Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » at » Psalter » Psalm 103,8
Zuletzt angesehen: Psalm 103,8

Psalm 103,8

Psalm 103,8

Andachten

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.

Du Freundlicher! Hast du schon den frommen Vätern in der Stiftshütte, die von Händen gemacht, die zum Abbruch bereitet war, so süß und freundlich geschmeckt, wie wirst du denen schmecken, die dir im neuen Heiligtum, im Geiste und in der Wahrheit dienen, wo du deinen Tempel nicht mehr von Stein gebaut, sondern lebendig im Herzen aufgerichtet hast, indem du deine ewige Wohnung in uns erwählest, deine Herrlichkeit nicht mehr in einer Wolke, sondern ohne Hülle in jeder Seele offenbarest, die dir im Glauben und Liebe ganz ergeben ist! Deine Freundlichkeit ist es allein, die uns zu dir hinzieht und bei dir erhält, sonst hätten wir ja nicht Mut. Wie durfte die Sünde, die wir sind, es wagen, dir, der Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes zu nahen, wenn deine Freundlichkeit uns nicht so einnehmend, so reizend, so einladend wie ein Magnet, an sich zöge. Alles in uns verböte uns zu kommen, unser durchaus sündiges Wesen müsste uns abschrecken; aber deine Liebe und Freundlichkeit überwindet alles, macht uns vergessen, wer wir sind, und beschäftigt uns nur mit dir, erfüllt unsere Herzen und Sinnen so sehr, dass wir nicht wegbleiben können, dass wir in deinem Lobe und in deiner Liebe zu selig sind, als dass wir deinem Zuge widerstehen, und deine Liebe, die ohne uns nicht selig sein kann, beleidigten. (Johannes Evangelista Gossner)


Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, und vergilt uns nicht nach unserer Missetat.
Ach, wollte Gott überall die traurigen Folgen unserer Vergehungen eintreten lassen, das menschliche Geschlecht wäre längst untergegangen in selbstbereitetem Verderben. Seine Gnade lässt oft auf eine Menge unserer Verirrungen gar keinen fühlbaren Schaden folgen. Der Verlust unseres Vermögens, unserer Ehre, unserer Gesundheit, unseres Lebens, wohl manchmal durch unser Verhalten verdient und verschuldet, ist ohne unser Zutun durch eine höhere Fügung abgewendet worden. Die Strafen vieler Vergehungen treten erst spät und langsam ein. Gottes Mühle geht langsam, aber sie mahlt klein. Mancher Leichtsinnige begeht eine Torheit über die andere, mancher Verwegene setzt die gefährlichsten Wagstücke wiederholentlich fort, mancher Bösewicht verübt immer noch dasselbe Verbrechen, ehe er entdeckt und bestraft wird. Wie lange währt es, ehe sich die Zerrüttungen zeigen, die so oft mancher Unmäßige, so mancher Wüstling durch wildes Stürmen in seine Gesundheit vorbereitet hatte! Es zeigen sich die Vorboten der künftigen Zerrüttung, es ergehen Warnungen an den sichern Sünder. Gott lässt ihn manche Blicke tun in den Jammer, der seiner wartet: aber Jahre lang verzieht die Strafe, oft erst am Ende des Lebens bricht es mit voller Macht hervor. Gott ist ein langer Borger, aber ein gewisser Zahler. Ja, der Herr ist geduldig und von großer Barmherzigkeit; er vergibt Missetat und Übertretung: aber er lässet auch Niemand ungestraft, sondern suchet die Missetat der Väter heim an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied. 4. Mos. 14, 18.

Herzuführen und selig machen will der Herr aber auch alle die, welche zwar seinen Namen tragen, aber in heidnischem Unglauben und heidnischen Sünden dahin leben. Er lässt sich an ihnen nicht unbezeugt: sie hören seine Hirtenstimme in den Stunden des Glückes und der Freude, in den Tagen der Not und der Trübsal. Mit dem Stab Sanft und mit dem Stab Wehe klopft er an ihren Herzen an, um sie aus der Irre eines verfehlten Lebens, aus der Öde eines verlornen Daseins zu erretten und sie zu führen auf seinen grünen Auen und zu seinen frischen Wassern. Und wir werden es sehen, und unser Herz wird sich freuen, mit unaussprechlicher Freude: Eine Heerde, Ein Hirte! Alle wird er zu sich ziehen und sie werden unter sich selbst nicht mehr entzweiet sein. Der Friede, den er am Kreuze erworben, wird zum Friedensbande seiner ganzen Heerde werden.

