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Römer 13,12

Römer 13,12

Andachten

Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen.
So ruft uns die Epistel am ersten Adventsonntage zu, und verkündigt uns damit die Adventszeit als eine Morgenzeit, den Adventsruf als einen Morgenruf. So ziemt es uns denn auch, sie als eine Morgenzeit zu feiern und zu benutzen; denn Morgenstunde hat Gold im Munde, und ist der Anbruch heilig, so ist der ganze Tag heilig; ist der Anfang des Kirchenjahres ein gesegneter, so wird auch das ganze Jahr ein gesegnetes sein. Was tut der Mensch aber am Morgen? Er wacht auf und steht auf. So wollen auch wir, wir morgen bis jetzt in Sicherheit und Sorglosigkeit, in Selbsttäuschung und Selbstverblendung geschlafen haben, oder nach der ersten Erweckung wieder schläfrig, nach der ersten Liebe wieder lau und matt geworden sein, aus unserm geistlichen Schlafe aufwachen, uns den Schlaf aus den Augen reiben, uns neu aufraffen und ermannen und aufstehen. Wenn Einer noch so schlaftrunken wäre und seine Augen noch so sehr mit Müdigkeit kämpften, sollte er nicht munter werden, wenn man ihm zuriefe: „Wache auf, stehe auf! Der Sohn des Königs, der Erbe seines Thrones ist gekommen; er steht vor deiner Tür! Er will bei dir einkehren! Er hat dir viel Geschenke mitgebracht! Er will dich aus aller deiner Not herausreißen! Er will alle deine Schulden bezahlen! Du sollst diese deine elende Hütte verlassen, er will dich mit sich nehmen in seine Stadt! Er will dich als seinen Bruder betrachten! Er will dich dereinst neben sich zu seiner Seite auf seinem Throne sitzen lassen!?“ Das aber ist es, was uns jeder Advent von Neuem verkündigt. - Was tut der Mensch ferner am Morgen, wenn er aufsteht? Er zieht sich an. So wollen auch wir anziehen die Kleider des Heils, anziehen den Herrn Jesum Christum; ablegen die Nachtkleider, die Werke der Finsternis, und anlegen die Waffen des Lichts. Denn Kleider machen Leute. Durch das Kleid Jesu Christi werden wir erst etwas zum Lobe seiner Herrlichkeit. Durch das Kleid Jesu Christi gewinnt Er erst in uns eine Gestalt, so dass Gott uns nicht mehr ansieht, wie wir sind, in unsern Sünden, sondern Christum in uns ansieht in der Fülle seiner Tugenden und Verdienste. - Was tut endlich der Mensch am Morgen, wenn er sich angezogen hat? Er geht an seine Arbeit und beginnt sein Tagewerk. So wollen auch wir ehrbarlich wandeln als am Tage, das Ehrenkleid Jesu Christi nicht wieder beflecken durch neue Sünden und Missetaten, und in unserm Reden, Tun und Lassen, in unserm Verhalten gegen Freund und Feind, unter Freuden und Leiden, im häuslichen und im öffentlichen Leben beweisen, dass wir Jünger Jesu sind. Die Nacht ist vergangen, der Tag ist herbeigekommen. So lasst uns wirken die Werke des Herrn, so lange es Tag ist! (Friedrich Arndt)


Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen; darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts!
Wie steht es unter uns? Ist niemand da, von dem man sagen muss, dass er am hellen Tage des Heils noch schläft und träumt und darüber Stunde um Stunde seines Lebenstages verrinnen lässt und hinüberschläft in die Ewigkeit, um dort erst zu erwachen, wo es zu spät ist, noch sein Heil zu schaffen? Ach ich fürchte, die Menge der Schläfer ist größer in der Christenheit, als die meisten unter uns meinen wahrnehmen zu dürfen: in ungleich höherem Grade ist uns das Heil jetzt näher, als den Christen damals, da der Apostel Paulus den Römern schrieb. Die Zeichen der Zeit sind ernst, auf sie nicht achten, ist Unverstand und Torheit. Es gilt also, bei Zeiten sich zu scheiden von dem bösen Wesen der Welt, von ihrem ungöttlichen Tun, von ihrer oft verschuldeten Blindheit, und die Zeit auszukaufen, die uns noch zu Gebote steht, um das Lämpchen mit dem Öl des Glaubens zu versorgen und sich durch den eilenden Lauf der Jahre aus der Sicherheit wecken zu lassen!

Von der Welt haben wir nichts Gutes zu erwarten, darum wollen wir mit ihrem Wesen unverflochten bleiben und die Waffen des Lichts anlegen, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe, von reinem Herzen und gutem Gewissen und ungefärbtem Glauben. So kaufen wir die Zeit recht aus. Amen. (Justus Nikolaus Ripke)


