch Jesum Christum meinen Heiland“.

Nun, es naht auch deine Stunde, lieber Leser; (wer weiß, sie ist vielleicht nicht mehr fern!) da wird man auch von dir sagen: „Der ist nun auch tot“. Vielleicht wird man sagen: „Er ist heimgegangen“. Aber wird es wahr sein? Würde es in dieser Stunde wahr sein? Hast du Heimats- und Bürgerrecht in des Vaters Reich gewonnen durch die Lebensgemeinschaft mit deinem Heiland? Kannst du durch ihn deinen Geist in seine Hände befehlen? Möchtest du ein freudiges „Ja“ auf solche Fragen haben und, ob du es noch nicht hast, so lange unter dem Kreuze weilen, bis du es hast. (Otto Funcke)


Und Jesus rief laut, und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. Und als er das gesagt, verschied er.
Das letzte Wort des sterbenden Erlösers. Auch ein Vermächtnis für uns, wie alle seine andern Worte. Ein Wort heiliger Liebe zu seinem Vater, das auch wir im Glauben ergreifen können. Er allein konnte sagen: Ich habe dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte. Nur das gibt ein seliges Ende. Da kann man das müde Haupt an das treue Gottesherz legen und hinüberschlummern in die Ruhe, die dem überwindenden Kämpfer bereitet ist. Ein seliger Tod ist doch von Allem, was uns hier auf Erden zu Teil wird, das Seligste. Der Tag des Todes, sagt Salomo, ist besser, denn der Tag der Geburt. Selig, wer, wie Jesus, sich kann fallen lassen in die Vaterhände, und dessen Werke ihm nachfolgen wie Sein Werk. Wenn etwas treu machen kann, ach, so ist es gewiss der Wunsch: Ich will mir ein sanftes Sterbekissen bereiten, ich will den Vater im Himmel verklären, und vollenden sein Werk; wie bald kommt die Nacht, wo niemand mehr wirken kann! Und auch diesen Seufzer hat der sterbende Erlöser in seinen letzten Seufzer mit aufgenommen. Was wir in Schwachheit aussäen, will Er vor dem Vater zu einer Freudenernte machen. So manches verlorene Samenkörnlein wird uns im Lande der Verklärung ganz anders vorkommen als hier. Nur ausgestreut und fortgefahren, im Hinblick auf Jesum, den Anfänger und Vollender unsers Glaubens; je mehr wir uns selber über der Aussaat vergessen, je mehr wird der Herr der Ernte beim Einsammeln unsrer gedenken. Die Lebensgemeinschaft mit dem Herrn schließt auch eine selige Sterbensgemeinschaft mit ihm ein; sein Vater ist dann auch unser Vater, und öffnet uns in unsrer Feierabendstunde denselben Schoß wie dem Sohn der Liebe, in dem Er uns angenehm gemacht hat für Zeit und Ewigkeit. (Friedrich Lobstein)


Und Jesus rief laut und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!
Er hat seinen Geist befohlen in des Vaters Hände. Aus Menschenhänden, aus Sünderhänden, aus Mörderhänden in des himmlischen Vaters Hände seinen Geist befohlen; vom blutigen Arbeitsfelde der Erde heimkehren in des Vaters Schoß, o das heißt ja selig sterben, das ist ja ein schönes Ziel seines rauen Lebensweges von Bethlehem nach Jerusalem, seines heißen Marterweges von Gethsemane nach Gabbatha und Golgatha. Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Ach, das kann freilich unser keiner ihm nachsprechen, so wie er es sprach; der Sohn, der aus des Vaters Schoße kam und der jetzt zum Vater ging, nachdem er seinen Namen verklärt und sein Werk vollendet hatte auf Erden. Und doch, auch an diesem Vermächtnis haben wir im Glauben noch Teil.

„Dieses Wort heißet der Gläubigen Seelen All in die Hände des Vaters befehlen.“

Ja, wer durch Jesum mit Gott versöhnt ist, dem ist auch der letzte Feind nicht mehr schrecklich, dem ist das Sterben ein Entschlafen, der Ausgang aus der Welt ein Heimgang zum Vater. Und wenn ich auch nicht weiß, wohin mein Geist fährt, wenn seine Leibeshütte zerbricht, wo meine Seele ihr Bleiben hat, wenn sie diesen irdischen Wohnplatz verlassen: Eines weiß ich: sie kommt in des Vaters Hände, in die Hände eines großen, treuen, barmherzigen Vaters, der mich geschaffen, erlöst und zum ewigen Leben berufen hat. Und das ist genug, um im Frieden zu entschlafen. Das hat ein Stephanus gewusst, als er sterbend den Himmel offen sah und rief: Herr Jesu! nimm meinen Geist auf. Dessen hat ein Luther sich getröstet, als er in seiner letzten Stunde sprach: Du hast mich erlöst, du treuer Gott, in deine Hände befehl ich meinen Geist. In solchem Glauben und solcher Hoffnung sind schon viel tausend Christen selig entschlafen. Wer so stirbt, der stirbt wohl. Wer möchte nicht auch so sterben? Aber wer so dem Herrn sterben will, der muss auch zuvor dem Herrn leben. Wer droben empfangen will das himmlische Erbe, der muss auch hienieden das Vermächtnis seines Heilandes, nämlich die Erlösung durch sein Blut, antreten in Buße, Glauben und neuem Gehorsam. Aufs neue beut uns der Herr vom Kreuz diesen seinen Nachlass an. Wollt ihr sein Vermächtnis verschmähen? Wollt ihr fort und fort darben, da so ein seliges Erbe euch zugedacht ist? O, lasst euch versöhnen mit Gott! Der Herr helfe uns dazu, dass wir noch vor unserer letzten Todesstunde im Glauben zu unserem Heiland sprechen können:

Dein bin ich nun und Gottes Erbe: Ich sehe in sein Vaterherz hinein. Wann ich nun leide, wann ich sterbe, Kann ich unmöglich je verloren sein. Wenn Sonn' und Mond und Erde untergeh'n, So bleibt nur Gottes Gnade ewig steh'n. (Karl von Gerok.)


Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände.
Der Tod Jesu war furchtbarer, als es das Herz des Gläubigen zu fassen vermag. Ihm war derselbe die Vollziehung eines Strafgerichtes. Die Sünden einer Welt drückten ihn nieder. Die Stimme Seines Gottes ertönte in dem schrecklichen Befehl: Schwert, mache dich auf über meinen Hirten! Und doch war Sein Tod ein friedlicher, ja vielmehr ein triumphierender. Ehe Er Seine Augen schloss, war das Licht durch die Dunkelheit hindurch gebrochen. In der ruhigen Fassung kindlichen Vertrauens verhauchte Er Seine Seele: Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände! Worin bestand das Geheimnis dieser Ruhe? Wir besitzen Seinen eigenen Aufschluss darüber: Ich habe Dich verklärt auf Erden, und vollendet das Wert, das Du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.

Leser, wird es in deiner Sterbestunde mit dir also sein? Wirst du dein Werk vollendet haben? Hast du schon bei Jesu Zuflucht gefunden? Ruhst du in Ihm, als deinem alleinigen Heilande, und folgst du Ihm, als deinem einzigen Vorbilde? Wenn dem also ist, dann mag dich der Tod überfallen, wann er will, du hast nichts Anderes zu tun, als zu sterben! Das Grab wird durch Seine Gegenwart und Seine Freundlichkeit erhellt werden. Er wird bei dir im Sterben stehen, dir schützende Engel zeigen und Sich Selbst dir als den Vorgänger und Weg zum Leben darbieten. Wir können keinen wahren Frieden haben, bis die Furcht des Todes durch die Gewissheit der Vergebung der Sünde, durch das Blut des Kreuzes überwunden ist. Nur dann, sagt jemand, kannst du mit Ruhe das offene Grab am Fuße des Berges an schauen, welchen du bald hinabsteigen musst. „Der Stachel des Todes ist die Sünde, Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat, durch unsren Herrn Jesum Christum!“ Suche stets ein kindlicheres Nahesein zu deinem Bundesgott zu erreichen, dann wirst du, wenn die Stunde deines Abscheidens gekommen ist, die Worte deines sterbenden Herrn zu den deinigen machen können: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. Vater! Es ist ein Heimgehen! Mit jauchzendem Herzen denkt. das Kind an das Vaterhaus, an den väterlichen Willkommen! Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und Alles, was mein ist, das ist dein!

Es wurde von einem alten bewährten Christen gesagt, dass er immer am glücklichsten war, wenn das Rütteln an den Türen seines Gefängnisses die Hoffnung in ihm rege machte, dass ein scharfer Windstoß sie bald aufdrücken und ihn befreien würde. Christ! kannst du das noch fürchten, was dein Heiland bereits überwunden hat? den Tod? Er gleicht dem Engel, der dem gefangenen Petrus erschien, die Kerkertüren öffnend und zum hellen Tage führend; er leitet dich zu der Welt, die dir durch Geburtsrecht angehört, und lässt dich deine Verbannung verlassen; wie der Soldat bei hereinbrechender Nacht sich friedlich in seinem Zelte niederlegt, den Empfang seines Lorbeertranks am Morgen erwartend.

O lebten wir doch immer in einem Zustande heiliger Vorbereitung auf den Tod, das Geistes-Auge auf den sich vor uns eröffnenden Himmel gerichtet! und fühlten es, dass jeder Augenblick uns jener seligen Heimat näher führt! dass wir bald die Schwelle des Himmels betreten, bald vor dem Throne stehen, bald uns in anbetendem Entzücken mit der triumphierenden Kirche vor Ihm beugen werden, uns eintauchend in die Fluten unendlicher Herrlichkeit, Ihm gleich, Ihn schauend, wie Er ist, und das auf Ewig!

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