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Römer 13,8

Römer 13,8

Andachten

Seid Niemand nichts schuldig, denn dass ihr euch unter einander liebt.
Wenn doch die Liebe unser Aller Herzen durchdrungen hätte, wenn sie doch in unserm Hause immer wohnte, wie glücklich würden wir sein, wie glücklich uns unter einander machen! Was der Natur schwer wird, wird der Liebe leicht. Die Liebe erhöht wunderbar des Menschen Kraft. Auch das Pflichtgefühl vollbringt Großes und Schweres, doch es ist immer ein saurer Kampf. Aber die Liebe vollbringt das Schwerste, und es ist ihr wohl dabei. Die Stimme des Gewissens, die Furcht vor Gottes Gericht, die mag auch helfen zum Siege über die sündige Lust. Aber sichrer und unfehlbarer, leichter und seliger die Macht der reinen Liebe, wenn sie deine kämpfende Seele erfüllt. Solche Liebe aber schöpfen wir nur aus himmlischer Quelle: aus der Liebe Gottes, die in Jesu Christo ausgegossen ist in unsere Herzen. Lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung. Die Liebe Christi dringt uns also. Unsre Armut an Liebe muss uns zu Christo treiben. Seine Liebe muss in uns eine Gestalt gewinnen. Sein Herz muss in uns schlagen. Er in uns, und wir in ihm, dann haben wir die Liebe, die die Wurzel aller Gerechtigkeit ist, und auch Grund und Wurzel aller Seligkeit, hier und dort. O ewige Liebe, entzünde in uns dein heiliges Feuer, dass wir uns unter einander lieben und so deine Gebote erfüllen. Ewige Liebe, sei uns Wacht und Hut, Kraft und Trost auch in dieser Woche. Amen. (Adolf Clemen)


Seid niemand nichts schuldig, als dass ihr euch untereinander liebet. Denn wer den anderen liebt, der hat das Gesetz erfüllt.
Jede Rechtspflicht lässt sich erfüllen. Denn es gibt keinen Menschen, der so über mich Herr wäre, dass ihm mein ganzes Leben und meine ganze Kraft gehörte. Der Anspruch, den ein Mensch an mich hat, ist immer begrenzt. Ich kann ihn daher befriedigen und ihm bezahlen, was er von mir zu fordern berechtigt ist. Aber über dem Recht steht die Liebe und sie hat kein Maß. Ihr Anspruch endet nicht, verpflichtet immer neu und füllt mir jeden Tag wieder frisch mit ihrem Werk. Man liebt nie genug. Weil die Liebe nicht aufhören kann, ist sie größer als das Recht; sie ist aber nicht gegen das Recht, sondern erfüllt das Gesetz. Das ist das allererste, was sie tut. Sie schafft vor allem Gerechtigkeit und gibt dem anderen das, was ihm gehört. An dieser Stelle scheiden sich die unechte und die echte Liebe. Wenn ich dem anderen im Namen der Liebe zumute, dass er auf sein Recht verzichte, so habe ich mit hässlicher Unwahrhaftigkeit meinen Eigennutz mit dem Namen „Liebe“ verschönt. Was tut denn die Liebe? Nimmt sie oder gibt sie? Sie gibt. Sie gibt dem anderen seine Ehre und erniedrigt ihn nicht. Sie hilft ihm, zu erwerben, und saugt ihn nicht aus. Wie sie ihm seinen natürlichen Besitz sichert, so schützt sie auch sein geistiges Eigentum. Sie raubt dem anderen nicht den eigenen Willen und verbietet ihm die eigene Überzeugung nicht. Sie hält ihre Hände rein von aller Gleichmachung; denn sie ist das Kind der Freiheit und kann deshalb nicht knechten, sondern befreit. Sie sinkt nicht unter das Gesetz hinab, sondern bewegt sich nach oben und fährt über das Gesetz hinauf und ist mit dem, was das Gesetz verlangt, noch nicht zufrieden, weil sie nach der ganzen Gemeinschaft begehrt. Das ist ihre Art, die ihr nicht fehlen kann, weil sie mein eigener Wille ist, nicht von außen in mich hineingetragen, nicht von einer fremden Macht mir auferlegt, sondern meines eigenen Ichs innerste Bewegung, eins mit meinem Leben und darum in mir vorhanden, solange ich lebendig bin.
Weil du, Vater, uns die Liebe gibst, gönnst du uns einen Blick in deine Herrlichkeit. Die Liebe hört in uns nicht auf; denn sie endet nicht in dir. Sie hat in dir die Fülle, aus der Gnade um Gnade zu uns kommt, den nie erschöpften Reichtum, der Ewigkeiten mit immer neuem Leben füllt. Amen. (Adolf Schlatter)


