Römer 6,1
Andachten
Der Apostel hat Recht, wer unter der Gnade steht und nicht mehr unter dem Gesetz, der ist frei geworden von der Sünde. Auch ich bin es, Gott sei Dank; aber doch bin ich noch oft so wankend im erkannten Guten, bin nicht fest genug, Allem zu widerstehen, was mich von strenger Befolgung meines Gewissens abhalten will. Ich schäme mich meiner Schwäche und Unstandhaftigkeit. Wie selten kann ich auf mich selber rechnen! Wie selten bin ich mir selbst gleich! Wie bald bin ich von einem vernunftlosen Triebe hingerissen! – Herr, mein Gott, mir fehlt unerschütterlicher Mut; mir fehlt unüberwindliche Beharrlichkeit in guten Entschlüssen. Ich suche Stärke bei Dir! Alles kann ich durch Dich werden, was ich werden soll. Verzagen darf ich nie um meiner Schwachheit willen; denn Du bist in den schwachen mächtig. Wie viele Deiner ersten Jünger, mein Herr und Heiland, waren wankelmütig wie ich, und sind standhaft geworden in der Wahrheit durch die Kraft des Geistes! Auch ich kann es werden durch Deinen Geist.
Ich muss es werden, wenn ich Dir gefallen soll. Ich muss gut, zuverlässig gut werden, unverführbar zum Bösen, unabtreiblich von dem, was ich als Dein Gebot erkenne; und vor allem muss ich glauben, dass ich es durch Dich und mit Dir werden könne. So lass denn, o mein Herr und Gott, mein Gebet um die Kraft Deines Geistes nicht umsonst sein. So erwecke denn in mir den ernsten Willen, immer fester zu werden in heiliger Gesinnung, stärke mein Herz und flöße mir immer mehr Mut ein, Allem zu widerstehen, was mich niederschlagen könnte. Mein Wille sei immer redlicher und stärker! meine Demut immer reiner von allem Stolze, aller Eitelkeit! meine Geduld sei immer gleichförmiger! meine Liebe, fern von aller Laune, widerstehend aller Trägheit, sei immer unermüdeter, wohltätiger, immer geneigter zum Geben und Vergeben, immer wirksamer und unwandelbarer; meine Andacht sei nie kalt, sei stets feurig und innig! keine Schmeichelei, kein Lob, kein Tadel berede mich zum Laster, kein irdischer Vorteil oder Schaden mache mich meiner Pflicht und meinem Gewissen untreu! Bilde Du mich, o mein Herr, durch Deinen Geist zu einem Knechte der Gerechtigkeit, dass ich heilig werde; das Ende aber sei das ewige Leben. Amen. (Friedrich Arndt)
1. Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? 2. Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? 3. Wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Jesum Christ getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4. So sind wir je mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5. So wir aber samt Ihm gepflanzt werden zu gleichem Tod, so werden wir auch der Auferstehung gleich sein; 6. Dieweil wir wissen, dass unser alter Mensch samt Ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündige Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht dienen. 7. Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde. 8. Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit Ihm leben werden, 9. Und wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort über Ihn nicht herrschen. 10. Denn das Er gestorben ist, das ist Er der Sünde gestorben zu Einem Mal; das Er aber lebt, das lebt Er Gott. 11. Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid, und lebt Gott in Christo Jesu, unserem HErrn. 12. So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten. 13. Auch begebt nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern begebt euch selbst Gott, als die aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit. 14. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade. 15. Wie nun? Sollen wir sündigen, dieweil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! 16. Wisst ihr nicht, welchem ihr euch begebt zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid; es sei der Sünde zum Tod, oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit. 17. Gott sei aber gedankt, dass ihr Knechte der Sünde gewesen seid; aber nun gehorsam worden von Herzen dem Vorbild der Lehre, welchem ihr ergeben seid. 18. Denn nun ihr frei worden seid von der Sünde, seid ihr Knechte worden der Gerechtigkeit. 19. Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit willen eures Fleisches. Gleichwie ihr eure Glieder begeben habt zum Dienste der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zu der anderen; also begebt auch nun eure Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden. 20. Denn da ihr der Sünde Knechte wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. 21. Was hattet ihr nun zu der Zeit für Frucht? Welcher ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselbigen ist der Tod. 22. Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte worden, habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet, das Ende aber das ewige Leben. 23. Denn der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserem HErrn.
Ich glaube, wir müssten kein Wort über dieses Kapitel reden, wenn jedes mit seinem Heiland sich selbst besprechen würde, dass Er den Inhalt desselben ihm offenbare. Dann würde auch kein einziges mehr den Lieblingssünden dienen; es müsste sich jedes schämen, dieses Kapitel zu lesen, wenn es nicht hinzusehen könnte: „Durch Christum kann auch ich aus Gnaden selig werden.“
Vers 1-3. Es gibt Anfänger, die Jahre lang Knechte der Sünde waren und dann plötzlich dem HErrn dienen wollen. Wenn es ihnen nicht bald gelingt, klagen sie darüber, dass sie noch in Sünden zurückfallen. O möchten diese doch bedenken, dass sie Jahre lang dem HErrn fremd waren und sich wie ein Vieh am Strick leiten ließen und so bezauberte Herzen hatten, dass sie den HErrn in seiner unendlichen Sünderliebe nicht erkennen konnten.
