Römer 12,12
Andachten
St. Paulus vermahnet Röm. 12,12: Haltet an am Gebete. Als sollte er sagen: Es ist nicht genug, anheben, und einmal seufzen, und das Gebet hersagen, und danach davon gehen, sondern, gleichwie die Not ist, so soll das Gebet auch tun. Denn sie greifet dich nicht einmal an, und lasst danach von dir, sondern hanget immer an, und fället dir wieder an den Hals, und will nicht ablassen. Also tue du auch, dass du immer bittest, und dazu suchest und anklopfest, und lässt nicht ab. Gleichwie das Exempel, Luk. 18,3 ff., lehrt von der Witwe, die nicht wollte ihrem Richter vom Hals lassen, mit Geilen und Anhalten, und macht es so unverschämt, dass er übertäubet ward, und musste ihr ohne seinen Dank helfen. Wie viel mehr (schleußt Christus daselbst V. 7) wird uns Gott geben, wenn er sieht, dass man nicht ablässt mit Bitten, sondern immer und immer klopft, dass Er muss erhören; sonderlich weil Ers gehießen hat, und zeigt, dass Er Gefallen habe an solchem Anhalten. Darum, wie die Not immer anklopft, so klopfe du auch immer an, und lasse auch nicht ab, weil du sein Wort hast; so wird Er auch müssen sagen: Wohlan, so fahre hin, und habe, was du begehrest. Davon sagt auch St. Jacob in seiner Epistel, Kap. 5,16: Dass das Gebet des Gerechten viel vermag, wenn es ernstlich anhält, und zeucht dazu das Exempel Eliä, des Propheten aus der Schrift rc. So tuts auch Gott darum, dass er dich treibt, nicht allein schlecht zu bitten, sondern anzuklopfen, dass Er dich will versuchen, ob du könnest fest halten, und dich lehre, dass darum dein Gebet nicht unangenehm, noch unerhört ist, ob Er gleich verzeucht, und dich oft lässt suchen und anklopfen. (Martin Luther)
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.
Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir. Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist. Und wenn es ganz dunkel um dich ist und für diese Erde deine Hoffnung sich nicht erfüllt, - Eine Hoffnung bleibt dir, die Hoffnung auf die ewige Herrlichkeit, die ewige Freude. Das bleibt dir als die letzte Zuflucht, der letzte Trost. Der natürliche Mensch schwankt hin und her zwischen Jubel und Klage, Trotz und Verzagen. Fröhlich in Hoffnung, das ist Christensinn. - Und geduldig in Trübsal! Halte dem Herrn stille; nimm seine Züchtigung hin ohne Murren und Widerstreben; nimm sie hin als aus Gottes Hand; nimm sie hin als wohlverdient, als Mittel der Erlösung und Heilung der Seele von Welt und Sünde. Und wenn dir das zu schwer wird, der Apostel setzt Das daneben, was die Kraft dazu gibt: Haltet an am Gebet. Bete; ja, halte an am Gebet. Meine nicht, er müsse gleich hören und erhören. Er antwortet auch dir vielleicht zuerst abweisend: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Aber darum höre nicht auf zu beten; vielmehr bete noch inbrünstiger. Er wird dir Eins immer geben, die Kraft, dass du fröhlich bleibst in Hoffnung, und geduldig in Trübsal, und dass du also den Herrn verherrlichst. O Herr, verkläre uns in dein heiliges Bild. Erfülle uns mit deiner Gnade, lass deine Kraft in unsrer Schwachheit mächtig werden, verkläre uns in deine Herrlichkeit von einer Klarheit zur andern. Amen. (Adolf Clemen)