Lukas 17,20
Andachten
Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier oder da ist es. Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch.
Wie kommt Jesus in uns hinein? Nicht mit großen prunkenden Mitteln. Sein Reich wird nicht aufgebaut mit menschlichen Waffen. Wo man das je versucht hat, ist nie ein rechter Erfolg da gewesen. Auch mit Prunk und Prozessionen kommt das Reich Gottes nicht. Es kommt lediglich durch das Wort. Wo das Wort lauter und rein gepredigt wird, da kommt es gezogen. Und von unserer Seite gehört dazu, dass wir dem Worte durch Gottes Gnade glauben. Sobald wir das tun, zieht der Herr bei uns ein. Wir spüren sein Kommen zuerst daran, dass das Reich der Welt und ihres Fürsten in uns bebt, und die vergänglichen Götter auf ihrem Thron anfangen zu wanken. Wenn dir in deinen Sünden das Herz schwer wird, wenn dir deine Schuld immer klarer wird, dann zieht er heran. Wenn du erst im stillen Kämmerlein recht bitterlich über deine Sünde weinen kannst, dann ist er schon näher gekommen. Wenn du es nicht mehr lassen kannst, wenn du deine Sünde bekennen musst und dann rufst: „Herr Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich meiner“, dann tust du ihm die Tür auf. Wenn er dir dann zuruft: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst“, dann zieht er ein. Wenn du nun zum ersten Mal in deinem Leben so selig bist, wie du nie zu werden hoffen konntest; dann ist er drinnen. O dass er doch bei uns Allen drinnen wäre.
Herr, du bist das Leben, und willst da deinen Sitz haben, wo das Leben ist, im Herzen. Darum sagst du: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz“, und darum bitten wir: „Schaffe in uns, Gott, ein reines Herz“. Ach, gib uns doch die köstliche Segensgewissheit, dass du in uns bist, regiere von innen heraus unser ganzes Leben. Lass es uns empfinden auch in der Liebe die uns untereinander verbinde, dass du dir in Vielen eine Stätte bereitest. Und aus so in dir und durch dich verbundenen Herzen möge immer inniger ein Gebet aufsteigen zu deinem Vater: Dein Reich komme! Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden.
Wie der König unscheinbar und verachtet war in der Welt, so seine Jünger. Nicht durch äußern Glanz sollten sie sich geltend machen, das Reich Gottes sollte auch in ihnen in der Verborgenheit sein, unter dem gröbsten Rock, unter der unscheinbarsten Gestalt, unter der Bürde des Kreuzes, das sie ihm nachtrugen. Wer waren Jesu Jünger? Edle, Vornehme, Hofleute, Gelehrte? O die Weisheit dieser Welt und ihr Glanz ist Torheit vor Gott, Edel in seinen Augen. Nein, da waren Fischer, Handwerksleute, Zöllner, Sünder, Arme, Krüppel, Lahme, welche er gesund machte, dies waren seine Leute. Und was das Bedenklichste ist: fragt seine rechtschaffenen Jünger, ob sie etwas von Verdienst, von besondern Taten, Kraft, Talent, bei sich zu rühmen wissen, o sie bekennen Alle, dass sie nichts sind, Kranke, die sich in ihres Königs Kur befinden, die nichts zu rühmen wissen, als seine Gnade, seine Treue. Und so geht also das Reich Gottes in den Tiefen der Herzen fort durch Demütigungen, durch mancherlei Elend. Das aber eben ist ein Hauptärgernis für den Fleischlichen Sinn der Menschen, die immer lieber fliegen, als kriechen möchten, obwohl das letztere unserer Natur viel angemessener ist. O wären es edle, gewaltige, kluge Leute, wie man sie in der Welt haben muss, so würde man sich an den Reichsgenossen Christi nicht stoßen, aber so niedrig, oft so schwach, das ist dem hochmütigen Menschensinn zuwider. Und doch ist dies – recht betrachtet, eine Anzeige der Kraft des Reiches Christi. Dies bedenkt aber die Welt nicht. Wie? - denkt der Vornehme soll ich in ein Reich, in ein Bündnis und Brüderschaft mit dem gemeinen Pöbel treten? Wie? denkt der Gelehrte, soll ich mit meiner Wissenschaft ungebildete Leute als meine Brüder betrachten? Den Vornehmen sind sie zu gering, den Gelehrten zu ungelehrt, den Weltklugen zu einfältig, den Reichen zu arm, den guten Gesellschaftern zu melancholisch, kurz, wie der Apostel sagt, ein Ekel der Welt. Aber lasst uns hinausziehen, meine Brüder, und die Schmach des Heilandes tragen, so lange sie Schmach Christi ist. Ja, ich will lieber, viel lieber Türhüter sein in meines Gottes Hause, als lange wohnen in der Gottlosen Hütten. Und wie werden die Stolzen einst erschrecken, wenn Christus der geringsten unter seinen Brüdern sich nicht schämen wird! (Ludwig Hofacker)
Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier, oder, da ist es. Denn seht, das Reich Gottes ist inwendig in euch.