Erkenne mich, mein Hüter,
Mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
Ist mir viel Guts getan. (Christian Wilhelm Spieker)


Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn halten. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, und vergilt uns nicht nach unserer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über die, so ihn fürchten; so ferne der Morgen ist vom Abend, lässt er unsere Übertretung von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten. Denn er kennt, was für ein Gemächt wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind. Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr. Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind, bei denen, die seinen Bund halten, und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun.

Auch du, meine Seele, bist ein Werk des Herrn. So lerne auch du dem Herrn gehorchen, und seinen Befehl ausrichten. Lobe und preise seine Güte durch ein allzeit dankbares Herz; lobe seine Gnade durch ein neues Leben, da du umkehrst von all deinen eigenen Wegen; lobe seinen Heiligen Namen durch einen Wandel in der Heiligung. Vergiss nicht, was er dir Gutes getan - von der ersten größten Wohltat an, da er dir alle deine Sünde vergeben, und dadurch den geängsteten Geist dir verwandelt hat in ein getröstetes Gewissen - und nun geh hin, und preise Gott mit deinem Leib und Geist, mit deinem Leiden und Arbeiten, deinem Gehorsam gegen sein Wort; lobe ihn auch an diesem Tage. Lobe den Herrn, meine Seele. (Adolf Clemen)


Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.

Die Klagetöne erschallten nun vier Tage lang in dem trostbedürftigen Heim. Freunde und Verwandte des Entschlafenen kamen, ihre Teilnahme zu bezeugen. Sie bedurften so sehr des Trostes da sie so viel verloren hatten. Jetzt kam die Stille nach dem Sturme, wo sie erst die ganze Schwere des Verlustes erfassen konnten; und die Zukunft so dunkel vor ihnen lag. Sie fühlen die Lücke täglich mehr. Der stärkere Geist der Martha bekämpft mehr den übergroßen Schmerz, während das gefühlvollere Gemüt der Maria, gebeugt in tiefem Leid, keine Worte finden kann, um ihren Kummer auszusprechen. Nur stille Tränen zeigen die Tiefe ihrer Traurigkeit. Während beide Schwestern zusammen saßen, hörte Martha die frohe Kunde: „Der Herr ist gekommen!“

Bevor sie Maria etwas mitteilt, will sie sich von der Wahrheit überzeugen, und geht dem Herrn entgegen, um ihm ihr Herz auszuschütten und von ihm getröstet zu werden. In einem Augenblick wirft sie sich zu seinen Füßen. Zweifel, Glaube und Bitte lassen sie ausrufen: „Herr, wärst Du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!“ Es kann nicht zweifelhaft sein, dass sie Glauben und festes Vertrauen auf die Liebe und Fürsorge des Herrn hatte, aber ein augenblickliches Gefühl des Unglaubens mischte sich darunter.

Barg sich nicht ein leiser Vorwurf in ihren Worten? „Warum, Herr, warst Du abwesend, das entspricht doch nicht Deiner Güte und Freundlichkeit, womit Du uns so oft erfreut hast woher nun Dein Ausbleiben in den Tagen der größten Angst? Der Tod hat uns einen geliebten Bruder entrissen dieser harte Schlag wäre uns erspart geblieben, unsere Herzen wären nicht gebrochen, wenn Du hier gewesen wärst.“

So mögen die Gedanken der trauernden Schwester gewesen sein, Gedanken eines kurzsichtigen Menschen! Hätte sie in das Herz des Herrn sehen können, wie ganz anders würde sie sich ihm genaht und gesprochen haben! Seinen Jüngern hatte er den Grund seiner Abwesenheit gesagt: „Ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dagewesen bin, auf dass ihr glaubt.“

Wie oft können wir Gottes Wege nicht verstehen und sprechen: „Wie ungerecht ist sein Handeln mit mir, ich kann es nicht begreifen, wo ist nun mein Gott?“ Warum währt diese Krankheit so lange? Warum schmerzt dieser Dorn im Fleisch so sehr? Warum sind diese Familienbande durch den Tod zerrissen? Bringe alle diese Fragen zum Schweigen. Jede Prüfung, wie immer geartet, muss im Lichte der Ewigkeit betrachtet werden; und selbst über der Grabespforte steht geschrieben: Zur Ehre Gottes, dass der Sohn Gottes dadurch geehrt werde.

