Matthäus 7,7
Andachten
Suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
Deshalb soll man glauben und hoffen, und im Gebet verharren und anklopfen, der Herr wird gewiss kommen und nicht verziehen. Denn es ist unmöglich, dass ein solches Gebet, damit man immer anhält und beharret darinnen, nicht sollte erhört werden. Dieweil wir aber nicht glauben, darum erfahren wir auch diese Beharrung nicht, empfinden dazu die große Hilfe und Güte Gottes auch nicht. Darum lässt uns unsere Herzen aufwecken zum Glauben und zum Gebet; und wir sollen wissen, dass Gott dazu Lust hat, wo man also beharret, und da Er die Beharrung geboten hat, da Er sagt: Suchet, so werdet ihr finden, usw. Und das Gebet wird immer reichlicher erhört in solchem Kampf und Seufzen des Glaubens. (Martin Luther)
O, so klinge hin denn, mit neuem Klang in unsrer Mitte, die Glocke des Gebets, dass es zu Gottes Ehren auch dem Widersacher offenbar werde unter uns, dass wir zur Fahne eines lebendigen Gottes geschworen haben, eines Herrn, der Gebete erhört! Betet mit Macht und betet im Staube! Betet für euch und betet für alle und betet in Hoffnung; denn in dem Fels der Unvergänglichkeit ist es geschrieben, das große, ewige Wort, das Himmel und Erde überdauern muss, das Wort: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen Er wird's euch geben!“ (Friedrich Wilhelm Krummacher)
“Bittet, so wird euch gegeben.“
Es gibt irgendwo eine Ortschaft, wo noch heutiges Tags jedem Durchreisenden, der es begehrt, ein Geschenk von Brot in der Herberge verabreicht wird. So hat auch der Herr Jesus eine solche Liebe zu den Sündern, dass Er für sie eine Herberge errichtet hat auf Golgatha, und jeder hungrige Sünder darf nur anklopfen, so werden alle seine Bedürfnisse gestillt. Ja, Er hat noch mehr getan; Er hat mit seiner Herberge auch ein Bad verbunden, und wo ein Sünder sich findet, der befleckt und besudelt ist, der darf nur hingehen, so wird er abgewaschen und rein gemacht von allen Sünden. Der Brunnen ist stets gefüllt und jederzeit kräftig zur Reinigung. Noch nie ist je ein Sünder hingekommen, der hätte erfahren müssen, dass dieser Brunnen nicht imstande sei, ihn von seiner Befleckung zu reinigen. Sünden, die rot waren wie Scharlach und Rosinrot, sind ganz und gar verschwunden, und der Sünder ist weißer geworden als der Schnee. Aber wie wenn‘s auch hieran noch nicht genug wäre, so ist mit der Golgatha-Herberge auch noch eine Kleiderkammer verbunden, und ein Sünder, der sich einfältig als Sünder bekennt und meldet, wird dort bekleidet vom Kopf bis zum Fuß; und möchte er gern ein Streiter Christi werden, so erhält er nicht nur ein Kleid zum gewöhnlichen Gebrauch, sondern überdies noch eine vollständige Waffenrüstung, die ihn deckt von der Fußsohle bis zum Scheitel. Braucht und verlangt er ein Schwert, so wird ihm eins gegeben, und ein Schild dazu. Nichts, was ihm dienlich sein kann, wird ihm verweigert. Er bekommt Zehrgeld, so lange er lebt, und es ist ein ewiges Erbe von kostbaren Schätzen für ihn bereit, die er empfängt, sobald er eingeht zu seines Herrn Freude.
Wenn alle diese Güter mit einfachem Anklopfen an der Gnadenpforte können erlangt werden, o dann, meine Seele, klopfe heute recht kräftig an, und bitte Großes von deinem großmütigen Herrn. Gehe nicht hinweg vom Gnadenthrone, bis dass du alle deine Anliegen vor dem Herrn dargelegt und durch den Glauben eine tröstliche Zusicherung empfangen hast, dass sie dir sollen gewährt werden. Keine törichte Schamhaftigkeit braucht dich zurückzuhalten, wenn der Herr Jesus dich einladet. Kein Unglaube darf dich hindern, wenn dein Heiland dir etwas verheißt. Keine Kaltherzigkeit darf dich säumig machen, wo du solche Segensreichtümer dir aneignen kannst. (Charles Haddon Spurgeon)
Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; Klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet um Brot, der ihm einen Stein biete? Oder so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete? So denn ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wie vielmehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten?
