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Jesaja 54,7

Jesaja 54,7

Andachten

Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.
Jes. 54,7

Wir stehen in der Leidenszeit, und der Herzog unserer Seligkeit, von dem geschrieben steht, dass es dem Vater wohlgefallen habe, ihn durch Leiden vollkommen zu machen, steht in seiner Leidensgestalt vor unsern Augen. Unter den Leiden aber, die unser hochgelobter Leidensherzog durchlitten hat, ist wohl, soweit Menschenaugen sehen können, das Schwerste gewesen, dass Stunden gekommen sind auf Golgatha und vielleicht schon in Gethsemane, da er seines Vaters Nähe nicht spüren konnte, dass sich Psalm 22 an ihm erfülle: „Mein Gott, des Tages rufe ich, und du antwortest mir nicht“ - bis es zu dem Schrei kam: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Das ist ein Geheimnis, welches unser Herz nicht zu fassen vermag, und was in dieser Leidenszeit uns bewegen soll, ist dies: „Jesus für uns;“ - aber dann darf es doch auch nicht fehlen: und „wir mit ihm“ leidend.

Und da gilt es, dass wir uns in keinem Stück der Leidensstraße entziehen, die er uns führt. „Wo ich bin,“ so spricht er, „da soll mein Diener auch sein.“ „Es ist das Wohlgefallen gewesen, dass er in allen Dingen den Vorgang habe.“ Aber es ist auch das Wohlgefallen, dass wir nun genau in seine Fußstapfen treten und nicht zurückbeben, auch wo wir ihm nach durch Leidenstiefen müssen.

Und da will ich nun noch sagen, dass wir auch in unsern Leidensstunden dies als etwas besonders Schweres rechnen, wenn wir seine Nähe nicht festhalten können, wenn alles Gefühl weggenommen ist und man soll im dunkeln Glauben wandeln. Wenn die arme müde Leibeshütte noch so sehr gedrückt wird, das ist nur ein kleines Leid gegen dieses Verlassensein von unserm Heiland. Aber gelobt sei er, dass dies nicht nur von ihm für uns getragen ist, sondern dass er es auch vorher gesagt hat, dass solche Stunden über uns kommen werden; und wir alle haben es auch schon erfahren, dass sie kommen. Seht in eure eignen Pilgerwege zurück; alles mag über uns ergehen, so lange es heißen kann: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.“ Aber wenn das kommt: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen.“ Und dann wird der Regenbogen der Gnade hoch aufgerichtet! „Ja, es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“ (Friedrich von Bodelschwingh)


Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe Mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will Ich mich dein erbarmen, spricht der Herr, dein Erlöser.

Der unausforschliche Reichtum der Gnade Gottes, die Gegensätze zwischen Seinem Bericht und Seiner Barmherzigkeit bilden den Inhalt dieses „köstlichen Gottesgedankens“. Er „verlässt“ uns nur einen kleinen Augenblick, aber „sammelt“ uns mit großer Barmherzigkeit - Er verbirgt Sein Angesicht nur im Augenblick des Zornes, aber Er erbarmt sich unser mit ewiger Gnade. Urteil vollstrecken ist nicht Seine Freude - Er ist wohl eifrig und stark zu strafen, aber viel eifriger und stärker zu retten.

Welch eine Ermunterung für alle Abtrünnigen, dass sie zurückkehren zu Ihm! sie sollen nicht mit Kälte, Vorwürfen und Strafen empfangen werden, sondern mit Vergebung und Güte. Der Vater im Evangelium, der den verlornen Sohn mit Liebe und Freude wieder aufnimmt, ist das Abbild davon, wie Gottes Gedanken über den Sünder, der Buße tut, zu Taten werden. Er geht ihm entgegen, Er gibt ihm den Kuss, das Kleid, den Ring, die Schuhe an seine Füße, das Festmahl. Zürnen liegt ihm fern, alle Verirrung und Entfremdung versenkt er in ewige Vergessenheit. - Das ist nicht nach der Weise eines Menschen, 0 Gott! Menschliche Liebe ist so leicht abgefühlt, so bald verweht, eine vorübergehende Wolke kann sie verdunkeln. Gott aber ist Licht und ist keine Finsternis bei Ihm, Er bleibt, wie Er ist, Er erbarmt Sich unser mit ewiger Gnade.

Es geht im geistigen, wie im natürlichen Leben: der Schatten geht von uns selbst aus, wenn wir die Sonnenstrahlen aufhalten so ist es auch nicht Gott, sondern unsere Sünde, welche den Schatten auf den Weg unsers geistigen Lebens und Wandelns wirft. Es scheint nur so, als ob Er uns verlassen hätte - die Sonne scheint hinter allen vorübergehenden Wolken hell und klar. Ein Stein oder hervorspringender Felsen hält den Fluss eines großen Stromes nur für einen kleinen Augenblick auf - eben nur „einen kleinen Augenblick,“ dann strömt er tief und ruhig weiter, in der vollen Kraft der ewigen Gnade.

An mir ist es, den Hinderungsgrund aufzusuchen und zu entfernen, der den Gnadenstrom aufhält - die dazwischen getretene Wolke zu entdecken, die mir Gottes Angesicht verbirgt - der geheimen Ursache nachzuforschen, die mein inneres Leben matt und kalt macht, bestehe sie nun in Gleichgültigkeit, in Unterlassungssünden, in zunehmender Lust an der Welt, oder in Widerstandslosigkeit bei Versuchungen. Ach wie wenig gehört dazu, die Augen der Seele zu blenden und zu verdunkeln - welch ein kleiner Wurm vermag schon den Kürbis zu verderben und welken zu machen - wie bald kann es kommen, dass Gebet, Glauben und Liebe kalt werden und keinen Aufschwung zu Gott mehr nehmen können.

„Es ist der Herr, dein Erlöser,“ der in unserm Vers redet, zu Ihm müssen wir aufsehen und Gnade und Kraft, Wiederbelebung und Frische von Ihm erbitten. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.

Darum allein auf Dich,
Herr Christ! verlass ich mich;
Dann kann ich nicht verderben,
Dein Reich muss ich ererben,
Denn Du hast mir's erworben,
Da Du für mich gestorben.
Führ auch mein Herz und Sinn
Durch Deinen Geist dahin,
Dass ich mög alles meiden,
Was mich und Dich mög' scheiden,
Und ich an Deinem Leibe
Ein Gliedmaß ewig bleibe. (John Ross MacDuff)

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