Wenn wir trauern und von dunkeln Führungen sprechen, dann spricht Jesus: „Ich bin froh um euretwillen.“ Seine Abwesenheit, sein Ausbleiben, nachdem er die Botschaft empfing, anstatt sofort nach Bethanien zu eilen, war wohl und weislich geordnet. Obgleich der Herr Marthas Vorwurf stillschweigend hinnahm, sprach er doch später in einem ruhigen Augenblick: „Sagte ich dir nicht, so du glauben würdest, solltest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“

In der Tat ist es in allen Prüfungen eine tröstliche Wahrheit, dass Gott seine heilige und weise Absicht hierbei hat und alles zu einem herrlichen Ende führen will. In wenigen Wochen, das wusste der Herr, würden sie auch um ihn trauern. Er, der ihr Freund, Vater und Bruder gewesen, würde ebenso, wie jetzt Lazarus, im Grabe ruhen, der Herr des Lebens ein Opfer des Todes werden. Er wusste, wie dies ihren Glauben erschüttern würde, und wie nötig es war, dass er ihnen nun vor Augen führte, dass er ein Herr war über Tod und Grab.

Nun war die passende Gelegenheit, ihnen den Grund zu sagen „ich bin froh um euretwillen, auf dass ihr glaubt.“ Könnten wir es doch festhalten, dass Gottes Wege mit uns nur zur Stärkung unseres Glaubens dienen sollen! Wo er uns etwas nimmt, will er uns nur um so mehr dafür schenken. Er nimmt nur, um zu geben. Sind seine Wege dunkel, so wollen wir es gläubig fassen: es ist um unsertwillen, dass an uns der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde. Marthas Worte sollen uns lehren, nicht so schnell in unserem Urteil über Gottes Wege zu sein.

„Herr, wärst Du hier gewesen!“ Wie konnte sie daran zweifeln, dass das Auge der Allwissenheit allezeit liebend auf dem Kranken ruhte - er kennt jedes Klopfen in der fiebernden Stirne, er zählt jede Träne. „Herr, wärst Du hier gewesen!“ Wie konnte sie an seiner Allmacht zweifeln? Wäre es sein Wille gewesen, er hätte dem Tode Halt gebieten können.

Gläubiger Jünger, warum zweifeltest du? Doch du musst anfangen, zu lernen, dass alles zur Ehre des Herrn dienen soll, auf dass die überschwängliche Gnade Gottes in uns mächtig werde. Die Wolke zieht vorüber, der Glaube bricht durch, die Zweifel sind besiegt. Er, der ein geängstetes Herz versteht, hat Mitleiden mit unserer Schwachheit. Sein gnadenreiches Auge ruht auf Martha, und ihr Unglaube muss weichen.

Sie glaubt und vertraut ohne Zögern und spricht: „Aber ich weiß auch noch, was du bittest von Gott, wird Dir Gott geben.“

Jeder gläubige Christ sollte in der Stunde der Angst und Not den Glaubensanker in die stürmende See werfen in dem festen Vertrauen, dass der Herr uns retten kann und will. Der Freund in Bethanien ist auch unser Freund im Himmel; alle Macht ist ihm übergeben. Wie selig ist es, in der Stunde der Trübsal die feste Überzeugung zu haben, dass der ewige Hohepriester uns in der Herrlichkeit beim Vater vertritt! Wenn selbst die Art schon dem Baum an die Wurzel gelegt ist, ihn zu fällen, so wird auf seine Bitte ihm noch eine neue Gnadenfrist geschenkt, und der Todesengel muss vorüberziehen. Der Gottmensch Christus, unser Fürsprecher, hat die Macht und den Willen, uns zu helfen ihn erhört der Vater allezeit.

Wie sollten wir daher unser Krankenlager und Sterbebette heiligen im Gebet! Jeden neuen Kummer sollen wir vor Gott bringen, unsere Last, wie sie auch immer heißen mag, vor seinen Gnadenthron niederlegen. Er wird sie uns abnehmen, wenn es ohne Schaden für unsere Seele ist. Christus hört all unser Flehen, seine Hand ist nicht zu kurz, seine aufgehobenen Arme niemals zu schwach. Niemals sind wir ihm lästig, er ist stets bereit, unsere Bitte gnädig aufzunehmen. Wenn immer wir unsere Kniee beugen und ihn anrufen, so wird Gott sich zu uns neigen und uns in Christo gnädig ansehen. (John Ross MacDuff)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
at/19/psalm_103_8.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain