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Lukas 22,42

Lukas 22,42

Andachten

Vater, es geschehe Dein Wille.
Der HErr Jesus hatte oft mit einem heiteren Gemüt an Sein bevorstehendes Leiden gedacht, und davon geredet, da Er aber am Abend vor Seiner Kreuzigung mit Seinen Jüngern in den Garten Gethsemane gegangen war, fing Er an zu trauern, zu zittern und zu zagen, und sagte: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod. Damals zog sich nämlich der göttliche Trost von Seiner menschlichen Seele zurück, und das Leiden und der Tod stellte sich derselben in der schrecklichsten Gestalt dar, so dass Er das größte Grauen davor empfand, und seine ganze menschliche Natur aufs Heftigste dadurch erschüttert wurde. So sollte es aber gehen. Er als Mittler, an dem sich die Gerechtigkeit Gottes offenbaren wollte, durfte Sich nicht unter dem Gefühl der göttlichen Tröstungen zum Leiden und Sterben ergeben, wie es von den Märtyrern zu geschehen pflegte, sondern sollte den Tod und Alles, was voranging, in der schrecklichsten Gestalt ansehen, und alsdann Seinen Willen dazu ergeben, damit diese kostbare Aufopferung Seines Willens oder dieser Sein heiliger Gehorsam ein Ersatz alles Widerstrebens und Ungehorsams der Menschen sein könnte. Er selbst widerstrebte bei dem Grauen, das Er vor dem Leiden und Tod empfand, Seinem himmlischen Vater keinen Augenblick. Als Mensch bat er Sich den Leidenskelch ab, aber nur in dem Fall, wenn es möglich sei, dass er an Ihm vorüber gehen könnte. Er sagte: Vater willst Du, so nimm diesen Kelch von Mir; folglich begehrte Er solches nicht auf eine ungestüme Weise, und setzte ausdrücklich hinzu: nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe. Der Wille des HErrn Jesu, welcher nicht geschehen sollte, war der Wille Seiner menschlichen Natur. Er fühlte denselben, und es war ein gerechter Wille; denn Gott hat selber die menschliche Natur gebildet, das Leiden und den Tod nicht zu wollen, weil beides etwas Widernatürliches ist, und nur der göttliche Wille verursacht, dass man ich in beides willig ergeben kann. Der HErr Jesus erkannte die schuldige Unterwürfigkeit des schwachen menschlichen Willens unter den göttlichen aufs Deutlichste, und sagte deswegen zu Seinem himmlischen Vater: nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe. Es wurde durch Sein dreimaliges heftiges Gebet, wozu Ihn ein Engel stärkte, erhört, und Er wurde von dem Grauen befreit, wie Hebr. 5,7. gesagt wird: Sein menschlicher Wille wurde an den göttlichen so fest gleichsam angeheftet, dass Er hernach bei einem Versuch, den Petrus machte, Ihn von der Gefangennehmung zu befreien, sagte: meinest du, dass Ich nicht könnte Meinen Vater bitten, dass Er Mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel, (aber ich will’s nicht tun) wie würde sonst die Schrift erfüllt? Es muss also gehen, Matth. 26,53.54., ja dass Er hernach gar keinen Versuch mehr machte, Sich das Geringste von Seinem Leiden abzubitten. Also war denn das Leiden und der Tod Jesu der lauterste Gehorsam. Er war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz, Phil. 2,8. Gleichwie nun durch Eines Menschen (Adams) Ungehorsam viele Sünder worden sind, also auch durch Eines Gehorsam werden viele Gerechte, weil ihnen der Gehorsam Jesu durch den Glauben zugerechnet wird. Bei diesem Glauben stärke Er mich auch durch den Heiligen Geist, die dritte Bitte des Vater Unser immer von Herzen zu beten, und meinen menschlichen und oft widerstrebenden Willen dem göttlichen aufzuopfern. (Magnus Friedrich Roos)


Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.
Hat es je eine ähnliche Ergebung in in Gottes Willen gegeben? Das Leben Jesu war ein fortgehendes Märtyrertum. Von der Krippe in Bethlehem an, bis zum Kreuze auf Golgatha, lichteten sich fast nie die Wolken, vielmehr sammelten sich dieselben immer dunkler und drohender um Ihn, bis sie sich über Sein geweihtes Haupt bei Seinem letzten Todesschrei ergossen. Doch, auf Seinem ganzen Leidenswege kam kein murrendes Wort über Seine Lippen. - Das schmerzensreichste aller schmerzensreichen Leben war zugleich das Beispiel der vollkommensten Ergebung in den Willen Gottes.