Seid niemand nichts schuldig, denn dass ihr euch unter einander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.
Röm. 13, 8. Jede andere Schuld kann man abtragen, mit jedem andern Tagewerk kann man fertig werden, mit der Liebe nicht, denn die Liebe hört nimmer auf. Der Knecht, der nur um Lohn dient, kann am Abend getrost seinen Feierabend machen, und die Dienstmagd sorgenlos aufs Lager sich legen, aber der Vater, der die Seinen liebt, der hat vielleicht für sie zu sorgen und zu wachen noch mitten in der stillen Nacht; die Mutter, die ihr Kindlein liebt, träumt noch von ihm und wird aus dem tiefsten Schlummer durch sein leises Weinen geweckt. Die Liebe wird nie fertig. Alle deine andern Schulden hast du vielleicht bezahlt, mit deinem äußerlichen Tagewerk bist du vielleicht nicht im Recht, so dass, wenn's heute heißt: tue Rechnung von deinem Haushalt! deine Rechnung in Ordnung ist aber wenn du nach deiner Liebe fragst: habe ich genug geliebt und nichts versäumt im Dienste der Liebe, an den Meinen und an Fremden, an Frau und Kind, da wirst du tausend Rückstände finden, da kommt ein großer Rest zum Vorschein, den du nimmer decken kannst, den nur die ewige Liebe decken kann mit ihrem Erbarmen. Einer war's auf Erden, der in seiner letzten Stunde auf das Tagewerk seiner Liebe zurückblicken konnte mit den triumphierenden Worten: es ist vollbracht, meine Liebe hat genug getan für alle Ewigkeit. Aber wir, wenn wir uns mit ihm vergleichen, dem Helden der Liebe, so sind wir allesamt Bettler, Schuldner auf ewig. Seid niemand nichts schuldig, denn dass ihr euch untereinander liebt. Ja, das betrachtet als eine Schuld, die mit jedem Morgen wieder neu vor euch stehet, an der ihr zu zahlen habt, solange das Herz noch klopft und der Puls noch schlägt. Und wenn du alt und steif wärest, dass du nichts mehr arbeiten könntest, keine Hand und keinen Fuß mehr rühren könntest im Dienste der Liebe, so kannst du noch reden, raten, mahnen, trösten im Dienste der Liebe, und wenn du nicht mehr reden kannst, so kannst du noch beten im Dienste der Liebe, beten für die Deinen zur ewigen Liebe, wie der Heiland am Kreuz. Und wenn du an den Deinigen alles getan hättest, was deine Liebe ihnen schuldig war, so blieben dir noch deine Mitmenschen alle, die Armen, die Elenden und die Kranken, Christen und Heiden, sie alle haben Anspruch auf deine Liebe, du bist ihr Schuldner; und wenn du heute von tausend Augen die Tränen hättest getrocknet: siehe, so ständen morgen noch tausend da und übermorgen aber tausend, die auch wieder Liebe brauchen, Erbarmen fordern, um Hilfe bitten du wirst nicht fertig im Dienste der Liebe. Ja, die Liebe ist ein unruhig, geschäftig Ding, wie das Feuer immer in sich wallt, flackert, glühet und zehret und nimmer ruht, so auch die Liebe, das himmlische Feuer; die Liebe nimmt's schwer, sie wird nie fertig mit ihrer Arbeit, sie tut sich nie genug, sie wird niemals müde, sie hört nimmer auf. Wo der Priester und der Levit ruhig vorübergeht, da treibt sie's, ihren Samariterdienst zu tun; wo die Selbstsucht warnt: schone dein selbst, das widerfahre dir nicht, da spricht sie: weiche von mir, du meinest nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist; wo die Selbstgerechtigkeit sagt: ich habe alle Gebote gehalten von Jugend auf: da spricht die Liebe: so fang nun von vorn an und verkaufe deine Habe und gib sie den Armen. Die Selbstsucht hat ein leichtes Tagewerk, die Liebe ein schweres; die Selbstsucht ist gleich fertig, die Liebe wird nie fertig, zumal in dieser Zeit, wo so viel Not ist, wächst ihr die Arbeit unter den Händen. Da bekommt sie ganz neue Aufgaben, an die sie zuvor nie gedacht, da soll sie Opfer bringen, die niemand bringen kann, als eben nur die Liebe. Wollet ihr das Gesetz Gottes erfüllen, wollet ihr euren Mann stellen in dieser Zeit und eurem Christentum keine Schande machen in der Stunde der Prüfung, o so vergesst's nicht: Liebe und nur Liebe ist des Gesetzes Erfüllung. Bittet die ewige Liebe, dass sie ihr himmlisches Feuer von oben ausgieße auch in unsere kalten, toten Herzen. (Karl von Gerok)

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nt/45/roemer_13_8.txt · Zuletzt geändert: von aj
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