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Johannes 19,28

Johannes 19,28

Andachten

Danach, als Jesus wusste, dass alles vollbracht war, dass die Schrift erfüllt würde, spricht er: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig da. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysopen, und hielten es ihm dar zum Munde.

Jesus hatte nun, nach jener finstern Verlassungsstunde, in sich schon das Sieges-Gefühl und sah schon die Vollendung aller Dinge, die ewige Erlösung der gefangenen Menschheit, die Niederlage aller ihrer Feinde, und in diesem Bewusstsein spricht er: Mich dürstet. Wo nach? o Ewiger, auf den Aller Augen sehen, der du deine Hand auftust und sättigest Alles mit Wohlgefallen; der du in der Wüste Wasser, und Ströme in der Einöde geben willst zu tränken dein Volk, deine Auserwählten. (Jesaja 43,20.) Der du aus Wasser Wein gemacht und Wasser aus dem Felsen springen ließest, um die Durstigen, Menschen und Vieh, zu tränken; - der Regen aufs dürre Laub gibt, das Wasser im Meere zusammenhält, wie in einem Schlauch, der die Wasser mit der Faust misst; wonach dürstest du? Nach unserm Heile; nach der Seligkeit deiner Erlösten. Aber womit löschen sie deinen Durst? Du dürstest, und Essig ist deine Labung. Das ist wohl das wahre Bild, wie die Menschen ihrem Schöpfer und Erlöser danken und deine Wohltat vergelten. Wie vielerlei Getränke und Früchte, den Durst des Menschen zu stillen und ihn zu laben, hat er erschaffen! Ihm aber, da er nun dürstet für uns und an unsrer Statt, reicht man Essig. Aber so wollte er es, so stand es geschrieben. Dieser heiße Durst ist für uns ein unversiegbarer Brunnen, ein Strom des Lebens, eine Quelle der süßesten Labung geworden. Er, der gute Hirte dürstete so sehr, damit er seine Schafe auf grünen Auen weiden und zu frischen Wassern führen konnte. (Psalm 23,2.) Er, der Brunn des Heils versiegte für sich und dürstete, damit wir mit Freuden Wasser schöpfen könnten aus dem Heilbunnen. (Jesaja 12,3.) Er musste vom Durste gequält werden, damit er Alle einladen und sagen konnte: Wohlan, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser. (Jesaja 55,1.) Denn zu der Zeit (nach seinem Durste) werden frische Wasser fließen aus Jerusalem, aus Golgatha, wo der heiße Dürster litt und schmachtete. (Zach. 14,8.) Du musstest dürsten, damit du sagen könntest: Wer des Wassers trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten. Wer an mich glaubt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Ich will rein Wasser über euch sprengen. (Johannes 4,14. 7,38. Offenbarung 21,6. Hesekiel 36,25.) - Solche Wasser, solche Labung hat uns dein Durst bereitet. Wir trinken Alle von deinem Durste, dein Schmachten erquicket uns. (Johannes Evangelista Gossner)


Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, dass die Schrift erfüllt würde, spricht er: Mich dürstet.

Wie schwer wird's uns, Den, der sich an uns vergangen, um einen Dienst zu bitten! Wir entbehren und darben lieber, als dass wir uns zu solcher Bitte herablassen; gehen lieber stumm an einander her. Und doch ist solch eine Bitte das beste Zeichen, ob du ganz vergeben hast; das beste Mittel, ohne Worte den Frieden herzustellen. - Und wie bald sind wir mit unserm Glauben und Vertrauen den Menschen gegenüber am Ende! Wie geneigt, uns nach bitteren Erfahrungen von ihnen abzusondern und unser Herz und unsere Not in uns zu verschließen. Lasst es uns an diesem Wort des sterbenden Erlösers lernen: Die Liebe glaubt Alles und hofft, wo nichts zu hoffen ist. Aber noch mehr als seinen Leib dürstet seine Seele. Ihn dürstet nach den Seelen der Menschen, nach ihrer Seligkeit und ewigen Rettung, nach ihrer Liebe. Danach hat ihn immer gedürstet, sein ganzes Leben lang. Danach hat ihn gedürstet, da er am Brunnen zu Sichem zu dem Weibe sprach: Gib mir zu trinken, mit dieser Bitte ihre verlorene Seele suchend. Danach hat ihn gedürstet, da sein brechendes Auge vom Kreuze über die abgefallene Welt suchend hinblickte, und wie wenige waren es, die diesen Durst ihm stillten! - Auch nach dir dürstet ihn, nach deiner Liebe, nach deiner Seligkeit. Lass ihn nicht länger dürsten, sondern ruf ihm voll Verlangen entgegen: Herr, wenn ich dich nur habe, frag ich nichts nach Himmel und Erde! Meine Seele dürstet nach dir, dem lebendigen Gott! O lösche du selbst in uns aus allen Durst nach der Welt Lust und Schätzen, und schenk uns ein recht heißes Dürsten nach deiner Gerechtigkeit, ein herzliches Verlangen nach deiner ewigen Liebe. Amen. (Adolf Clemen)

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nt/43/johannes_19_28.txt · Zuletzt geändert: von aj
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