Die Nacht ist vorgerückt, der Tag herangenaht. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
Nacht nennt Paulus den gegenwärtigen Stand der Christenheit, und doch jubelt er in der Gnade, dankt für alles und verherrlicht Gott in allem. Dennoch heißt er unsere Gegenwart noch nicht Tag, sondern Nacht. Denn er denkt nicht nur an sich selbst und seinen eigenen Anteil an Gottes Liebe, auch nicht nur an die Christenheit und das, was sie durch Jesus geworden ist, sondern schaut auf die Menschheit mit ihrer Schuld und ihrem Jammer. Paulus blieb ihr Glied und rang mit ihrer Sünde und litt unter ihrem Jammer. Ist Gott, fragte er, nur der Juden Gott? Und er antwortete: Nein! Er ist auch der Gott der Völker. Die Christenheit darf ebenso wenig meinen, Gott sei nur ihr Gott. Er ist größer als unser Herz und die in unser Herz gelegte Gnade; er ist auch größer als die Christenheit, und das, was sie in ihrer Gemeinschaft erarbeitet und besitzt, reicht bei weitem nicht aus, um sichtbar zu machen, was Gott schaffen wird. Das wird erst dann offenbar, wenn Gott alles, was sein Werk ist, mit seiner Herrlichkeit erfüllt, und dies geschieht erst durch Christus in seinem künftigen Reich. Darum heißt Paulus unsere Gegenwart Nacht, aber nicht eine bleibende, unbewegliche, endlose, sondern eine weichende Nacht, die sich zum Tag hinbewegt. Die nächtliche Art unseres Lebens zeigt sich darin, dass es noch mit Gefahr verbunden ist. Wir bedürfen noch Waffen, und solange uns solche unentbehrlich sind, ist der Tag noch nicht da. Dieser verscheucht die Gefahr. Im Dunkeln leben zu müssen, ist deshalb gefährlich, weil es uns verleitet, die Werke der Finsternis zu tun, die lichtscheuen Werke, die die Heimlichkeit nötig haben, damit sie nicht als schändlich erwiesen seien, all das, was nur mit einem gefälschten Titel und unwahren Schein geschehen kann, alles, was seine boshafte und gottlose Art unter einem unechten Glanz versteckt. Dieser Glanz kann uns nur locken, solange es Nacht ist; fällt auf ihn das Licht, so ist die Verwerflichkeit dieser Werke offenbar. Christus ist aber nicht nur einst das Licht, das die Nacht beenden und den hellen Tag herbeiführen wird, sondern ist auch jetzt bei uns und durch ihn wird uns das Licht als unsere Waffe gegeben, die uns auch in der dunklen Welt unangreifbar macht und die Werke der Finsternis verscheucht.
Herr Gott, dein Tag ist uns verheißen, damit wir uns seiner freuen, auch wenn wir im finsteren Tal wandeln mitten im Getriebe dieser dunklen Welt. Sende uns, wenn wir uns im Finstern verirren, einen Strahl Deines Lichts, damit wir unser Antlitz dahin wenden, wo die Nacht vergangen ist und der Tag scheint. Amen. (Adolf Schlatter)


Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen; so lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
Der Tag ist der Gnadenstand, die Sonne aber an diesem Tage ist Christus, denn ein geistlicher Tag muss eine geistliche Sonne haben. Die natürliche Sonne erleuchtet. Wo Christus und sein heiliges Evangelium angenommen wird, da erkennt man Gott in seiner Güte und Freundlichkeit. Die Erkenntnis entzündet und treibt das Gemüt zur Liebe Gottes. Man erkennt sich selbst in seiner Nichtigkeit; diese Erkenntnis lehrt uns das Irdische verschmähen. Die natürliche Sonne erwärmt. Wo Christus im Glauben erkannt wird, da erwärmt er das Herz mit seiner Liebe und mit süßem Trost. Von Natur ist das Herz kalt in der Liebe gegen Christus, kalt zum Guten; aber durch die Liebe Jesu wird es angezündet, warm und eifrig gemacht zu guten Werken. Paulus spricht, dass die Liebe Gottes ausgegossen sei in unser Herz durch den heiligen Geist. In Christo erkennen wir die Liebe Gottes gegen uns und schmecken sie nicht als ein Tröpflein sondern als einen Strom. Denn Gott hat in Christo sich selbst uns mitgeteilt mit allem, was er hat und vermag. Das tut die höchste Liebe. Dieser Strom ergießt sich durch den heiligen Geist in unsere Herzen. Wenn der heilige Geist zugleich mit unserm Geiste zeugt, d. h. wenn er uns durch unsere eigene Erfahrung überzeugt, dass wir Kinder Gottes sind. Wie nun ein Strom alles mit sich reißt, was er ergreift, so zieht uns die Liebe Jesu, wenn sie von uns empfunden wird, vom Bösen kräftig ab und reißt uns zum Guten, dass wir dem Bösen feind werden und das Gute mit Lust und Freude tun. - Die natürliche Sonne erfreut. Wo Jesus ist, da ist Freude. Er ist die einige Quelle aller wahren, lebendigen Freuden, und sein Brunnen hat Wasser die Fülle. Wo Jesus nicht ist, da mag das Herz nimmer froh sein auch in den süßesten Wollüsten; und wo Jesus ist, da muss das Herz immer froh sein auch im bittersten Kreuze. - Die natürliche Sonne macht das Erdreich fruchtbar. Wo Christus ist, da sind die Früchte des Geistes Christi: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Der Geist Christi ist nimmer müßig in der Seele, sondern regt und treibt von einer Tugend zur andern. Unser Glaube ist keine tote Wissenschaft sondern eine lebendige Kraft, dadurch wir in Christum gepflanzt, aus Christo Saft und Kraft ziehen zu grünen, zu blühen und Frucht zu bringen in guten Werken. Wie die Sonne mit ihren Strahlen allen Kreaturen Gedeihen und Wachstum bringt, so bringt Christus durch sein Evangelium das geistliche und ewige Heil. (Heinrich Müller.)

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nt/45/roemer_13_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
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