Wohl hat Hofacker Recht, wenn er sagt: „Ich möchte lieber ein Ochse, eine Kuh oder ein Hund sein, als ein natürlicher Mensch in Sünden.“ Ja ich muss ihm von ganzem Herzen beistimmen. Jedes Vieh tut, was es soll und wozu es bestimmt ist; aber wir Menschen, von Gott mit freiem Willen und mit Verstand ausgerüstet, handeln unserer Bestimmung entgegen, wenn wir sündigen; denn wir sind nicht geboren, um in Sünde zu leben, sondern heilig zu sein, wie Gott heilig ist. Ein ABC-Schüler kann nicht, was sein Lehrer kann, er muss es erst lernen; und so kann auch ein Anfänger im Christentum nicht, was unser himmlischer Meister Jesus; aber er soll es lernen; er soll bei Ihm in die Geistesschule gehen, nachfolgen seinen Fußstapfen und Ihm von Tag zu Tag ähnlicher werden.
Nicht Wiedertäufer will ich aus euch machen, denn ich weiß wohl, dass nicht das Untertauchen unter das Wasser das Kennzeichen ist, ob wir wiedergeboren seien, sondern dass es allein der Geist Gottes ist, der uns umgestalten, der alles in uns neu machen kann. Es liegt nicht daran, dass wir mit Wasser abgewaschen sind, sondern dass unsere sündigen Herzen rein gewaschen werden im Blut des Lammes. Die alles tragende Liebe müssen wir haben, die nicht diese und jene Sekte ausschließt und anfeindet, sondern die alle umfassen kann mit gleicher, seelenrettender Liebe um Jesu willen, der uns zuerst geliebt hat. Sind wir aber solche neue Kreaturen, so müssen wir auch einen neuen Namen, eine neue Zunge bekommen haben, und der Geist Gottes muss in uns wohnen und uns regieren und leiten in alle Wahrheit. Es hilft uns nichts, wenn unser Name nur im Pfarrbuch eingeschrieben ist; wir müssen auch die bestimmte Versicherung haben, dass er im Buch des Lebens eingeschrieben sei.
Vers 4. Früher wurden die Täuflinge schnell unter das Wasser getaucht und dabei die Worte gesagt: „So seid ihr nun mit Christo begraben durch die Taufe in den Tod.“ Daher sollen auch wir uns recht prüfen mit heiligem Ernst, ob wir auch gepflanzt sind mit Christo zu gleichem Tod, ob wir den Sünden abgestorben sind und hinfort nur Christo leben. Dem HErrn müssen wir ähnlich werden, sein Bild an uns fragen, sein Leiden und Sterben am Herzen erfahren haben, und durch unseren Wandel müssen wir bezeugen, dass wir nicht mehr im Tod der Sünden liegen, sondern zum Leben hindurchgedrungen sind aus lauter Gnade und Barmherzigkeit. Wenn wir das nicht bezeugen können, sind wir nicht wiedergeboren, wir täuschen uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Ist man wahrhaftig wiedergeboren, dann können die ungleichsten Charaktere, Wolfs- und Lammsnaturen zusammenleben und einander in Liebe tragen und das nicht nur zwei Tage, sondern das ganze Jahr.
Vers 6. Ich höre oft sagen, der alte und neue Mensch könne in uns zusammen leben bis ans Ende der Welt, eine Trennung trete erst mit dem Tod ein, wo das sündige Leben aufhöre. Davon weiß ich aber nichts; es heißt vielmehr in Gottes Wort und in unserem Kapitel: „Auf dass der sündige Leib aufhöre, und wir hinfort nicht mehr der Sünde leben, sondern Christo, in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Wenn der alte Mensch also gestorben sein soll, darf er dann noch leben? Wer noch einen roten Kopf bekommt, wenn der alte Mensch angegriffen wird; wenn der Geizige nicht weiß, in welche Ecke er sich mit seinem Sorgengeist verkriechen soll; oder wenn der Unreine noch mit allerlei Lüsten und Begierden zu tun hat, - sind das neue Kreaturen? Nein, nicht tändeln und scherzen dürfen wir mit den Sünden, sondern es soll bei uns heißen: Rein ab und Christo nach; denn ich kenne keine Himmelstür, in die wir den alten und neuen Menschen hineinzwingen könnten; davon finde ich nichts in der Bibel. Wir müssen im Gegenteil los sein von allem eigenen Wesen und angetan werden mit Christo. Ich kann allen in Tat und Wahrheit bezeugen, dass, als mir die Bibel geöffnet wurde durch den Geist Gottes, ich jedes Wort auf mich selbst anwandte und keinen Augenblick daran zweifelte, nein, ich glaubte es fest und sicher; und wenn man mir vom Zusammenleben des alten und neuen Menschen reden wollte, so sagte ich entschieden: „Das ist nicht wahr; denn das Wort Gottes lügt nicht, und darin steht gerade das Gegenteil.“ Wenn Mädchen in die Lehre kommen und fehlerhafte Arbeit machen, müssten sie dumme Kinder sein, wenn sie beim Tadel ihrer Lehrerin gleich den Mut verlieren würden und sagen wollten: „Ach, das lerne ich nicht, das ist mir zu schwer, ich will wieder fort.“ Wir müssen auch nicht die Fehler bemänteln wollen, sondern gerne Tadel hinnehmen, weil es zu unserer Erziehung dient. Die Fehler müsst ihr eingestehen, sonst wirds nicht besser. Legt allen Hochmut ab: bekennt gerne eure Fehler und Sünden. Wollt keinen schöneren Mantel umhängen, als ihr wirklich habt, das ist das rechte Mittel, um euch zu kurieren. Wenn ihr euch entschuldigt, wie Eva, und die Schuld auf andere wälzt, anstatt sie bei euch zu suchen, kann euch da geholfen werden? O, wie traurig ist es, wenn man besser scheinen will, als man wirklich ist.
