Epheser 5,14
Andachten
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Die Erweckung ist eine Veränderung des Bewusst. seins. Ein Schlafender, so lang' er schläft, lebt in einer andern Welt und trägt ein anderes Bewusstsein in sich, als wenn er sich in wachendem Zustand befindet. Die Traumwelt aber und das falsche Bewusstsein weichen, wenn der Schlafende durch den Akt der Erweckung in die Welt der Wirklichkeit eingetreten ist und seine Stellung zu derselben verstanden hat. Dasselbe gilt auch von dem Gnadenwunder der geistigen Erweckung. Der gewöhnliche Mensch, der ohne Selbstkenntnis und ohne Gotteserkenntnis dahin wandelt, gleicht einem Schläfer, einem Nachtwandler, ja einem Toten; die geistige Welt ist ihm völlig zugeschlossen und er kann Jahre lang sich an Bildern weiden, die nur Phantome sind, und seinen eigenen Herzenszustand für einen ganz andern halten, als er wirklich ist. In diesem Welt- und Selbstbetrug würde er bleiben bis ans Ende, wenn nicht Gott eine Macht hätte, Jedem die Augen zu öffnen. Wer die Finsternis lieber hat, als das Licht, der bleibt in der Finsternis und fällt dann ins Gericht; wer aber die Lüge und den Irrtum, in dem er lebt, sich aufdecken lässt, bei dem kommt es dann zu einer Erweckung. Da wird auf eine wunderbare Weise sein Bewusstsein verändert. Er erkennt, wie er sein Leben verträumt hat, wie er der Eitelkeit nachgegangen war und tot war in Übertretung und 'Sünden. Sein Christentum hätte ihn immer in demselben Zustande gelassen, denn was ist ein Christentum, das nicht zuerst eine Erweckung des Gewissens ist? Erst nach diesem allgemeinen Aufwachen kommt Wahrheit ins Herz und Liebe zu derselben. Wahrheit aber ist für den Erweckten nicht eine Idee, sondern eine Person. Der heil. Geist sagt: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird Christus dich erleuchten. Die Erweckung ist ein Lebendigwerden Christi, des Wahrhastigen, in dem Herzensgrunde. Er ist dann die Fackel, die das Herz erleuchtet und den neuen Wanderer weiter leitet. Der erste Schritt im Christentum ist getan, der irdische Sinn ist ein geistlicher geworden, und auf die Traumwelt folgt, an Christi Hand, ein Leben der Unvergänglichkeit. (Friedrich Lobstein)