Was ist das Reich Gottes, oder das Himmelreich? Der Ausdruck kommt im Neuen Testament oft vor. Wir haben nicht von dem Begriff des Örtlichen auszugehen, sondern von dem Begriff des Lebendigen, denn es heißt: Gott ist nicht ein Gott der Toten (auch nicht eines bloßen Raums), sondern der Lebendigen. Ein Reich ist zugleich etwas Gesellschaftliches, eine Vielheit in der Einheit, wie man unter Haus auch oft die Familie versteht. Wir können sagen, das Reich Gottes ist die lebendige Gemeinschaft aller Derer, die im Himmel und auf Erden Christum für ihren Herrn und König anerkennen. Wer an Christum gläubig wird, tritt ein in das Himmelreich, ob er auch noch auf Erden ist; sein Bürgerrecht ist ihm jetzt schon ebenso zugesichert, wie denen, die droben in der Herrlichkeit sind, und die zu den Geistern der vollendeten Gerechten gehören. Die Reichsgenossen Christi haben demnach von unten hinauf und von oben herab Gemeinschaft mit einander, und bilden nur eine Familie, verteilt, wenn man will, in den oberen und untern Stock des großen Vaterhauses. Hier auf Erden ist das Reich Gottes eine Glaubensgemeinschaft, umringt mit noch mancherlei Nöten und Schwachheiten; jenseits ist es eine Gemeinschaft des Schauens, oder eine Verklärung in das Bild Christi, als des erstgeborenen vieler Brüder. Was die Erdenreiche voneinander scheidet, ist die Sprache, die Tracht, die äußerlichen Sitten, die Beschaffenheit des Bodens; aber das Reich Gottes, sagt der Herr, kommt nicht mit äußerlichen Gebärden, ist überhaupt nicht zu erkennen an etwas Äußerlichem; das Reich Gottes, heißt es, ist inwendig in uns. Aus den Wirkungen der Gnade an unsern Herzen können wir erkennen, ob wir ebenfalls zu den Reichsgenossen Christi gehören. Anderswo heißt es: Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, und Friede und Freude im Heiligen Geist. Oder es sind Kennzeichen. Der Geist Gottes gibt Zeugnis unserm Geist, ob wir Gottes Kinder sind. Alles hängt ab von unserm Verhältnis zu Christo. Wer Christi Geist nicht hat, ist nicht sein; wer aber ihm anhanget und eines Sinnes mit ihm geworden ist, der ist nicht mehr ein Gast, noch ein Fremdling, sondern ein Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenosse. Es prüfe sich Jeder: Wie steht es mit meinem Bürgerrecht? Bin ich von oben oder von unten her? Wo unser Herz ist, da ist auch unser Schatz und unsere Heimat. (Friedrich Lobstein)