Vers 11-14. Die Sünde darf nicht herrschen in uns; sie muss überwunden und abgelegt werden, nicht mit einem Mal, das wäre unmöglich; aber nach und nach, und zwar durch die Kraft und das Blut Jesu Christi, das da reinigt von allen Sünden. Der Zornige muss den Zorn überwinden, der Geizige den Geiz, der Hochmütige den Hochmut, der Unreine die Unreinigkeit usw., denn ohne Überwindung gibt es keine Wiedergeburt. Der Sünde gehorchen ist bitter; aber die Sünde überwinden ist süß. So es geschrieben steht, wir sollen unsere Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit hingeben, so müssen wir uns zuerst fragen: „Haben wir noch Augen, Ohren, Zungen, mit denen wir, statt Gott zu dienen, dem Teufel und der Sünde Knechte sind?“ So wir noch ein einziges Glied der Sünde weihen, können dann die anderen Glieder uns nützen? Nein, alle unsere Glieder sollen nur zu seiner Ehre leben. Wir müssen eine neue Zunge haben; so wir aber noch afterreden, lügen, unrein schwatzen, lieblos reden, richten und über andere klagen, benutzen wir sie da als Waffe der Gerechtigkeit? Nur für den HErrn und seine Ehre ist uns die Zunge gegeben. Wenn wir nur eine Woche lang recht beten und fasten würden, nämlich wahrhaft einkehren in Gott, würde da nicht eine ganz andere Luft um uns wehen?
„Gott sei mir armen Sünder gnädig,“ das ist die rechte und erlaubte Klage. Dabei sollt ihr aber nicht sauer sehen, sondern eure Häupter freudig aufheben zum HErrn, und wissen, dass eure Erlösung sich naht; denn den Aufrichtigen lässt es der HErr gelingen, und den Demütigen gibt Er Gnade. Klagt ihr aber über eure noch in Sünde schmachtenden Brüder, wie Jesus es tat über Jerusalem, so sind es gerechte Klagen, und der HErr erhört euer Flehen.
Vers 16-22. Wenn wir über den Inhalt dieser Verse noch nicht im Klaren sind, so wissen wir auch nicht, wessen Knechte und Mägde wir sind, und es ist doch traurig, so mit ruhigem Gewissen dem Teufel Frondienste zu tun. Der Teufel lohnt euch sehr schlecht; warum dient ihr ihm aber gutwillig? Wer Christo nachfolgt, dem ist Er Schild und sehr großer Lohn. Fürchtet euch nicht; alle eure Sünden können abgewaschen werden aus Gnaden durch sein Blut. „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die wahre Liebe treibt die Furcht aus.“ Es ist sonderbar, dass man meint, man könne Sünden-Magd oder Sünden-Knecht und doch zugleich Diener Jesu Christi sein. Davon finde ich nichts in der Bibel. Es heißt vielmehr: „Es kann niemand zwei Herren dienen,“ und außerdem noch: Vers 23. „Der Tod ist der Sünde Sold, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben.“ So euch nun ewiges Leben verheißen ist, warum fürchtet ihr euch noch? Ein jedes ist auserwählt und köstlich vor Gott; jedes kann frei und los von Sünden werden, dem es ein Ernst ist, und der es treu mit seinem HErrn meint und Ihm folgt auf dem vorangegangenen Weg. Diesen Weg zeigt er uns so deutlich in seinem Wort, dass kein einziges irren kann. Von Jesu können wir lernen, in allen Lagen glücklich und selig zu sein, und aus Wolfsnaturen Lämmer zu werden, aus Hochmütigen Demütige, aus frechen Sündern begnadigte Gotteskinder.
Der HErr wolle uns alle doch so recht lehren, was es heißt, der Sünde und dem Fleische gestorben sein, um hinfort von ganzem Herzen Christo zu leben! (Dorothea Trudel)