Da sprach Samuel zum ganzen Israel: Siehe, hier bin ich, antwortet wider mich vor dem Herrn und seinem Gesalbten, ob ich jemand habe Gewalt oder Unrecht getan? - Sie sprachen: Du hast uns keine Gewalt noch Unrecht getan. Und Samuel sprach zum Volk: So tretet nun her, dass ich mit euch rechte vor dem Herrn, über aller Wohltat des Herrn, die er an euch und euren Vätern getan hat.
Dieses Kapitel trägt die Überschrift: Wie ansehnlich Samuel sein Richter-Amt übergeben; und wahrlich, es ist ein großartiger und erhabener Abschied, den hier Samuel nach wohl vollbrachter Amtsführung mit dem Volke macht, dabei ihnen wohl das Herz im Leibe hätte zerschmelzen mögen. Rechten will er mit ihnen vor dem Herrn, über alle Wohltaten des Herrn, die Er an ihnen und ihren Vätern getan hat. O, es ist ein langes Register göttlicher Wohltaten, von Jakob und Mosen an, bis auf die Zeit der Richter und den ersten König Saul; es ist aber auch ein langes Sünden-Register des Volkes, das immer wieder abtrünnig geworden und zuletzt einen irdischen König begehrt hat, da doch der Herr sein König war. Also beweist sich Samuel als ein treuer Knecht Gottes, denn er gedenkt der Wohltaten Gottes und überführt das Volk von seiner Sünde. Was sind aber die alttestamentlichen Wohltaten neben den neutestamentlichen? und wo sind die Knechte Gottes, die das Gedächtnis dieser Wohltaten im gründlich bekehrten Herzen tragen? Wenn es vom Kreuze her heißt: „Das tat ich für Dich, was tust Du für mich? wer ist, der die Augen aufheben dürfte? Und wenn wir unser Amt niederlegen sollen, wie Samuel, ob's auch ein noch so kleines und geringes wäre, wer kann so hintreten vor Gott und vor die Seinen und sprechen: Antwortet wider mich vor dem Herrn und Seinem Gesalbten!? Wir täten klüglich, dass wir bei Zeiten diesen Abschied bedächten, damit unser Sünden-Register doch ja nicht länger würde und die Handschrift zerrissen, die wider uns zeugt, und mit dem Blute Christi drunter geschrieben das Wort von der Versöhnung. (Nikolaus Fries)