Der Vater hat uns lieb. Darum lässt er uns nicht umsonst bitten. Darum kann er an unserm Flehen nicht vorübergehen. Darum ist es möglich, dass unser schwaches Stammeln die Kraft hat, durch alle Himmel zu dringen bis in das Ohr Gottes, bis in das Herz Gottes. Warum also glauben wir, dass Gott auf unser Gebet hört? Weil wir an seine Liebe glauben. Das Gebet ist ein Geheimnis der Liebe. - Je reicher du an Liebe zu Gott bist, um so inniger ist dein Beten. Je ärmer dein Leben an Gebet, um so ärmer bist du an Liebe zu Gott. Wenn du Gott liebst von ganzem Herzen, dann wird dein Leben zu einem Gebetsleben werden. Dann wirst du jeden Tag Zeit zum Beten finden. Dann werden in allen Sorgen und Kämpfen der Welt und deines Herzens unwillkürlich stille Gebetsseufzer zu Gott aufsteigen, ungehört von den Menschen. Himmlischer Vater, der du der rechte Vater bist über Alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, gieße deinen Geist aus über uns, den Geist der Liebe und des Gebetes, dass wir getrost und mit Zuversicht dich täglich anrufen, als die lieben Kinder ihren lieben Vater. Gib, dass wir allezeit heilige Hände zu dir aufheben ohne Zorn und Zweifel. Gib uns Geduld, wenn die Hilfe verzieht, dass wir harren und warten auf deine Stunde in gewissem Vertrauen. Denn du hast Wohlgefallen an Denen, die dich fürchten und auf deine Güte hoffen. Amen. (Adolf Clemen)
Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
Das christliche Leben besteht aus drei Stücken: Suchen, Finden, Behalten. Welches dieser drei ist das schwerste? Gewiss das Erste. Bis eine Seele sucht, muss schon viel mit ihr vorgegangen sein. Ist sie wirklich aber ergriffen von der Gnade, so findet sie auch sicherlich; und wer recht im Klaren ist über das, was er gefunden hat, der behält auch sein Kleinod, und Niemand kann es ihm aus den Händen reißen. Hier ist nur von dem ersten dieser drei Stücke die Rede. Es ist das Geheimnis des Suchens, um das es sich handelt. Suchen heißt zuerst beten. Träumen, wünschen, grübeln ist noch kein Suchen. Man gibt sich oft einem Schwarm von Gefühlen hin, und wer so ins Blaue hinaus sich verliert, ohne sich ernstlich an Gott zu wenden, von dem ist noch nicht viel zu hoffen Das rechte Suchen ist schon eine Geistesveränderung. Wo endlich der Geist des Gebetes Eingang gefunden hat, da hat auch die Gnade schon ihr Werk angefangen. Zwischen dem Suchen und dem Finden nennt der Herr aber noch einen andern Zustand: den des Anklopfens. Es kann sein, dass man auch vor Gottes Tür eine Zeit lang stehen muss, klopfend und wartend, damit das Gebet ein anhaltendes werde. Hieran erkennt man die Stärke des Gnadenzuges, wenn man sich des Wartens nicht verdrießen lässt und dem Worte traut: Wer da bittet, sucht, anklopft, der empfängt, findet, und dem wird aufgetan. Wer recht vor Gottes Türe liegen kann, der kann auch am meisten, am öftesten, am sichersten empfangen. Halte an am Gebet, sagt die Schrift; das Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Man folge nur den ersten Zügen recht treu und aufrichtig; es sind die Züge des Vaters zum Sohne; Jesus selbst steht hinter der Türe, die man belagert; Er ist der Preis des Finders, und alle Gottesverheißungen liegen in dieser einen unaussprechlichen Gabe. (Friedrich Lobstein)