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Jesaja 2,2

Jesaja 2,2

Andachten

Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, gewiss sein, höher, denn alle Berge, und über alle Hügel erhaben werden; und werden alle Heiden dazu laufen, und viele Völker hingeben und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege, und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und des Herrn Wort von Jerusalem.
Wer einen guten Globus oder eine Weltkarte zur Hand nimmt, der wird entdecken, dass die drei Orte: der Sinai, Jerusalem und Mekka in einem kleinen Dreieck zusammen liegen. Diese drei Orte aber sind die Wiegen der drei Weltreligionen, ja man kann sagen der einzigen Religionen, die den Namen verdienen; denn diese allein bekennen die Einheit Gottes. So wenig aber eine wahre Ehe existieren kann, wo ein Mann mehrere Weiber hat, so wenig kann es eine wahre Religiosität, (das heißt eine vollkommene, unbeschränkte Hingebung des Herzens,) da geben, wo ein Mensch mehrere Götter glaubt. Man hat nun mit Recht oft darauf hingewiesen, wie merkwürdig es sei, dass diese drei Orte: der Sinai, wo Israel seinen Gott erkannte, Jerusalem, wo das Christentum seinen Ursprung hatte, Mekka, wo Muhamed seine Religion gründete, - dass diese Orte so nahe zusammen liegen. Allein bei schärferer Beurteilung erkennen wir leicht, dass der Muhamedanismus gar keine selbstständige, sondern eine aus allen möglichen anderen Religionen zusammengemischte Religion ist. Sie ist recht eigentlich gemacht und auch nur durch Schwertes Gewalt in die Welt eingeführt worden. So bleibt denn das Volk Israel als das einzige Volk der Religion auf Erden. Denn die alttestamentliche Religion sowohl wie das Christentum sind beides aus Israel herausgeboren, und die von Jesu gestiftete Religion widerspricht nicht nur der alttestamentlichen nicht, sondern sie ist einfach und allein die Erfüllung und Vollendung des Alten.

Ist das nicht bewundernswert, dass dieses so verachtete orientalische Hirtenvolk der ganzen zivilisierten Welt seine Religion gegeben hat? Ja, wie unser Text sagt, - „des Herrn Wort geht aus von Jerusalem,“ und das Heil ist gekommen und kommt fort und fort von den Juden. Ob uns das passt oder nicht - es ist so. Unser Heiland ist selbst ein Jude gewesen und so oft wir die Bibel aufschlagen, gleichviel ob hinten oder vorne, um uns zu erbauen, lesen wir die Worte israelitischer Männer. Jerusalem, die zerstörte, zertretene Stadt, ist auch heute noch und dennoch die Predigerin der großen stolzen Weltstädte, und solche Missionare, wie der Jude Paulus und seine Mitapostel waren, sind aus Japhets Stamm noch nicht erschienen. Sie werden auch daher nicht kommen. Denn, wie uns das prophetische Wort, wie uns auch unser Text zeigt, wird der große Tag des Lichtes und der beseligenden Gotteserkenntnis für die Nationen der Welt aus Israel aufleuchten.

Es ist bequem, aber es ist die reine Willkür, alle solche Stellen nur bildlich zu fassen und auf die christliche Gemeinde zu deuten. Jeder Bibelleser kann wissen, dass das ganze, heute noch verstockte und verfinsterte Israel sich bekehren und mit Tränen der Buße Den ansehen wird, in welchen es gestochen hat. Und Jeder, der die Geschichte dieses Volkes kennt, wird sagen: Dass dieses Volk, seit Jahrtausenden unter allen Nationen der Erde herumgestreut und von allen Nationen gehabt und zertreten, dass dieses Volk überhaupt noch da ist, ja dass es das reichste und mächtigste Volk der Welt ist und auch in geistiger Beziehung einen so unermesslichen Einfluss hat, dieses allein muss Einen schon auf den Gedanken bringen, dass diesem Volk noch eine große Zukunft bevorsteht. Ja, die verstummte Harfe Israels wird noch einmal in neuen heiligen und entzückenden Tönen erklingen und dann wird das wahre Epiphaniasfest der Völkerwelt anbrechen, welches Jesaja in unserem Kapitel beschreibt.

Der heutige Tag heißt ja Epiphanias, das bedeutet „Erscheinung'. Seiner Zeit war er ein großer Festtag in der christlichen Kirche. Die Bedeutung dieses Tages wurde im Morgenland und im Abendland verschieden aufgefasst. Das Hauptgewicht fiel aber doch darauf, dass an diesem Tage „die Weisen aus Morgenland,“ gleichsam als die Abgesandten der Völkerwelt dem Herrn Christo ihre Huldigung barbringen. Das alle Völker der Herrlichkeit des Evangeliums und des Christusreiches teilhaftig werden sollen, das predigte unser Tag. Er erinnerte und erinnert also die Gemeinde Jesu an die Pflicht der Mission, die allen Jüngern Jesu, auch Denen aus Japhets Stamm, aufgelegt ist, wenn sie auch keine Paulus und Johannes werden können.

„Eine Herde und ein Hirt,“ ach, wie scheint das noch so weit! Wie ist der Lauf und Gang des Christusreiches auf Erden so gar anders gewesen, wie auch die Apostel dachten! Wollte man über die einzelnen großen Kapitel der Kirchengeschichte Überschriften machen und dabei auf das sehen, was zumeist in die Augen springt, man könnte versucht sein so zu schreiben: „Der König Jesus lässt sein Volk schlachten'. „Die Welt dringt ein ins Heiligtum; der Geist entflieht aus der Gemeinde.“ - „Christliche und heidnische Religion mischen sich.“ Die Hirten der Herde werden ihre Tyrannen und Mörder.“ „Die Zeugen der Wahrheit schreien um Rettung, aber der König schläft;“ usw. usw. Ach, noch sieht's finster aus und Manchem will's gar bedünken, als ob die Stumpfheit und Feindschaft der Welt gegen das Christentum und die Verwirrung und Uneinigkeit der Christen untereinander nur ärger werden wollten. Aber was vor Augen ist, geht uns nichts an, wenn wir Epiphanias feiern. Wir haben nur unseren König mit lauteren Glaubensaugen anzuschauen und uns treulich und redlich in seinen Dienst zu stellen. Er wird schon den rechten Epiphaniastag so heraufbringen, dass wir wie die Träumenden sein werden, wenn wir nur jetzt recht wachen, wirken und kämpfen in seinem Geist. Es kommt dann schon der Tag, da der Berg Jehovas über alle anderen Berge erhaben sein wird und da die Völker werden in seinem Licht wandeln und die Nationen in dem Glanz, der aufging und noch einmal aufgehen wird über Israel. (Jesaja 60,1 ff.) Und bis dahin singen wir mit dem Helden-König Gustav Adolph:

So wahr Gott Gott ist und sein Wort,
Muss Welt, Teufel und Höllenpfort,
Und was dem tut anhangen,
Endlich werden zu Schand und Spott.
Gott ist mit uns und wir mit Gott:
Den Sieg woll'n wir erlangen. (Otto Funcke)

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