Johannes 5,1
Andachten
Herr Jesu, Du selbst bist, zur Zeit Deines irdischen Leidens und Sterbens, voller Schmerzen, Angst und Mattigkeit gewesen, und weißt also, wie einem armen, kranken, kraftlosen Menschen zu Mute sei, dass Du Dich seiner desto leichter erbarmen kannst. Du bist in den Tagen Deines Fleisches recht liebreich mit den Kranken umgegangen, hast ihnen tröstlich zugesprochen, und sie so mit erwünschter Hülfe und Gesundheit erfreuet. Dem Elenden, der bei dem Teich Bethesda 38 Jahre krank und hilflos gelegen, redetest Du freundlich zu, und fragtest: willst du gesund werden? und als er Dir, Herr Jesu, seine Not klagte, machtest Du ihn mit einem Wort gesund. Liebster Heiland und Erlöser, hieraus lerne ich, dass Du ein allgemeiner Aufseher und Arzt der Kranken seiest. du weißt, wo Jeder von ihnen in seinem Elend seufzt; Du weißt, wie groß die Not ist, wie lange sie gewährt, was für Pflege und Wartung jeder hat, oder wem es daran fehlt; Du hilfst auch wohl unvermutet; Du trittst zu, wenn alle Menschen abgetreten sind; Du schaffest Rat, wenn Niemand mehr Rat weiß. Ach, lass mich das wohl in meinem Herzen erwägen und zu der Überzeugung führen: Du werdest auch auf mich Acht haben, all’ mein Seufzen, Sehnen und Weinen zählen, und wenn mich gleich alle Menschen verließen, so werdest Du doch mich nimmermehr verlassen. Nach langer Geduld, nach 38 Jahren, kam endlich doch Deine Hülfe an jenen elenden, verlassenen Menschen, und zwar damals, als er sie nicht hoffte. So wirst Du denn auch, mein Heiland, wenn die rechte Stunde gekommen ist, mit Deiner Hülfe an mich kommen, vielleicht durch Wege und Mittel, worauf ich und Niemand hat denken können. – O Du forderst von mir Schwachen kein weitläufiges Gebet, keine umständliche Erzählung meiner Not; es ist schon genug, Dich zum Erbarmen zu bewegen, wenn ich Dich kläglich ansehe und im Stillen zu Dir seufze. Lass mich dieses denn in’s Werk richten; lass mich, wenn ich wegen meiner Schwachheit nicht mehr reden kann, nach Dir seufzen, oder wenn ich auch nicht mehr seufzen kann, nur an Dich denken: so wirst auch Du, mein Jesu, in Gnaden an mich denken, mein Elend gnädig ansehen, mir meine Sünde vergeben, und endlich mich als Dein Kind zum ewigen Leben auf- und annehmen. Amen. (Friedrich Arndt)