2. Timotheus 2,24
Andachten
Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, lehrhaftig, der die Bösen tragen kann mit Sanftmut.
Ein Knecht des Herrn ist Jeder, der Christo dient, sei es auch auf der niedrigsten Stufe; auf die Sache kommt es nicht an, sondern auf die Treue. Alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn, und nicht für die Menschen. Solch ein Knecht Christi soll aber nicht zänkisch sein, nicht jähzornig, nicht gleich Streit anfangen, wenn ihm nicht Alles so entgegen kommt, wie er es haben möchte. In vielen Knechten Christi steckt noch ein gehässiges, zänkisches Wesen, eine Rechthaberei, die nichts annehmen und sich nichts will sagen lassen; die leidige Eigenliebe ist noch immer da, und ist voll Gift und Galle, wenn sie angegriffen wird. Erst wenn das zänkische Wesen weg ist, kann man auch freundlich sein. Die gewöhnliche Freundlichkeit ist nur eine Schminke; was nicht aus Gott geboren ist, hat keine Wahrheit und keine Dauer. Viele Gesichter tun gar freundlich gegen einander, aber unter solchen Mienen stecken doch steife Herzen; es fehlen nur Gelegenheiten, so kommt diese Steifheit ans Tageslicht. Die Freundlichkeit eines Knechtes Christi kommt aus der inneren Gebrochenheit und der geistlichen Armut. Es ist ein himmlischer Schmelz, der über das ganze Leben gegossen worden ist, voller Gnade und Wahrheit, wie Christus selber. Auch lehrhaftig soll ein Knecht des Herrn sein. Der Glaube bringt auch Ordnung in die Gedanken und hat eine ganz andere Überzeugungskraft, als die zusammengeworfene Gelehrsamkeit. Man ist lehrhaftig nicht nur im Lehrfach, sondern so oft man einwirken kann auf das Gemüt eines Andern, und Zeugnis ablegt von der Hoffnung, die im Herzen ist. Solch ein Mensch kann auch die Bösen tragen mit Sanftmut. Er kann Manches von sich sagen, oder über sich ergehen lassen, er erbittert sich nicht; er kann seiner mächtig bleiben im Umgang mit den allerwiderlichsten Charakteren. Der Glaube gibt Kraft, auch die unerträglichsten Menschen zu tragen; man sagt sich eben im Stillen: Der Herr trägt ihn, sollte nicht auch ich ihn tragen können? Auch mich ja trägt der Herr, und der Abstand von dem schlechtesten Menschen bis zu mir ist doch nichts gegen den Abstand von mir selber bis zum Herrn! (Friedrich Lobstein)