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Matthäus 6,10

Matthäus 6,10

Andachten

Matth. 6,10: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.“

Alles geschieht hier unten, ebenso wie im Himmel durch den Willen und die Zulassung Gottes, aber den Menschen gefällt dieser Wille nicht immer, weil er mit ihren Wünschen selten übereinstimmt. Lieben wir ihn und nur ihn, so machen wir aus der Erde einen Himmel. Wir danken dann Gott für alles, für die guten wie für die bösen Tage, da die bösen gute werden, wenn Er sie sendet. Wir murren nicht mehr über das Walten seiner Vorsehung, wir finden sie weise, wir beten sie an. O Gott! Was anderes. kann ich im Lauf der Gestirne, in der Ordnung der Jahreszeiten, in den Wechselfällen des Lebens erblicken, als deinen sich vollziehenden Willen? O dass er sich auch an mir erfüllte, dass auch ich ihn lieben und er mir alles erleichtern möchte. Möchte ich den meinigen gänzlich aufgeben, um den deinen in mir zur Herrschaft zu bringen, denn du, o Herr, hast ja doch zu befehlen, ich zu gehorchen.

Mein Jesus, du hast gesagt, als du von dir selbst sprachst im Hinblick auf deinen himmlischen Vater, dass du „allezeit tust, was ihm gefällt“, Joh. 8,29. Lehre mich das Ziel, wohin dieses Beispiel mich führen soll. Du bist mein Vorbild. Alles hast du auf Erden getan nach dem Wohlgefallen des Vaters, der auch mein und dein Vater genannt sein will. Wirke in mir, wie in dir selbst nach des Vaters Wohlgefallen. Möchte ich doch unzertrennlich mit dir vereint nach nichts mehr fragen als nach des Vaters Willen. Nicht nur das Gebet, die Unterweisung, das Leiden, die Erbauung, sondern auch das Essen, der Schlaf, die Unterhaltung, alles habe nur den einen Zweck, ihm zu gefallen. Dann wird unser ganzer Wandel geheiligt werden, alles wird in uns ein beständiges Opfer, Gebet ohne Unterlass, Liebe ohne Aufhören sein. Wann, o Herr, werden wir in diesem Zustand erfunden werden? Führe uns in Gnaden dahin, zähme und unterjoche durch deine Gnade unsern aufrührerischen Willen; er weiß nicht was er will, und nur nach deinem Willen zu leben, ist wahrhaft gut. (François Fénelon)


Dein Reich komme!

Es sind zwei große Irrtümer. Der erste, die da hin und her laufen, dass sie fromm werden, zu Gottes Reich kommen und selig werden, einer gen Rom, der zu St. Jakob, der bauet eine Kapelle, der stiftet dies, der das, aber zu dem rechten Punkt wollen sie nicht greifen, das ist, dass sie inwendig sich selbst Gott zu eigen geben, und sein Reich würden, tun viel solcher äußerlicher Werke, und gleißen fast hübsch, bleiben doch inwendig voll böser Tücke, Zorns, Hass, Hoffart, ungeduldig, unkeusch. Wider die spricht Christus, da Er gefragt ward, wenn das Reich Gottes käme, Luk. 17,20. 21: Das Reich Gottes kommt nicht mit einem äußerlichen Schein oder Gebärde; nehmet wahr, das Reich Gottes ist in euch, inwendig. Als er auch Matth. 24,23 ff. sagt: Man wird nicht sagen: Siehe da, oder da ist es, so sollt ihrs nicht glauben. Denn es sind falsche Propheten. Als spräche Er: Wollt ihr das Reich Gottes wissen, so dürft ihrs nicht weit suchen, noch über Land laufen. Es ist nahe bei dir, so du willst. Ja, es ist nicht allein bei dir, sondern in dir. Denn Zucht, Demut, Wahrheit, Keuschheit und alle Tugend (das ist das wahre Reich Gottes,) mag Niemand über Land, oder über Meer holen, sondern es muss im Herzen aufgehen. Darum beten wir nicht also: Lieber Vater, lass uns kommen zu deinem Reich! sondern: Dein Reich komme zu uns. Denn Gottes Gnade und sein Reich, mit allen Tugenden, muss zu uns kommen, sollen wir es überkommen, wir mögen nimmermehr zu Ihm kommen; gleichwie Christus zu uns vom Himmel auf die Erden kommen ist, und nicht wir von der Erden zu Ihm gestiegen sind in den Himmel. (Martin Luther)


Dein Wille geschehe!