„Nicht Mein, sondern Dein Wille“. war der Wahlspruch dieses wunderbaren Lebens! Als Er auf die Welt kam, verkündigte Er also Sein Kommen: „Siehe, ich komme zu tun, Gott, deinen Willen,“ und als Er dieselbe verließ, hören wir in der Seelenangst von Gethsemane dasselbe Gebet: „Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie Ich will, sondern wie Du willst.“

Leser, ist dieser Sinn auch der deinige? Ach, was sind deine Prüfungen im Vergleich zu den Seinigen! Was die Wellen in der Flut deines Schmerzes, gegen die Trübsalswogen die über Ihn zusammenschlugen! Wie kannst du murren, wenn Er, das reine Gottes-Lamm, nicht murrte? Seine Leiden. zerreißen ein Herz, auf welchem nie der geringste Schatten der Sünde und der Schuld geruht. Deine schwersten Leiden hast du verdient, ja sie sind viel geringer als dein Verschulden. Wirst du manchmal versucht, die Treue und Liebe Gottes zu bezweifeln, weil sie dir irgend eine besondere Prüfung auferlegt? Frage dich, hätte Jesus so gezweifelt? Sollte ich die „Geheimnisse Gottes“ zu erforschen suchen, wo Er, in einfältigem Kindessinn, mit der Erklärung zufrieden war: Ja Vater, also war es wohlgefällig vor Dir!“

„Ja, Vater!“ Betrübte Seele! „Über die alle Wetter gehen“ und du Trostlose! Nimm dieses Wort, auf welches dein Herr Sein leidensvolles Haupt zur Ruhe gelegt, und mache es, wie Er es tat, zum Grunde deiner Ergebung!

Das kranke Kind wird den bittersten Trant aus des Vaters Hand nehmen. „Soll ich den Kelch nicht trinken, den du, o Gott, mir gibst?“ Lass es meine Stellung sein, geduldig in den Armen deiner züchtigenden Liebe zu ruhen und mich an der Gewissheit zu erfreuen, dass alle deine Bestimmungen, wenngleich unbedingt, doch nie willkürlich sind, dass vielmehr eine gnädige und heilige „Notwendigkeit“ sie alle ordnet. „Mein Vater! Gott des neuen Bundes! du Gott, der Jesum nicht verschonte! Vor dir muss jedes murrende Wort verstummen!“

Wenn du dich tief versenkt in Jesu Sinn der Ergebung, dann wirst du dem härtesten Kreuze getrost entgegengehen, ja es mit den Worten begrüßen können, „Ja, Herr, es ist gut, eben weil es dein teurer Wille ist. Nimm mich, gebrauche mich, züchtige mich, wie es wohlgefällig ist vor dir: Mein Wille ist der deinige. Diese Prüfung ist dunkel; ich kann das „Warum“ und „Wozu“ derselben nicht verstehen, doch, nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Mein Kürbis ist verdorrt; ich kann die Ursache einer so baldigen Auflösung der geliebten irdischen Stütze nicht begreifen; die menschliche Vernunft fragt vergeblich, weshalb jene Blätter irdischer Erquickung so früh in Schmerz dahinwelken mussten; doch, ich weiß genug, der Herr verschaffte den Wurm. „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“.

O, wie ehrt die gedemütigte Seele den Herrn, indem sie also still und stumm ist inmitten Seiner dunkeln und unbegreiflichen Führungen, und darin einen Teil der nötigen Erziehung erkennt, für jene Welt, wo es keine Sünde, kein Leid und keinen Tod gibt, und wo die Kleider die weißesten sein werden, die hier in Leiden getaucht, in Tränen gebadet wurden!

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