Markus 8,6
Andachten
Und er nahm die sieben Brote und dankte, und brach sie, und gab sie seinen Jüngern, dass sie dieselben vorlegten; und sie legten dem Volke vor. Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte, und hieß dieselben auch vortragen. Sie aßen aber und wurden satt.
Den Vorzug haben gläubige Christen, welche sich zu Christo Wort halten; dass sie immer im Hause eine Kornkammer haben, welche man nicht sehen kann und die sich nie leert. Es ist oftmals zu verwundern, wie große Familien mit dürftigem Einkommen durch schlechte Zeiten kommen; ihre Kinder wachsen frisch heran und werden wohl versorgt, während manche Reiche an ihrem vollen Tische mit krankem Leibe und mit blassem Gesichte und kummervollem Gemüte sitzen. Das macht alles der Segen Gottes. Wolle nur nicht sehen, wo du deinen Unterhalt hernimmst, sondern traue dem Segen Gottes, den du nicht siehst, er wird dich schon durchbringen. Zähle nicht die große Kinderschar und die wenigen Groschen deines Verdienstes; dies Zählen tut nicht gut, wenn man mit so großen Summen, wie dem Segen Gottes zu rechnen hat. Ist dir dies heimliche Kapital zu klein und zu unsicher, wer weiß, Gott möchte es ganz einziehen, und dann wärst du fürwahr ein armer Mann, selbst wenn du Salomos Schätze hättest. Denke doch fleißig an das Wort eines erfahrenen Mannes im Alten Testamente, welches heißt: „Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen oder seinen Samen nach Brot gehen.“
Freilich, es machen manche große Ansprüche. Sie sind gewohnt im Vollen zu leben und alles doppelt und zehnfach zu haben. Ihre Kleidung muss nach der neuesten Mode sein, ihr Tisch muss schmackhafte, ausgesuchte Speisen haben, ihr Haus muss aufs Beste eingerichtet sein. Wenn die ein paar Stufen heruntersteigen und sich etwas knapper einrichten müssen, so geht es ihnen ans Leben, und sie können sich so wenig darein finden, als wenn sie völlig verarmt wären. Mancher Arme würde aber Gott danken, wenn er nur so viel hätte als sie, die ihrer Klagen kein Maß wissen. Das ist eine undankbare Ungenügsamkeit, der es widerfahren kann, dass Gott den Vorrat noch schmaler macht, damit sie sich bescheiden lernt. Für solche ist die Geschichte von der wunderbaren Speisung nicht da; denn es steht gar keine Verheißung darin, dass sie im Überflusse leben und reich sein und bleiben sollen. Der Herr Jesus hätte in der Wüste mit demselben Segensworte auch wohl einen Tisch decken können, dessen sich kein König zu schämen brauchte. Er hätte die schönsten Weine und die ausgesuchtesten Leckerbissen im Überflusse herbeischaffen können. Das tut er aber nicht: Brot und etwas Fisch dazu, das ist die ganze Mahlzeit, womit der König der Könige seine Gäste speist. Einen gefunden Trunk Wasser mögen sie sich dazu mit ihren Händen aus dem nächsten Bache schöpfen. Man wird ihm nicht nachsagen, dass er aus seiner Gemeinde Schlemmer und Prasser gemacht hat. Nur die nötigsten Nahrungsmittel verschafft er ihnen; die aber auch so reichlich, dass sie alle satt werden. Er will sie damit lehren, was der Apostel schreibt: Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässt sich genügen. Was heißt aber, sich genügen lassen? Heißt das, so viel Geld und Gut im Voraus haben, dass man wohlhabend oder reich ist? Der Apostel hat auch das zur Lehre für die Nimmersatten hinzugesetzt und spricht: Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, so lasst uns begnügen. Das wird vielen zu wenig sein, sie hätten gern noch eine gute Summe überher auf Zinsen stehen, und doch sollten sie Gott danken, dass sie eine solche Verheißung haben. Nahrung, Kleidung, Obdach sind die Dinge, welche wir notwendig haben müssen; das weiß Gott wohl, darum hat er sie uns zugesichert, und wir sollen ein jedes richtig zu seiner Zeit erhalten. Ist das nicht eine gute Lebensversicherung, und kann man nicht ohne Sorgen durch die Welt gehen, wenn man weiß, dass es an diesen Stücken nicht fehlen wird? Oder ist jemand, dem die Versicherung bei dem reichen treuen Gotte zu unsicher dünkt? O, Schmach über das ungläubige Herz des Menschen, welches den Versicherungen lügenhafter Menschen traut und trotz der Versicherungen des wahrhaftigen Gottes Hungers zu sterben fürchtet! (Kornelius Münkel.)