Nun merkst du, dass Gott in diesem Gebet uns hilft wider uns selbst bitten, dabei Er uns lehrt, dass wir keinen größeren Feind haben, denn uns selber. Denn unser Wille ist das größte in uns und wider denselben müssen wir beten: O Vater, lass mich nicht dahin fallen, dass es nach meinem Willen gehe, brich meinen Willen, wehre meinen Willen; es gehe mir, wie es wolle, dass mirs nicht nach meinem, sondern allein nach deinem Willen gehe. Denn also ist es im Himmel, da ist kein eigener Wille; dass dasselbe auch so sei auf der Erden! Solches Gebet oder auch Geschichte tut der Natur gar wehe, denn der eigne Wille das allertiefste und größte Übel in uns ist und uns Nichts lieberes ist, denn eigner Wille. Darum wird in diesem Gebet nichts Anders gesucht, denn das Kreuz, Marter, Widerwärtigkeit und allerlei Leiden, das da dient zu Verstörung unsers Willens. Darum, wenn es die eigenwilligen Menschen recht bedächten, wie sie wider allen ihren Willen bitten, würden sie dem Gebete feind werden, oder ja darüber erschrecken.

Nun lass uns diese drei ersten Bitten zu einander ziehen. Die erste ist, dass Gottes Name geehrt werde und seine Ehre und Lob in uns sei.

Aber dazu mag Niemand kommen, er sei denn fromm und in dem Reiche Gottes. Denn die Toten und Sünder mögen Gott nicht loben, als David sagt, Psalm. 6, 6. Nun mag Niemand fromm sein, er sei denn von Sünden ledig. Von den Sünden wird man ledig, wenn unser Wille ausgewurzelt wird und allein Gottes Wille in uns ist. Denn wenn der Wille, der das Haupt und oberste in allen Gliedern, nicht mehr unser und böse ist, so sind alle Glieder auch nimmer unser und böse. Darum greift dies Gebet die Bosheit bei dem Kopf an, das ist, nicht bei der Hand oder Fuß, sondern bei unserm Willen, der das Haupt der Bosheit ist, der rechte Hauptschalk. (Martin Luther)


„Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel!“

Zum ersten richten wir uns selber, und verklagen uns mit unsern eigenen Worten, dass wir Gott ungehorsam sind und seinen Willen nicht tun. Denn wenn es also um uns stünde, dass wir Gottes Willen täten, so wäre dies Gebet umsonst. Darum ist es erschrecklich zu hören, wenn wir sagen: Dein Wille geschehe. Denn was mag schrecklicher sein, denn dass Gottes Wille nicht geschehe, und man sein Gebot verachtet, das wir klärlich wider uns selbst in diesem Gebet bekennen? Denn es muss wahr sein, dass wir Gottes Willen nicht tun oder getan haben, sintemal wir allermeist darum bitten. Denn vor Gottes Augen hilft nicht heucheln oder spiegelfechten; sondern, wie man bittet, so muss es auch gründlich wahr sein. Dieweil denn wir bis an unser Ende dies Gebet beten müssen, so folgt, dass wir auch bis an unser Ende erfunden und beschuldiget werden, als die Gottes Willen ungehorsam sind. Wer mag denn nun hoffärtig sein, oder bestehen vor seinem eigenen Gebet, darinnen er findet, dass Gott, so Er wollte der Gerechtigkeit nach mit ihm handeln, in aller Billigkeit, als einem Ungehorsamen, durch seinen eignen Mund bekannt und überzeugt, alle Augenblick verdammen und verwerfen möchte? Also wirkt dies Gebet eine gründliche Demütigkeit und Furcht Gottes und seines Urtheils, dass der Mensch froh wird, dass er Gottes Gerichte nur entfliehet und aus lauter Gnaden und Barmherzigkeit behalten werde. Das heißt gerichtet sich selbst, und Gericht geübt vor Gottes Augen, sich gründlich erkennen und beklagen, wie denn dies Gebet ausweiset.

Zum andern, die Gerechtigkeit ist, wenn wir uns selbst also gerichtet und erkannt haben, dass wir denn nicht verzagen vor dem Gerichte Gottes, dass wir uns schuldig erfinden durch Anzeigung dieses Gebets, sondern zu Gottes Gnade Zuflucht haben und in Ihm festiglich vertrauen und bitten, Er wolle uns erlösen von dem Ungehorsam und dem, dass wir seinen Willen nicht tun.

Denn der ist gerecht vor Gott, der seinen Ungehorsam und Sünde, auch das verdiente Urteil demütig bekennt und darüber herzlich Gnade bittet, und nicht daran zweifelt, sie werde ihm gegeben. Also lehrt der Apostel, (Röm. 1,17; Gal. 3,11.), dass ein gerechter Mensch nirgend von Anderem, denn von seinem Glauben und Vertrauen in Gott bestehen möge, und also nicht seine Werke, sondern die bloße Barmherzigkeit Gottes sein Trost und Zuversicht ist. (Martin Luther)

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